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Liebe auf den letzten Blick

Liebe auf den letzten Blick

Titel: Liebe auf den letzten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Beck
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die eigene Not ist doch immer die größte, oder?«
    »Hm«, murmelt sie.
    Ich reiße die Gummibärchentüte auf und halte sie Sophie hin. »Amelies Gute-Laune-Empfehlung.«
    »Nein, danke«, lehnt sie ab. »Normalerweise gern, aber danach müsste ich mir noch mal die Zähne putzen und dazu fehlt mir einfach die Kraft.«
    »Schläft Nora noch nicht durch, oder ist es nur die ungewohnte Umgebung?«, frage ich, als ob ich tatsächlich Ahnung von Babys hätte.
    Sophie dreht den Kopf zur Seite und gähnt. »Entschuldige, Mathilde … Nora schläft eigentlich nie richtig gut. Außer beim Autofahren. Aber im Moment spürt sie wahrscheinlich meine Unruhe. Babys sind da extrem empfindlich, sie reagieren auf jede Veränderung. Und der ganze Trubel heute setzt ihr eben auch zu. Hoffentlich beruhigt sie das Fläschchen.«
    »Das verstehe ich gut. Wenn ich mir vorstelle, ich käme mit zwei kleinen Kindern nach Hause und könnte nicht in die Wohnung … Ein Alptraum.« Ich lächle sie freundlich an. »Das muss ein ziemlicher Schock für dich gewesen sein. Wusstest du …« Ich breche ab, um ihr nicht das Gefühl zu geben, dass ich sie ausfragen will – obwohl natürlich genau das zutrifft. Ich bin doch sehr gespannt, Näheres zu erfahren. Auch wenn es eigentlich nur einen einzigen Grund geben kann: Mietschulden in beträchtlicher Höhe.
    Das Baby quengelt und strampelt unruhig mit den Beinchen. Sophie setzt die Flasche ab, legt sich ein weißes Tuch über die Schulter und hebt die Kleine hoch. »Sie muss ein Bäuerchen machen«, erklärt sie, klopft ihr sanft auf den Rücken. »Du meinst, ob ich keine Ahnung hatte?«
    »Nun ja … Aber ich will dich nicht aushorchen.« Ich nehme noch ein Gummibärchen und kaue genüsslich darauf rum. »Es sei denn, du möchtest mir dein Herz ausschütten, dann höre ich gern zu. Vielleicht kann ich helfen. Ich bin eine alte Frau, möglicherweise findet sich ja ein brauchbarer Rat im überquellenden Topf meiner Lebensweisheiten.«
    Sophie schüttelt lächelnd den Kopf. »Du bist bestimmt keine alte Frau, aber davon abgesehen, mir könnte nicht mal Methusalem helfen.« Sie seufzt erschöpft.
    »Wer weiß«, entgegne ich und fordere sie auf, die ganze Geschichte zu erzählen.
    Das Baby beglückt Sophie mit einem kräftigen Rülpser, wobei es einen Schwall Milch über Sophies Schulter spuckt. Sie beeilt sich, das Malheur mit dem Tuch aufzuwischen.
    »Es ist eine ziemlich unschöne Geschichte«, sagt sie.
    Ich mustere sie eingehend. »Von meiner Neugier mal abgesehen, Sophie. In einer Wohngemeinschaft teilt man alle Sorgen, einer der großen Vorteile. Man ist nicht allein und findet immer ein offenes Ohr. Wie in einer Familie. Und hier bin ich das Familienoberhaupt«, verkünde ich unbescheiden. »Also, schieß los!«
    Sie zieht das Kissen hinter ihrem Rücken hervor, legt es auf die Bank und bettet Nora darauf. Während sie mit einer Hand Noras Bauch im Uhrzeigersinn massiert, schenkt sie mir ein zögerliches Lächeln. »Im Grunde ist es mit wenigen Worten erklärt«, beginnt sie. »Wer sechs Monate lang die Miete schuldig bleibt, muss sich nicht wundern, wenn der Vermieter drastische Maßnahmen ergreift.«
    »Sechs Monate«, wiederhole ich verwundert und frage, wie lange sie schon hier wohnt.
    »Fast sieben Monate. Kurz nach Noras Geburt sind wir eingezogen.«
    Ich rechne eilig nach. »Das bedeutet, ihr habt noch nie Miete bezahlt und inzwischen die Kaution abgewohnt?«
    Sie nickt, peinlich berührt.
    Das klingt, als wären sie und dieser mysteriöse Torsten Mietnomaden. Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. »Entschuldige, Sophie, aber jetzt brauche ich was zu trinken«, sage ich und gehe zum Kühlschrank. »Für dich auch ein Bier?«
    »Ja, gern.«
    Das Bier im Kühlschrank gehört zwar Moritz, aber das istein weiterer Vorteil einer WG: Es ist so manches im Haus, das man selbst nie eingekauft hätte.
    Ich leihe mir eine der Flaschen, nehme zwei Gläser aus dem Schrank und kehre an den Tisch zurück.
    »Wie kam es denn dazu?«, frage ich beim Einschenken. »Bei uns hat der Vermieter darauf bestanden, dass wir einen Dauerauftrag einrichten.«
    »Bei uns auch«, bestätigt sie mit gesenktem Kopf. »Der Betrag sollte von Torstens Konto abgebucht werden. Wir hatten vereinbart, dass er die Miete bezahlt und ich für alles andere aufkomme. Krippe, Kindergarten, Lebensmittel und was wir sonst noch so brauchen.«
    »Guter Deal für ihn«, entfährt es mir.
    »Ja und nein«, widerspricht Sophie. »Da

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