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Liebe braucht keinen Ort

Liebe braucht keinen Ort

Titel: Liebe braucht keinen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Waggoner
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abgebaut worden. Zum ersten Mal schien es genug Personal zu geben, um mit der Patientenmenge fertigzuwerden, und Liza bemerkte, dass man die meisten Freiwilligen schon nach Hause geschickt hatte.
    »Ich denke, ich sollte jetzt wohl auch gehen«, sagte David.
    Nach der Nähe, die sie verspürt hatte, als sie neben ihm gearbeitet hatte, war Liza nun plötzlich verlegen. Sie rief sich ins Gedächtnis, dass er sie nach dem gemeinsamen Frühstück zumindest um ihre Palmtop-Nummer oder ihre E-Mail -Adresse hätte bitten können oder dass er zumindest hätte erwähnen können, dass sie sich wiedersehen würden, es aber nicht getan hatte. Und jetzt wollte er wieder gehen. Der Zufall hatte sie zweimal zusammengebracht, aber es war eben nur der Zufall, erinnerte sie sich.
    »Danke«, sagte sie. »Du bist toll mit den Kindern umgegangen.« Sie wollte ihn berühren, die Hand heben, um ihm die Strähne aus der Stirn zu streichen, die wie ein Fragezeichen nachunten hing, sich vorlehnen und ihre Stirn an seinen Hals lehnen und seinen Puls spüren. Er war so schön. Wie konnte es denn sein, dass sie ihn nie wiedersehen würde? »Wirklich, ich glaube, du solltest ein Sonderlob oder so was bekommen.« Sie versuchte zu lächeln. »Ich meine, es ist ja nicht mal dein Planet und   … «
    »Hör auf.«
    »Was?«
    Er schaute sie nun durchdringend an, starrte ihr geradewegs in die Augen. »Gibt es hier einen Raum, wo wir einen Augenblick hingehen können? Ohne all diese Leute?«
    Irgendetwas hatte sich verändert. So diskret wie möglich zog sie sich die beiden kleinen Sensoren vom Nacken und ließ sie in die Tasche gleiten. Dann führte sie ihn ohne ein Wort an den einzigen Ort, der ihr einfiel: zu einem kleinen Vorratsraum. Es war kaum genug Platz für sie beide.
    »Jeder hätte diesen Kindern geholfen«, sagte er. »Und   … die waren eigentlich nicht der Grund, warum ich hergekommen bin.« Er unterbrach sich. »Das warst du. Ich wollte mich vergewissern, dass es dir gut geht.« Zögernd, als wäre er nicht sicher, dass sie das wollte, zog er sie an sich. Liza spürte, wie seine Arme sie umfingen, und sie spürte die Wärme seines Rückens und seiner Schultern unter ihren eigenen Handflächen. Einen langen, köstlichen Augenblick lang erlaubte sie sich, sich an ihn zu lehnen. Dann riss sie sich los.
    »Warum bist du gestern einfach verschwunden?«
    »Weil das hier nicht so gut für dich ist – mit einem Außerirdischen gesehen zu werden. Ich weiß, was die Leute über uns sagen. Besonders jetzt nach dem Attentat. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis uns jemand die Schuld an den Schockbomben in die Schuhe schiebt.«
    »Aber du warst doch hier und hast uns geholfen.«
    »Vielleicht habe ich euch auch nur beobachtet und nach Schwachstellen in der menschlichen Reaktion und Abwehr gesucht.«
    »Bestimmt nicht. Du würdest niemals so was tun.«
    »Aber das werden einige Leute glauben.«
    Liza spürte, wie es ihr kalt über den Rücken lief. Sie hatte das auch geglaubt, aber nun dachte sie es nicht mehr.
    Sie standen lange so da, die Arme umeinandergeschlungen, lauschten auf den Herzschlag des anderen. Nach einer Weile bemerkte Liza, dass ihre Herzen den gleichen Rhythmus gefunden hatten und nun einträchtig schlugen.
    »Was geschieht als Nächstes?«, fragte David schließlich. »Mit den Anarchisten.«
    »Noch mehr Schockbomben«, antwortete Liza. »Das ist das übliche Muster. Sie wollen, dass wir wissen, dass die Sache nicht vorbei ist. Sie warten jedes Mal gerade lange genug, bis wir uns allmählich wieder sicher fühlen, bis die Leute wieder einkaufen gehen, mit der U-Bahn fahren, in Museen gehen, alles machen, was sie früher auch getan hätten. Dann kommt die nächste Bombe.«
    »Wie viele?«
    »Beim letzten Mal waren es fünf.«
    Er war lange sehr still. Schließlich murmelte er: »Ich sollte jetzt gehen. Wirklich.« Aber er hielt sie noch immer im Arm.
    »Ich möchte dich wiedersehen, David.«
    Sie spürte, wie sich seine Brust weitete und dann mit einem langsamen Seufzer zusammenzog. »Ich möchte dich auch wiedersehen, Liza. Aber es ist zu gefährlich für dich.«
    Sie überraschte sie beide, indem sie lachte.
    »Was ist denn so komisch?«, fragte er.
    »Wir haben gerade zusammen nach einem Schockbomben-Attentatbeim Aufräumen geholfen. Wir leben in einer Stadt, die sich auf Monate im Alarmzustand, mit Drohungen und weiteren Bombenanschlägen, gefasst machen muss. Wie viele Leute sind heute umgekommen? Werden noch wegen des

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