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Liebe auf krummen Beinen

Liebe auf krummen Beinen

Titel: Liebe auf krummen Beinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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weg! So was. Wer weiß, wo sie das Ding gelassen hat. War ja blau wie Indigo. Na, hoffentlich finden sie's.»
    Sie fanden es nicht. Gerda und Rita kamen zurück und schüttelten die Köpfe.
    «Nichts da!»
    Paul dachte an das Nächstliegende.
    «Hast du dich übergeben? Vielleicht ist sie dabei...»
    Gerda warf ihm einen tadelnden Blick zu.
    «Dabei ist es nicht passiert.»
    «Na ja», murmelte er. «Alles möglich. Habe auf diese Art einen guten Füller verloren. Jetzt liegt er in irgendeiner Berieselungsanlage...»
    «Hört zu, Kinder», ließ sich Putzi vernehmen, «morgen räumen wir auf und stellen die ganze Bude auf den Kopf. Dann finden wir sie. Jetzt ist es sinnlos, danach rumzukriechen.»
    «Richtig», rief Otmar. «Hick — richtig! Komm auf meinen Schoß, Putzilein , goldiges!»
    Sie tat es. Rita ließ sich gleichfalls nieder. Sie bekam einen Kaffee und sah danach wieder besser aus.
    Die Helligkeit des Morgens nahm zu. Die Auflösung, die schon sachte um sich gegriffen hatte, war durch die leichte Ernüchterung bei Ritas Auftritt noch beschleunigt worden. Die Getränke gingen endgültig zur Neige, und die Augen der Teilnehmer wurden immer kleiner.
    Eugen, seiner Kneipe und des zusammenbrechenden Gaststättengewerbes gedenkend, kam als erster zu einem Entschluß.
    «Leute», sagte er, «seien wir fesch. Gehen wir!»
    Es folgte ein lahmer Protest von Johnny, den niemand beachtete. Trotzdem dauerte es noch eine halbe Stunde, bis sie sich gesammelt hatten.
    Otmar wurde neunmal umarmt. Ich weckte den tranigen Ralf. Dann ging ich zu Dan hinüber, der mit Eva sprach.
    «Sie kann noch nicht fahren», sagte er. «Sie hat eine Fahne wie ein Kriegerverein. Ihre Mutter wird stocksauer, wenn ich sie so losfahren lasse. Abgesehen von der Kette. Ich bringe sie heim. Du fährst mit Johnny. Ihr habt die gleiche Richtung, wenn ihn seine Wirtin nicht auch schon rausgeworfen hat. Recht so?»
    Eva sah ihn ein wenig vorwurfsvoll an.
    «Ihr beide seid ja auch blau.»
    «Ich bin daran gewöhnt. Außerdem kannst du Johnnys Wagen fahren. Wenn er ein bißchen an der Luft war, kommt er auch weiter. Und morgen — heute abend sehen Blasius und ich nach dir. Ja?»
    «Ja.»
    Er küßte sie.
    Ich hüpfte an ihr hoch und verabschiedete mich zwei Minuten lang von ihr. Herrchen instruierte Johnny, dem gar nichts Wünschenswerteres geschehen konnte. Er rannte hinunter zu seinem Wagen.
    Die Gesellschaft stolperte unter beträchtlichem Gepolter die Treppe hinunter. Auf der Straße nahmen die Abschiedsszenen noch einige Zeit in Anspruch. Johnny ließ Eva ans Steuer. Ritas Wagen blieb stehen. Wir verfrachteten sie in unseren Schlitten und trudelten los. Otmar stand mit nackter Brust auf der Straße und winkte mit der Holzkeule zum Abschied.
    Der Luftzug tat wohl. Ich saß in der Mitte, Rita lehnte an uns beiden. Die Straßen waren leer, und der Lärm unseres gewaltigen Motors brach sich an den Häuserfronten.
    Der Palast der Familie van Eck lag in völliger Stille.
    Dan ließ den Wagen auf der Straße stehen und ging mit Rita die Auffahrt hinauf. Ich sah zu den Bäumen des Parks hinüber, dachte an den Kaninchenbau und schüttelte mich.
    Dan küßte Rita unter dem Säulendach, aber nicht so intensiv wie Eva.
    «Ich komme um fünf. Wir holen deinen Wagen und sehen nach der Kette.»
    Sie nickte. Dann verließ sie uns.
    Zwanzig Minuten später lagen wir im Bett und schliefen wie die Murmeltiere.
     
    Auf dem Weg zu Rita sahen wir kurz nach Eugen. Er hatte noch ein paar müde Falten im Gesicht. Dagegen sah Rosel aus wie der lachende Frühling. Ich bekam wieder Kremhütchen. Dan trank ein glitzerndes Bier für seinen Durst.
    «War bei Gott ein schönes Fest», sagte Eugen. «Ich bin auch ziemlich voll gewest.»
    «Haben sie die Kette gefunden?» fragte Rosel.
    «Weiß nicht. Nachher fahre ich hin.»
    «Wäre übel, wenn sie weg wäre.»
    «In der Tat.»
    Bald darauf fuhren wir am Palais vor, und Dan hupte herzzerreißend. Rita kam ziemlich bald, angezogen wie Soraya. «Wie geht's?» fragte Dan.
    «Danke. Besser. Mein Gott, war mir schlecht.»
    «Saufen will gelernt sein. Komm rein!»
    Wir fuhren gemütlich unseren Weg zurück. Ritas Wagen stand, wie wir ihn verlassen hatten.
    «Also der ist noch da», sagte Dan.
    Oben war aufgeräumt, aber überall lastete noch der trauliche Geruch von kaltem Rauch und verdunstetem Alkohol. Die schöne Bar war nicht mehr da, und die Decke sah ohne Papieralgen nackt und nüchtern aus. Otmar und Putzi tranken

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