Liebe auf den ersten Klick
aufschreiben?«
Christie verdreht die Augen.
»Wir sind hier bei Barnes & Worth. Hier herrschen Anstand und Moral. Aber egal. Miss Boje und Schnuti haben sowieso keine Ahnung, woher die Dinger kommen.« Ich werfe einen Blick auf meine Notizen. »Und auch nicht, dass wir gleich zehntausend Stück bestellt haben.«
»Oh.« Christie pult an ihrem Nagellack herum.
»Los, Christie! Sie kommen in einer halben Stunde. Das ist unsere letzte Chance, ihnen zu beweisen, dass wir es draufhaben.«
»O Gott … mir fällt doch auch nichts ein. Vielleicht haben wir es ja tatsächlich nicht drauf.« Sie fährt sich mit der Hand übers Gesicht.
»Wir könnten den Bestand ins Online-Inventar überführen. Dann könnten die Kerzen dort als Dauerartikel abverkauft werden. In diesem Fall müssten wir nur noch beichten, wo sie hergestellt werden.«
»Das machen wir!« Sie ist völlig aus dem Häuschen ob meines Vorschlags. »Das ist genial!«
»Okay, ich rufe gleich in der IT-Abteilung an und frage, wie wir das bewerkstelligen können.«
Zehn Minuten später taucht Michael in einem lila Seidenhemd und einer samtenen Röhrenhose auf. Ich stelle ihm Christie vor, worauf er sie mit dem geübten Blick eines Viehhändlers bei einer Pferdeauktion in Augenschein nimmt, ehe er sich neben mich setzt, die Beine an den Knöcheln kreuzt und mit den Füßen zu wippen beginnt. Augenblicklich erfüllt sein durchdringender Moschusgeruch den Raum. Er zieht meinen Laptop heran und ruft den Online-Store auf.
»Wo willst du die Dinger hinhaben?«
»Keine Ahnung. In die Weihnachtsrubrik?«
»Aber das bringt nichts, wenn du sie das ganze Jahr über verkaufen willst …« Er lehnt sich zurück und verschränkt die Hände hinter dem Kopf, während nun seine Knie auf und ab wippen. »Sie sollten besser bei den Haushaltsartikeln stehen.«
»Oh, okay, dann zu den Haushaltsartikeln.«
Seine Finger fliegen über die Tastatur. »Ich brauche ein Foto.«
»Ich schicke dir eines per Mail.«
»Tja dann, kein Problem. Es wird allerdings ein bisschen heikel, sie einfach reinzustellen. Ich muss so tun, als wäre es ein IT-Fehler, und wir machen eigentlich keine Fehler. Ich tue das nur, weil du’s bist.«
»Danke, Michael. Ich bin dir was schuldig.« Ich lächle. »Einen Drink, meine ich«, füge ich eilig hinzu, als er sich mit der Zunge über die Lippen fährt.
Er steht auf und geht zur Tür. »Leider geht das nicht, Vivienne. Diese Gelegenheit hast du ein für alle Mal verpasst.« Er lässt die Hände an seinem Körper entlangwandern.
»Ehrlich?«
»Ja. Die Tage der Wanderschaft sind für mich zu Ende.«
»Was für ein Verlust für die Damenwelt.«
»Allerdings, Viv. All die Frauen, denen eine Kostprobe meiner eindrucksvollen Fähigkeiten entgangen ist.« Er sieht mich vielsagend an.
»Das heißt, du bist vergeben?«, hakt Christie nach.
»Das bin ich in der Tat, edles Fräulein Christie, und ich glaube, ihr beiden kennt das Objekt der Begierde meines Herzens und meiner Lenden.«
»Wie bitte?«
»Ich bin mit Miss Marion Harrison verlobt.«
Die Worte hängen im Raum. Christie starrt ihn einen Moment lang mit offenem Mund an, bis der Groschen fällt. »O mein Gott, du meinst Miss Boje!«, kreischt sie. Michael unterbricht sogar eine Sekunde lang sein Gewackel, während er über den tieferen Sinn ihres Spitznamens nachdenkt.
»Herzlichen Glückwunsch, Michael! Ich wusste ja gar nicht, dass ihr beiden … äh …«, stammle ich.
»Es miteinander tun? Na ja, eigentlich sind wir schon seit Jahren zusammen, aber mit Unterbrechungen.« Ein verträumter Ausdruck tritt in seine Augen. »Unglaublich, aber wohin ich auch gehe, zieht es mich doch immer wieder zu dieser süßen …«
»Gut, gut! Also, noch mal herzlichen Glückwunsch«, unterbreche ich, stehe auf und schiebe ihn hinaus.
»Bis dann.« Er zeigt mit dem ausgetreckten Zeigefinger und Daumen auf mich, dann zielt er auf Christie und drückt ab.
Als ich die Tür hinter ihm schließen will, packt er mich bei der Hand. »Und du bist zur Verlobungsparty eingeladen, Puppe«, fügt er zwinkernd hinzu.
»Tausend Dank, Michael.« Ich lächle, bis er in den Aufzug tritt. Dann versuchen wir, frische Luft in den Raum zu bekommen, indem wir die Klimaanlage auf volle Touren aufdrehen – im zwölften Stock lassen sich die Fenster nicht öffnen. Suizidgefahr.
»Ich fasse es nicht. Miss Boje wird heiraten«, staunt Christie.
»Allerdings.«
»Sie ist doch bestimmt zehn Jahre älter als er.«
»Tja, wo
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