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Liebe auf den ersten Klick

Liebe auf den ersten Klick

Titel: Liebe auf den ersten Klick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Garcia
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mich heraus. Ich spüre den Schweißfilm auf meiner Haut und klammere meinen Blick an die Schreibtischkante. Wenn ich meinen Kopf ganz still halte, muss ich vielleicht nicht kotzen.
    Miss Boje nippt an ihrem Wasserglas und legt sich die Hand auf die Brust, als müsse sie ein Rülpsen unterdrücken. »Nein, meine Liebe, das wird auch nicht nötig sein.« Sie verzieht das Gesicht, blickt auf die Unterlagen vor ihr auf dem Tisch, dann sieht sie wieder uns an. »Ein freiwilliges Ausscheiden aus der Firma ist nicht vorgesehen …«
    »Oh, ein Glück! Ich habe meinen Thailand-Urlaub schon gebucht …«, quietscht sie.
    »Na schön … ich will nicht um den heißen Brei herumreden. Können Sie beide uns einen plausiblen Grund nennen, Sie nicht zu feuern?«
    Wow. Damit hatte ich nicht gerechnet. Christie sieht mich an, dann wieder Miss Boje, während ich mich nicht rühre.
    »Wie war das gerade?« Christie krallt die Finger in ihren Matrosenkragen.
    »Die Firma muss ein bisschen abspecken.« Miss Boje mustert mich suchend. Ich wende mich ihr zu, während mein Magen erneut zu rebellieren beginnt. Jetzt bloß nicht an Speck denken! Und nicht an Fett denken! Ich schlucke und schmecke die Limo-Aspirin-Mischung auf der Zunge. »Und Sie beide könnten sozusagen das Fett sein.«
    »Wir sind das Fett?«, wiederholt Christie.
    »Ja.«
    »Wir sind das Fett«, sagt sie noch einmal. »Oh.«
    »Tut mir leid«, meint Miss Boje. »Wir haben uns Ihre Leistungen in letzter Zeit angesehen. Die zu viel bestellten Kerzen …« – ich spüre, wie Christie mir einen Blick zuwirft – »… die dämlichen Dessous-Slogans, die Fehlzeiten … Ich könnte noch weiterreden, aber ich werde es nicht tun. Also, das hier ist Ihre letzte Warnung. Wenn Sie noch einmal Mist bauen, sind Sie draußen.«
    »Das können sie nicht mit uns machen!«
    »Natürlich steht es Ihnen frei, sich an die Personalabteilung zu wenden«, fügt sie hinzu. Ein Schatten legt sich über ihre Züge, als sie uns zwei Umschläge über den Tisch zuschiebt. Wenn ich mich jetzt bewege, bin ich geliefert. »In der Zwischenzeit haben wir die Modalitäten schriftlich fixiert.« Sie mustert mich. »Haben Sie noch etwas zu sagen, Vivienne?«
    »Ich glaube, mir wird schlecht.« Ich schlage mir die Hand vor den Mund und laufe los.
    Die schriftlichen Abmahnungen liegen ungeöffnet auf unseren Schreibtischen. Ich drehe den Papierkorb um und stelle die Füße darauf ab. Manchmal hilft das, wenn einem übel ist. Inzwischen kann ich mir sogar vorstellen, eine Tasse Tee zu trinken.
    »Ich fasse es nicht, dass sie die Frechheit besitzt, uns als Fett zu bezeichnen. Ich meine, hast du dir mal überlegt, was für eine Kleidergröße sie trägt? Die fette alte Kuh, das ist …«
    »Schhh!«
    »Ist doch wahr! Die Sache mit den Kerzen ist allein meine Schuld. Wieso musstest du eine schriftliche Abmahnung bekommen?«
    »Weil ich deine Vorgesetzte bin und du unter meinen Fittichen arbeitest.« Seufzend reiße ich den Brief auf. Wie konnte ich nur derart Mist bauen? Ich lese, dass wir der Arbeit nur noch gegen Vorlage einer offiziellen Krankmeldung fernbleiben dürfen. Außerdem müssen wir uns eine Strategie überlegen, wie wir das ganze Jahr hindurch die bestellten Kerzen abverkaufen können. Für jedes einzelne Produkt muss ein detailliertes Portfolio erstellt werden. Das klingt nicht gut. »So schlimm ist es doch gar nicht. Immerhin haben wir noch unsern Job.«
    »Ich muss aber den Thailand-Urlaub bezahlen.«
    »Und ich die Miete.«
    »Dich trifft es nicht so hart. Immerhin hast du einen reichen Verlobten.« Einen Moment lang habe ich keine Ahnung, wovon sie spricht. Dann fällt mir ein, dass sie Rob meint.
    »Auf Männer ist sowieso kein Verlass«, brumme ich.
    »Das stimmt, aber ich wette, du bist trotzdem froh, dass er wieder da ist, oder?« Ich denke daran, wie geschockt ich war, als er heute Morgen nackt neben mir im Bett lag. Wie ich mich ins Bad geschlichen und meinen Schlafanzug übergezogen habe. Ich denke an die Müslischale in der Spüle und den klatschnassen Vorleger in der Dusche. Wie konnte all das passieren? Ich schließe die Augen. Plötzlich bin ich unendlich müde.
    »Viv?«
    »Was?«
    »Ich wette, du bist dem Schicksal unendlich dankbar.«
    »Ja, so was in der Art.« Ich lasse den Blick über die gesenkten Köpfe hinter den grauen Trennwänden schweifen. Ja, ich sollte dem Schicksal dankbar sein. Dafür, dass dies nicht meine Zukunft ist, weil ich habe, wovon jedes Mädchen träumt:

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