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Liebe auf eigene Gefahr Roman

Liebe auf eigene Gefahr Roman

Titel: Liebe auf eigene Gefahr Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma McLaughlin
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sich mit der Rückseite des Handgelenks die Haare aus der Stirn gestrichen hat, läuft sie in ihren abgetragenen karierten Socken auf uns zu und schaut erwartungsvoll von ihm zu mir. Dad verzieht den Mund und klopft mit der Gabel auf die kalt gewordene Hühnchenbrust.
    »Danke.« Langsam erhole ich mich von meiner Überraschung. »Freut mich, das zu hören.« Ich stehe auf, um ihr Weinglas zu füllen. »Dad hat sein berühmtes Hühnchen gekocht, falls du noch nicht gegessen hast.«
    »Ich danke dir.« Nachdem sie einen Schluck genommen hat, ist für sie die Angelegenheit abgehakt, und sie setzt sich und bedient sich. Dad fragt nicht, wo sie zu ihrer Erkenntnis gelangt ist. »Simon, es sieht köstlich aus.« Mit der Serviette in der Hand schiebt er seinen Stuhl vom Tisch weg. »Simon?« Aber er steht mit dem Rücken zu uns vor den Küchenschränken und antwortet nicht. »Simon?«, wiederholt sie.
    »Mir ist der Appetit vergangen.« Die Serviette immer noch
geistesabwesend in der Faust geballt, dreht er sich mit einer Packung Salzcracker zum Küchentresen um. »Aber Kate, du solltest etwas essen.«
    »Wenn ich in Charleston wäre, würde ich jetzt vielleicht gerade Zuckerguss aus dem Becher in mich hineinschaufeln, und ihr würdet es nie erfahren«, sage ich leichthin und versuche, meine Heiterkeit auf ihn zu übertragen.
    »Wenn du in Charleston wärst, würden wir zu der Reise aufbrechen, für die wir bezahlt haben. Zweimal«, murmelt er in den Karton.
    Ich versteife mich. »Könnt ihr doch auch. Dad, bis ihr morgen früh losmüsst, habe ich die Sache mit Jake unter Dach und Fach.« Vielleicht auch nicht. Dann werde ich den Rest meines Lebens beten müssen, dass ich ihn überlebe, damit ich auf sein Grab pinkeln kann.
    »Genau«, nickt Mom, während sie ihr Hühnchen anschneidet. »Dann können wir mit unserem Weihnachtsfest und unserem Leben weitermachen. Kate wird es wieder gut gehen …«
    »Aber ihr geht es nicht gut, Claire!« Dad knallt die gelbe Packung auf die Ablage, dass die Kekse in alle Richtungen fliegen. »Sie sitzt hier wie eine Dreizehnjährige und wartet darauf, dass Jake Sharpe anruft!«
    »Dad«, sage ich langsam und versuche, ihn zu bremsen. »Mir geht’s gut. Ich meine, es ist ja wohl offensichtlich, dass ich nicht hier sitzen und auf Jake Sharpe warten will. Ich will nicht daran denken, dass Jake Sharpe denkt, dass ich hier sitze und auf ihn warte. Und ich will vor allem nicht, dass ihr mir dabei zuseht, wie ich hier sitze und denke, dass Jake Sharpe denkt, dass ich hier sitze und auf ihn warte.« Ich schaue zu Mom. »Ich will einfach nur, dass es vorbei ist. Vor-bei. Also lasst uns bitte einfach unser Abendessen beenden, dann fällt mir bestimmt ein neuer Plan ein, vielleicht irgendwas mit einem Schneemobil und ein paar Wunderkerzen …«

    »Wie konntest du einfach abhauen und uns noch nicht mal anrufen , Claire?« Sein Gesicht wird sofort wieder rot vor Zorn. »Um dann zehn Stunden später einfach hereinzuspazieren und die Schweinereien zu billigen, die dieser kleine Scheißkerl über unsere Tochter verbreitet? Über dich ?« Mir stockt der Atem, als ich ihn über Jakes Songs reden höre. Mom läuft ihrerseits rot an und senkt den Blick. »Ihr beide seid vielleicht bereit, für ihn eine Heldenparade zu veranstalten, aber mich widert er bloß an. Ihm kann man, darf man nicht trauen.« Das Zittern seines Körpers wird vom sich nähernden Grollen des dreitausendsiebenhundertzweiundvierzigsten Autos erwidert. Ich drehe mich von ihren leidgeprüften Gesichtern weg, als die Scheinwerfer plötzlich die Küche fluten und sich das schwarze Fenster über der Spüle im Spiegel über Dads leerem Stuhl strahlend weiß färbt.
    Die rostige Hupe stößt ein asthmatisches Blöken aus, und ich stürze zur Seitentür und mache mich in der eiskalten Luft bereit zum Angriff: » Das hier ist also deine Version von ›morgen‹? «, brülle ich die alte Corvette an, deren Scheinwerfer mir in den Augen brennen. »Du selbstverliebter, narzisstischer Wichser!«
    Quietschend wird das Beifahrerfenster heruntergekurbelt. »Hi, Hollis!«
    »Sam?«, unterbreche ich meine Tirade. »Hi!« Er springt aus dem Wagen, und ich renne zu ihm hinüber. Seine ausladende Umarmung dringt in das Niemandsland ein, das diese ganze Sache auf vertretbare Distanz gehalten hat. Bevor es aus mir herausbrechen kann, lehne ich mich zurück und trockne mir die Tränen. »Ich habe die Jungs gesehen – Gott, sie sind unglaublich. Sie sehen dir

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