Liebe auf den ersten Klick
sie dir an, und dann bringen wir sie vollends zum Laufen, okay?«
»Ich bin dir wirklich dankbar.«
»Und noch was. Der Kerl von vorhin … der dich so plattgemacht hat …?« Er schüttelt den Kopf. »Der ist ein ganz mieses Schwein.« Ich lächle ihn an und spüre, wie sich meine Augen mit Tränen füllen. »Er hätte einfach gehen können. Aber nein, vorher musste er noch mal Salz in die Wunde streuen.«
Ich lege die Finger um seine trockenen, rissigen Hände. »Danke«, sage ich und sehe, wie seine schwarzen Augen umherschweifen – über Passanten, dann wieder kurz zu mir, ehe sie sich erneut auf Wanderschaft begeben. Und plötzlich ist mir klar: In finsteren Zeiten können die Menschen, von denen wir es am wenigsten geglaubt haben, zu rettenden Engeln werden, und die Freundlichkeit, die sie uns entgegenbringen – auch wenn sie noch so klein sein mag –, kann so entscheidend sein wie die Frage nach Leben oder Tod.
16
Er liebt mich nicht
Wenn du einen der folgenden Sätze hörst, gibt es keinen Zweifel, dass er dabei ist, dich in den Wind zu schießen. Sieh zu, dass du mit so viel Würde wie irgend möglich aus der Sache rauskommst.
1. Es liegt nicht an dir, sondern an mir.
2. Du bist echt ein supersüßes Mädchen …
3. Ich brauche ein bisschen Zeit, um mich selbst zu finden.
4. Ich bin im Moment nicht bereit für eine ernsthafte Beziehung und auch nicht für eine lockere oder sonst eine … mit dir.
5. Ohne mich bist du viel besser dran/du bist viel zu gut für mich/mir nicht gewachsen.
6. Ich ziehe weg/ich habe nicht mehr lange zu leben.
7. Ich kann dich nicht mehr sehen. Diese ganze Geschichte zwischen uns macht mich krank.
8. Hättest du eine bessere Figur, rote Haare oder diese deformierte Zehe nicht, könnte ich dich vielleicht lieben.
9. Ich glaube, ich reagiere allergisch auf deinen Speichel.
10. Ich will frei für jemanden sein, der meine Ansichten teilt.
11. Es ist nicht deine Schuld. Ich habe einfach nur keine Lust mehr, mir dein aufgequollenes Mopsgesicht anzusehen, glaube ich.
12. Wäre ich bereit für die Liebe, wäre ich nicht mit dir zusammen.
13. Wenn du häufiger mit mir schlafen würdest, müsste ich nicht fremdgehen.
14. Dein Geruch stößt mich irgendwie ab.
15. Meine Ex geht mir immer noch im Kopf herum.
Ich stehe vor meiner alten Wohnung. Beim Anblick der erleuchteten Fenster flattert mein Herz wie ein Fisch auf dem Trockenen. Es ist okay. Ich muss Ruhe bewahren. Ich bin nur hier, um meine restlichen Sachen abzuholen, und dann gehe ich wieder. Wieso habe ich dann für vierzig Pfund die Haare vom Friseur waschen und föhnen lassen? Ich sehe Sam den Vorhang zurechtzupfen. Elen der Eindringling! Los, verschwinde aus meiner Woh nung, meinem Zuhause!
Zögernd stehe ich vor der schweren Haustür und berühre die Messinghausnummer. Nr. 7 – eine Glückszahl. Das habe ich damals zu Rob gesagt, als wir hier eingezogen sind und uns auf der Schwelle geküsst haben. Jetzt wird die Tür von zwei italienischen Terrakottatöpfen mit Buchsbaumkugeln flankiert: alles schön symmetrisch und ordentlich. Das hat nichts mehr mit mir zu tun. Ich greife nach dem Löwenkopftürklopfer und lasse ihn gegen das Holz fallen. Von drinnen ist ein gedämpfter Ruf zu hören, gefolgt von Schritten auf der Treppe. Dann steht Rob mit einer gestreiften Kochschürze über seinem hellen Hemd und ohne Krawatte vor mir. Der Duft nach Currypulver und gebratenem Hähnchenfleisch weht mir entgegen. Er lächelt. Wieder einmal kann ich nur staunen, welche Aura der Gesundheit und Vitalität diesen Mann umgibt. Wie gebannt starre ich auf seinen perfekt geformten Kiefer und die Locken, die ihm ins Gesicht fallen und ihn fast unwirklich schön aussehen lassen. Ich beuge mich vor, um ihn zu küssen, doch er hat sich bereits abgewandt und läuft die Treppe wieder hinauf.
»Komm hoch«, sagt er, als wäre ich hier, um den Stromzähler abzulesen.
Im Wohnzimmer ist auf den ersten Blick ersichtlich, dass sie inzwischen eingezogen ist – überall Rüschen und sonstiger Schnickschnack. In der Ecke steht eine potthässliche Tischlampe mit Glasperlen um den Sockel, und auf dem Sofa sind langhaarige Kissen verteilt, die wie ein Yeti-Arsch aussehen. Über der Küche hängt eine dichte Dampfwolke. Ich sehe eine Kupferpfanne und Kühlschrankmagneten mit irgendwelchen dämlichen Sprüchen à la »der richtige Wein macht einen besseren Koch«.
»Sehr gemütlich«, bemerke ich.
Ȁh, ja, deine Sachen liegen im
Weitere Kostenlose Bücher