Liebe auf den ersten Klick
für ein Typ?«
»Klein. Kolumbianer. Eine echte Granate im Bett.«
Ich muss Lucy wirklich bewundern – sie behauptet steif und fest, sämtliche Männer, die sie mit nach Hause nähme, würden ihr mindestens einen Orgasmus bescheren; wenn nicht, flögen sie hochkant raus. »Und … siehst du ihn wieder?«
»Klar. Wir sind Fuckbuddys.« Sie grinst und steht auf, um ein paar Servietten zu holen. Ihre Spitzenfigur bleibt nicht unbemerkt – die Anzugtypen glotzen ihr hinterher, als sie sich an ihnen vorbeischiebt. Sie drückt mir eine Serviette in die Hand und setzt sich wieder hin.
»Also gibt es nur einen Grund, weshalb du dich mit Reuben triffst, und der ist …«
»Vögeln. Genau.«
»Ihr geht nicht zusammen essen, sondern …«
»Vögeln.«
»Aber ihr unterhaltet euch doch auch bestimmt und so.«
»Eigentlich nicht. Wir vögeln nur.«
»Hör schon auf, ständig ›vögeln‹ zu sagen! Die Leute schauen schon her.«
»Na und?« Sie leert ihr Weißweinglas. »Tut mir leid, Süße, aber ich hab’s ein bisschen eilig heute. Ich muss gleich wieder los.« Ich schiebe meinen Teller weg, während sie nach der Rechnung verlangt. »Wie läuft’s bei dir so? Bist du über die geplatzte Hochzeit hinweg?«
»Darüber werde ich wohl bis zum Ende meines Lebens nicht hinwegkommen, außerdem treffe ich mich am Freitag mit ihm.«
»Okay, nur noch mal zur Sicherheit, ob ich es auch richtig mitgekriegt habe … Gehörst du auch zu diesen verrückten Weibern, die darauf abfahren, sich immer wieder demütigen zu lassen?«
»O Gott, ja, vielleicht!« Ich ziehe eine schockierte Grimasse.
Sie schüttelt nur den Kopf. Die Rechnung kommt, und Lucy bezahlt. Wir treten auf die Straße hinaus. Der Duft ihres Kakaobuttershampoos steigt mir in die Nase, als sie mich umarmt. »Hör zu, ich hab dich echt lieb und will nicht, dass dir jemand wehtut, das ist alles, okay?«, flüstert sie dicht neben meinem Ohr.
»Das weiß ich doch.« Einen Moment lang stehen wir da und halten uns bei den Händen wie ein Liebespaar beim Abschied am Flughafen. Dann ziehe ich das Foto aus der Tasche. »Willst du mal meine Konkurrenz sehen?« Sie betrachtet den Ausdruck flüchtig mit gerunzelter Stirn und gibt ihn mir wieder zurück. »Und, was sagst du?«
»Hübsch. Aber was kümmert dich das? Du läufst mit einem Foto von deinem Ex mit seiner neuen Verlobten durch die Gegend, schon mal darüber nachgedacht?« Sie sieht mich voller Sorge an. »Lass es gut sein, Viv. Diese Geschichte bringt dich sonst noch um den Verstand.« Wir umarmen uns ein letztes Mal, dann drückt sie mir einen Kuss auf die Wange. »Lass uns bald mal zusammen ausgehen. Eine Nacht auf der Piste, das ist genau das Richtige für dich.« Mit einem letzten Winken überquert sie die Straße und verschwindet in dem gläsernen Bürogebäude wie eine Königin in ihrem Schloss.
10
DOs und DON’Ts,
um den Ex zu beeindrucken
1. Du musst unter allen Umständen granatenmäßig aussehen.
2. Gib auf keinen Fall deine Gefühle preis. Sei freundlich und nett zu ihm, aber er soll das Gefühl haben, als wärst du längst über das Ende eurer Beziehung hinweg.
3. Erzähl von deinem Leben ohne ihn, von neuen Hobbys oder einem wichtigen Projekt bei der Arbeit. Um wieder attraktiv für ihn zu sein, musst du sehr beschäftigt wirken.
4. Keine Anrufe bei deinem Ex, keine Betteleien, euch wieder zu versöhnen.
5. Halte das Treffen und das Gespräch kurz und knapp, damit er Lust auf mehr bekommt.
6. Keine Zungenküsse. Und auch sonst keine Berührungen.
7. Keine Prahlerei mit einem neuen Freund, dass er reicher/attraktiver/witziger/behaarter oder besser ausgestattet ist, auch wenn es ihn wirklich gibt.
8. Nicht an den Haaren herumspielen.
9. Nicht heulen, drohen oder mit Gegenständen werfen.
10. Beim Abschied nicht klammern oder sonstige Versuche, ihn aufzuhalten.
Ich sehne den Freitag herbei, als hinge mein Leben davon ab, doch die Zeit kriecht im Schneckentempo voran. Wieso musste ich auch unbedingt Freitag vorschla gen? Hätte ich nicht den Dienstag nehmen und mir diese Quälerei ersparen können? Die Antwort liegt auf der Hand: Sollten wir uns versöhnen, haben wir gleich das ganze Wochenende, um wilden Sex zu haben, uns gegenseitig das Frühstück ans Bett zu bringen, Zeitung zu lesen und lange Spaziergänge zu unternehmen. Deshalb habe ich sicherheitshalber meinen Kühlschrank mit Räucherlachs, Frischkäse, Erdbeeren und Croissants bestückt. Sogar teuren Kaffee habe ich besorgt,
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