Liebe ahoi
Besonderes gewesen, statt im Zelt im Wohnwagen zu übernachten. Nicht, dass sie das jemals gestört hätte. Im Gegenteil. Ihre Kindheit verband sie mit Erinnerungen an Bäder in Wildbächen und Nächte unter freiem Himmel in Campingplatzdiscos. Die Flitterwochen hatten sie und David in einem Grand Hotel in Venedig verbracht, ein elegantes ehrwürdiges Hotel, das sie damals ein wenig eingeschüchtert hatte. David hatte sich die ganze Zeit darüber amüsiert, dass sie ihre Gewohnheit, aufzuräumen, ehe der Zimmerservice kam, nicht so schnell ablegen konnte.
Bis auf ein paar verlängerte Wochenenden in New York war das bisher die einzige Reise, die sie gemeinsam unternommen hatten. Sie hatten zwar ein paarmal längere Urlaube gebucht, sie jedoch immer in letzter Minute absagen müssen, weil David etwas dazwischengekommen war.
Aber jetzt waren sie hier! Und es war grandios! Wenn Callum das nur sehen könnte … Sarah erstarrte.
»Was ist los?« David reichte ihr eine Champagnerflöte und sah sie überrascht an. »Du machst plötzlich so ein ernstes Gesicht.«
»Ach, nichts.« Sarah zuckte mit den Schultern. »Ich bin einfach nur überwältigt. Ich wette, das hier kostet mehr, als ich in einem halben Jahr verdiene.«
David beugte sich vor und küsste sie liebevoll, zum ersten Mal seit einer Ewigkeit. »Du bist es mir wert.«
»Das wäre richtig eindrucksvoll, wenn L’Oreal es nicht zuerst gesagt hätte«, antwortete sie lächelnd.
Sie schlang die Arme um seinen Nacken und küsste ihn. Seine Hände umfassten ihr Gesicht, und sie spürte die Wärme seines Körpers, als er seine Hüften gegen sie presste. Eine Woge des Glücks erfasste sie. Ihr Liebesleben hatte sich im Laufe der letzten Monate definitiv abgekühlt und war eher … na ja … mechanisch geworden. Aber dieser intime, leidenschaftliche Kuss und seine Berührung fühlten sich genauso an wie früher. Jetzt würde David sie gleich hochheben und nach oben ins Bett tragen und …
Er schaute auf seine Armbanduhr. »Verdammt. Ich hatte den anderen versprochen, dass wir uns um zwei in der Hauptbar treffen.«
Er dachte gar nicht daran, sich über ihr enttäuschtes Gesicht zu wundern.
»Können sie denn nicht warten? Sie amüsieren sich doch bestimmt auch ohne uns. Und außerdem …«, sie lächelte und reckte sich, um ihn wieder zu küssen, »… können wir uns ja beeilen.«
Gut, dass sie die Augen nicht geschlossen hatte, sonst wäre ihr Kuss ins Leere gegangen, denn er duckte sich. DUCKTE SICH! Und meinte: »Komm, Schatz, es dauert sicher nicht lange. Ich mache es später wieder gut.«
Seine Stimme hatte ungefähr die gleiche emotionale Tiefe wie ein Hundekakabeutel. Er beugte sich noch einmal kurz vor und küsste sie auf die Nasenspitze. Die Nasenspitze!
Aber es brachte nichts, etwas zu sagen, denn er war schon auf dem Weg ins Bad. »Ich wasche mir schnell die Hände, dann können wir los.«
Sarah ließ sich auf die Couch fallen und versuchte, die vielen Gedanken zu ordnen, die ihr durch den Kopf schossen. Es war ihr erster Tag. Er war einfach nur ein guter Gastgeber und freute sich darauf, seine Kinder wiederzusehen. Denk dir nicht zu viel dabei. Wenn er sich erst einmal entspannt, wird alles wieder wie früher. Flipp jetzt nicht aus. Flipp. Jetzt. Nicht. Aus. Alles wird gut. Super.
Ein Geräusch an der Tür erregte ihre Aufmerksamkeit, und sie sah, dass ein weißer Umschlag unter der Tür hindurchgeschoben wurde. Sicher eine Nachricht, dass der Rest der Familie sie bereits erwartete. Rasch warf sie einen Blick auf den Brief und erkannte, dass er an sie adressiert war. Seltsam. Mona tat meist so, als würde Sarah gar nicht existieren, und Beth war keine, die die Initiative ergriff, also musste er von jemand anderem stammen.
Sie öffnete den Umschlag und zog ein Blatt Papier mit dem Logo der Vistatoria heraus. Darunter stand ein kurzer Text:
Sarah,
bitte sei mir nicht böse wegen unseres Gesprächs, aber ich habe jedes Wort ernst gemeint. Muss dringend noch einmal mit dir reden. Habe noch Resturlaub und daher beschlossen, mir ein paar Tage Auszeit zu nehmen. Habe mir eure Reiseroute angeschaut und eine gute Idee. Bitte triff mich nach eurer Ankunft in Monaco um zwölf Uhr mittags auf dem Platz.
Callum
Das Schloss an der Tür zum Bad klickte, und Sarah stopfte das Schreiben rasch in ihren BH.
»Fertig?«, fragte David.
Schultern straff. Breites Lächeln. Normalität.
»Fertig.«
Er hielt ihr die Tür auf, und sie nahm ihre Handtasche und schob
Weitere Kostenlose Bücher