Liebe auf eigene Gefahr Roman
Drew springt auf. Zwei der Läufer schwanken zu Cord hinüber, der der Länge nach hingefallen ist. Diverse Weichteile schlackern, als sie ihn wieder aufrichten. Einen Moment lang steht Cord benommen da, bevor er in Rockstar-Pose die Arme in die Luft wirft. Drew krümmt sich vor Lachen. »Das muss wehgetan haben.«
Während das Gelächter der Jungs sich zusammen mit ihren nackten Allerwertesten entfernt, stehe ich da und sehe ihn an. »Lass uns gehen.« Seine Augen weiten sich kurz, bevor er seine Hand in meine gleiten lässt. Nachdem er sich meine Sandalen geschnappt hat, schlendern wir durch die zikadenerfüllten Gärten, während das Rotlicht der anrückenden Campuswache von der alten Backsteinwand abprallt. Er führt mich durch die Anlage Richtung 14th Street, und ich schwebe dahin vor freudiger Erwartung – ein Rauschmittel, das ich so lange nicht mehr gespürt habe, dass mir die Muskeln davon wehtun. Als er die Schlüssel herausfischt, stehe ich direkt hinter ihm, spüre durch sein Hemd hindurch seine Wärme.
Er knipst die Schreibtischlampe in seinem Zimmer an. »Mein Zimmernachbar ist ausgeflogen.«
Ich schaue mich im aufgeräumten Zimmer um, sehe Wäsche unter dem Bett hervorlugen. Schließlich landet mein Blick auf einem Foto über dem Schreibtisch – vier blonde Kinder, die in einen Swimmingpool springen.
Zwei Mädchen, zwei Jungs, von denen einer … »Ist das Jay?«
»Du kennst Jay?«, fragt er überrascht und zieht zwei Bier aus seinem Minikühlschrank.
»Woher kennst du Jay?«
»Er ist mein Bruder. Warte mal, du kommst aber nicht aus Newton, oder?«
»Aus Vermont.« Ich drehe dem Schreibtisch den Rücken zu. Er lässt die Flaschen stehen und geht zu mir, legt seine Hände leicht auf meine und drückt mich so aufs Holz. Dann lehnt er sich vor und gibt mir einen süßen, hinreißenden Kuss.
»Du bist so verdammt schön«, murmelt er, bevor er mich wieder küsst. Meine Handflächen schießen zu seinen Wangen, pressen seinen Kopf gegen meinen, pressen Jakes Spuren in die Vergessenheit. Seine Finger gleiten an meinen nackten Armen hoch und ziehen mich dann nach vorne, zum Bett. Lachend lassen wir uns fallen. Ohne die Lippen von mir zu lösen, streckt Drew die Hand zum Nachttisch aus.
»Warte.« Ich berühre seinen Arm. »Ich denke, nicht, dass wir …«
»Nein, ich wollte nur …« Er schaltet die Stereoanlage an.
»Ach so.« Ich werde rot. Er lächelt, und seine Augen fallen zu, während wir weiter ineinanderfließen und ich mich in der Ekstase verliere, hier zu sein, festzustellen, wie sehr ich das hier will, obwohl ich nie gedacht hätte, dass ich das könnte. Verliere mich in dem Wissen, dass ich nicht ruiniert bin. Dass mich jemand ebenso begehrt, wie ich ihn begehre. Dass Drew leise die Musik mitsummt, während er mir die Jeans abstreift. Ich lehne mich zurück und schließe die Augen – lasse die Melodie in meine Sinne sickern. Die Melodie aus Verlangen und … und … Schmerz und …
Ich fahre hoch und trete ihn von mir herunter.
»Was zum Teufel ist los?«, fragt er und kniet sich hin, meine Jeans noch in der Hand.
»Schhh!« Ich taste nach dem Lautstärkeregler und drehe ihn ganz auf.
»Alles okay?«
»Was ist das?«, keuche ich mit trockenem Mund.
»Wir wollten die Nacht miteinander verbringen.«
»Nein! Dieses Lied! Wo hast du das her?«
»Das ist Radio. Der Campussender. Irgend so ein neuer Song, den sie seit ein paar Tagen spielen. Du machst mich echt wahnsinnig!«
Ich schnappe mir meine Kleider und presse sie an mich, während ich versuche aufzustehen. »Ich muss … Ich muss …«
»Okay.« Er zieht sich an die Wand zurück.
»Ich muss jetzt …«
» I’m losing, my eyes on the towering golden Gods over our heads. I put my hand to your skin and you tell me come inside I come inside - «
Ich zwinge meine Stimme, mir zu gehorchen, während ich wie betäubt meine Klamotten festhalte und meine Augen schon nach der Tür schielen. »… gehen.«
EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL
24. Dezember 2005
Lauras Gesang auf der Treppe reißt mich aus meinem unruhigen Schlaf. Als ich die Augen einen Spalt aufmache und in die Sonne blinzle, fliegt meine Tür auf. » He is a looooser,’cause you are the chaaaampion! «, schmettert sie und tänzelt mit gereckten Fäusten herein, ein im achten Monat schwangerer Rocky. Den offenen Daunenmantel über dem rosa Schwangerschafts-Kapuzenpulli, legt sie mit der rechten Hand ein wildes Luftgitarrensolo hin. »Puh!« Sie sieht von ihrem
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