Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition)
Verblüffung vergaß abzufangen und daher nach hinten gegen einen Baum taumelte. Daniel hatte bisher niemals jemanden gestoßen oder gar geschlagen, aber die Genugtuung, dass Connor endlich seine Klappe hielt und ihn nicht mehr auslachte, war zu groß, als das er sich ausgerechnet jetzt darüber Gedanken machte. Im Gegenteil, er war auf einmal dermaßen gut gelaunt, dass er Connor mit einem hämischen Grinsen bedachte.
„Endlich bist du still. Die ganze Welt wird mir dankbar sein“, erklärte er mit einer gehörigen Portion Sarkasmus und kostete es aus, dass sich Connors Augen nach seinen Worten drohend verengten.
„Normalerweise würde ich dir dafür eine Lektion erteilen, Daniel Hanson, aber die würde anders enden, als du es dir vorstellst.“
Daniels Grinsen wurde breiter. „Versuchs doch.“
Connor stieß sich von dem Baumstamm ab und kam langsam auf ihn zu, doch anstatt zurückzuweichen wie sonst immer, blieb Daniel stocksteif stehen, verschränkte sogar noch herausfordernd die Arme vor der Brust. Er hatte keine Ahnung, was in ihn gefahren war, aber er fühlte sich Connor im Moment haushoch überlegen und war nicht bereit, auch nur einen Millimeter nachzugeben.
„Weißt du überhaupt, wie sehr ich auf einen aufsässigen Ausdruck wie diesen, den du gerade in deinem Gesicht hast, gewartet habe? Seit du hier bist, wechselst du immer zwischen drei Launen und den dazu passenden Gesichtsausdrücken. Wut, Ignoranz oder Angst. Schon seit Wochen überlege ich, wie ich dich dazu bringen kann, anderen Paroli zu bieten, ohne dabei innerlich vor Angst zu sterben und dann kommt mir so ein dämliches Schlammloch zuvor.“
Daniel starrte Connor verblüfft an, als der nach seinen Worten erneut in lautes Gelächter ausbrach. Was meinte er denn damit? Und wieso, zum Kuckuck, analysierte Connor seine Gesichtsausdrücke? War er ein Studienobjekt, oder was? Daniel schnappte empört nach Luft. Also wirklich. Er bot Paroli wann und wem er wollte, Punkt. Und das ging Connor 'Blödmann' Bennett ja wohl einen feuchten Kehricht an.
„Du bist ein Blödmann, damit du Bescheid weißt“, schimpfte er und konnte sich nicht entscheiden, ob er weiterhin wütend sein oder lieber schmollen sollte.
Beleidigt vor sich hingrummelnd stapfte er an Connor und Zeke vorbei zurück in Richtung Campingplatz. Mit seinem unfreiwilligen Sturz in das Schlammloch hatte sich die Frage erledigt, ob er mehr als einen Zeh ins kalte Flusswasser strecken würde.
„Wieso kürzt du eigentlich immer meinen Namen ab?“, fiel Daniel ein paar Stunden später ein, als er sauber und in frische Kleidung gehüllt neben dem knisternden Lagerfeuer auf seinem Schlafsack lag und die Sterne am Himmel betrachtete.
„Hm?“, machte Connor ratlos und überlegte kurz, während er neue Äste in die Flammen legte. „Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Ich habe nie darüber nachgedacht. Wenn es dich stört...“
„Nein“, unterbrach Daniel ihn. „Es ist mir nur aufgefallen.“
„Okay.“
Auf einmal drehte sich Zeke leise wimmernd vom Bauch auf den Rücken und gähnte genüsslich, bevor er sich wieder zurückdrehte und weiter schlief. Daniel sah zu Connor, der nur grinste.
Sie hatten den kleinen Racker am Nachmittag tatsächlich müde gespielt. Nach einem kurzen Bad im Fluss – so schnell war Daniel noch nie mit dem Waschen fertig gewesen – hatte er sich mit der Lotion eingerieben, die laut Will Bennett seine angespannte Haut beruhigen und gleichzeitig geschmeidig halten sollte. Bis auf eine Stelle auf seinem Rücken konnte er das selbst machen und Daniel war dankbar, dass Connor die Frage ob er dabei helfen könne nicht gestellt hatte. So weit war er noch nicht.
Stattdessen hatte Connor mit Zeke gespielt und danach waren sie aufgebrochen, um Feuerholz zu sammeln und dies mit einem langen und gemütlichen Spaziergang zu verbinden. Ständig unterbrochen von Spielphasen mit Zeke, der einfach alles in diesem Wald interessant fand.
Erst mit dem Einbruch der Dunkelheit waren sie zu ihrem Lager zurückgekehrt, hatten ein Lagerfeuer entzündet und sich dann dem Rucksack von Grandma Charlie gewidmet, aus dem sie eine Schüssel Obstsalat, zwei Packen dick belegter Sandwiches, zwei Tüten Chips, eine Schachtel mit Marshmallows und vier Joghurtbecher zu Tage förderten. Den Abschluss hatte eine große Schüssel mit gebratenen Hähnchenschenkeln gebildet, die mittlerweile fast leer war.
Daniel gähnte ausgiebig. „Müssten wir uns jetzt nicht eigentlich Geschichten am
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