Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
du ausgehst.«
»Wenigstens hab ich ein normales Sexualleben.«
Dieses Gespräch hatten sie schon oft geführt. Mae hielt Georgeannes Sexabstinenz für ungesund, während Georgeanne fand, dass Mae ein bisschen öfter »Nein« sagen könnte.
»Weißt du, Georgeanne, Enthaltsamkeit ist nicht normal, und irgendwann in naher Zukunft wirst du schlicht und einfach explodieren«, prophezeite sie. »Und Bruce war nicht schleimig, er war süß.«
»Süß? Er war achtunddreißig und wohnte immer noch daheim bei Mama. Er hat mich an Billy Earl erinnert, meinen Cousin dritten Grades aus San Antonio. Billy Earl hat bei seiner Mama gewohnt, bis sie ihre letzte Reise antrat, und glaub mir, er war total durchgeknallt. Er hat Lesebrillen geklaut, falls er irgendwann mal an Hornhautverkrümmung leiden sollte. Was natürlich nie passierte, weil alle meine Verwandten hundertprozentige Sehschärfe haben. Meine Großmutter hat immer gesagt, dass wir für ihn beten sollen. Wir sollten
dafür beten, dass er nie Angst vor Karies bekäme, sonst wäre kein Gebissträger mehr vor ihm sicher.«
Mae lachte. »Du lügst doch.«
Georgeanne hob die rechte Hand. »Ich schwör’s bei Gott. Billy Earl war ein Spinner.« Sie schaute wieder auf das Kissen auf ihrem Schoß und fuhr mit den Fingern über die weißen gestickten Blumen. »Na ja, du hast Bruce offensichtlich gemocht, sonst hättest du ja nicht mit ihm geschlafen. Manchmal entscheidet eben das Herz für uns.«
»Hey.« Mae schlug mit der Hand auf die Rückenlehne der Couch, um Georgeannes Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Als sie aufblickte, meinte Mae: »Ich mochte Bruce nicht. Er tat mir leid , und ich hatte lange keinen Sex mehr gehabt, was ein echt mieser Grund ist, mit einem Mann ins Bett zu gehen. Ich kann es nicht empfehlen. Wenn es so geklungen hat, als würde ich dich verurteilen, tut es mir leid. Das wollte ich nicht, ich schwör’s.«
»Ich weiß«, antwortete Georgeanne leichthin.
»Gut. Los, jetzt erzähl mal. Wie hast du John Kowalsky kennengelernt?«
»Willst du die ganze Geschichte hören?«
»Ja.«
»Na gut. Erinnerst du dich noch an das knappe pinkfarbene Kleid, das ich getragen habe, als wir uns kennenlernten?«
»Ja. In dem Kleid solltest du eigentlich Virgil Duffy heiraten.«
»Genau.« Vor Jahren hatte Georgeanne Mae von ihren verpfuschten Hochzeitsplänen mit Virgil erzählt, aber die Sache mit John ausgespart. Jetzt erzählte sie es Mae. Sie erzählte ihr alles. Außer den intimen Details. Sie war noch nie der Typ gewesen, der gern über Sex sprach. Ihre Großmutter hatte mit Sicherheit nie darüber gesprochen, und alles, was sie darüber
gelernt hatte, hatte sie in der Schule gelernt oder von unbeholfenen Jungs, die entweder nicht gewusst hatten, wie man einer Frau Lust bereitete, oder denen es egal gewesen war.
Dann hatte sie John getroffen, und er hatte ihr Dinge beigebracht, die sie bis zu jener Nacht nicht für möglich gehalten hatte. Mit seinen heißen Händen und seinem hungrigen Mund hatte er ihr Feuer auflodern lassen, und sie hatte ihn auf Arten berührt, von denen sie bis dahin nur hinter vorgehaltener Hand hatte flüstern hören. Er hatte in ihr ein solches Begehren ausgelöst, dass sie alles getan hatte, was er vorgeschlagen hatte, und noch mehr.
An diese Nacht wollte sie nicht mal mehr denken. Sie kannte die junge Frau nicht mehr, die ihren Körper und ihre Liebe so unbekümmert hergegeben hatte. Diese Frau existierte nicht mehr, und sie sah keinen Grund dafür, über sie zu sprechen.
Sie ließ die pikanten Details aus und erzählte Mae von dem Gespräch, das sie an jenem Morgen mit John geführt hatte, und von der Abmachung, die sie auf seinem Hausboot getroffen hatten. »Ich weiß nicht, wie die Sache ausgeht; ich bete nur, dass Lexie keinen Schaden nimmt«, schloss sie und fühlte sich plötzlich sehr erschöpft.
»Hast du vor, es Charles zu erzählen?«, fragte Mae.
»Ich weiß nicht«, antwortete sie, während sie das Kissen an ihre Brust drückte, den Kopf an die Rückenlehne der Couch lehnte und zur Zimmerdecke starrte. »Ich bin doch erst zweimal mit ihm ausgegangen.«
»Willst du ihn denn wiedersehen?«
Georgeanne dachte an den Mann, mit dem sie im letzten Monat ausgegangen war. Sie hatte ihn kennengelernt, als er Heron’s damit beauftragt hatte, den zehnten Geburtstag seiner Tochter auszurichten. Am nächsten Tag hatte er angerufen,
und sie hatten sich zum Abendessen im The Four Seasons getroffen. Georgeanne lächelte.
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