Liebe ist staerker als Haß
daß Ihr ...« Er holte Luft und schaute sich im Saal um. »Sir, es wäre mir eine hohe Ehre, wenn Ihr meine Tochter zur Ehefrau nähmt!«
Und dann brach ein Gelächter los, das die Decke zum Einsturz zu bringen drohte.
Zared blieb der Mund offenstehen. Die Brust ihres Bruders war stolzgeschwellt. Großspurig stolzierte er zur Ehrentafel, beugte sich über Anne hinweg, als wäre sie nicht vorhanden, riß eine Keule von den gebratenen Schwein ab, setzte sich an die Tafel dicht vor Annes Gesicht und biß herzhaft in das Fleisch.
»Wieviel Gold gebt Ihr mir, damit ich Euch von der ungezogenen Göre erlöse?«
Jetzt lagen die Gäste vor Lachen beinahe unter den Bänken. Oh, wie Severn das genoß! Er würde sich bei den Hochzeitsverhandlungen Zeit lassen und es so richtig auskosten, daß niemand mehr auf Kosten seiner Familie zu lachen wagte.
Zared stand wie angewurzelt, während Severn mit Hugh über Annes Mitgift feilschte. Sie wußte, daß dieses Feilschen das Ansehen ihrer Familie in keiner Weise beeinträchtigen würde. Sie sah, wie viele Männer zustimmend nickten, als Severn immer mehr Gold dafür forderte, daß er es auf sich nahm, Lady Anne zu heiraten.
Inzwischen empfand Zared sogar einiges Mitgefühl für Anne. Doch wenn sie daran dachte, wie laut man Severn noch vor kurzem ausgelacht hatte, ging dieses Gefühl nicht sehr tief. Zudem belehrte sie ein Blick in Annes zorngerötetes Gesicht, daß Severn vielleicht doch nicht als letzter lachen würde. Das Leben mit Anne würde für ihn bestimmt kein Spaziergang werden.
Nach einer Weile war sie des Lärms müde und verließ den Saal. Es waren eine Menge Vorbereitungen für Severns Hochzeit zu treffen.
Draußen hielten sich nur wenige Menschen auf, denn alle hatten von den aufregenden Vorgängen im Saal gehört und waren hineingeströmt, um mit zu erleben, wie Severn um die Mitgift der hochmütigen Lady Anne feilschte.
Eine Hand legte sich schwer auf Zareds Schulter. »Hast du unsere Abmachung vergessen?«
Zared drehte sich um und sah den Howard vor sich. Siedendheiß fiel ihr alles wieder ein.
Um Zeit zu gewinnen, fragte sie: »Welche Abmachung?« Doch sie fühlte, wie ihr Mund trocken wurde.
Lächelnd sagte Tearle: »Ich habe deinem Bruder die reiche Braut verschafft.«
»Du hättest sie ihm verschafft? Du hast mit der Sache überhaupt nichts zu tun gehabt. Mein Bruder hat sie erobert, indem er ... indem er ...« Indem er sie gedemütigt hatte? Indem er sie vor den Leuten lächerlich gemacht hatte? »Du hattest nichts damit zu tun«, schloß sie.
»Ich habe alles in Gang gebracht, als ich deinem Bruder verriet, daß es Anne war, die ihm diese üblen Streiche gespielt hat.«
»Ja, aber nicht deshalb hat ihm Hugh Marshall seine Tochter angeboten. Das hat mein Bruder allein, ohne deine Hilfe, erreicht. Also gilt unsere Abmachung nicht.« Sie wandte sich zum Gehen. Doch er packte sie an der Schulter und hielt sie zurück.
»Und doch habe ich alles in Gang gesetzt. Ich kenn
schließlich den Charakter deines Bruders. Wenn er in Zorn gerät, verliert er jede Beherrschung und ...«
»Sein Schwert beherrscht er jederzeit. Und wenn er jetzt hier wäre, würde er dich damit erschlagen!«
»Ach ja?« erwiderte Tearle ungerührt. »Jedenfalls ging heute sein Temperament mit ihm durch, genau wie ich es vorausgesehen hatte. Bei einem anderen Vater als Hugh, für den körperliche Kraft mehr zählt als Verstand, hätte ich Severn nicht über Annes Streiche aufgeklärt. Aber ich habe Severns Reaktionen ziemlich richtig geahnt und ebenso Hughs Begeisterung darüber. Also, kleines Eheweib, habe ich die Vermählung zustande gebracht.«
»Eheweib?« wiederholte sie mit gedämpfter Stimme. »Ich bin nicht dein Eheweib und werde es auch nie sein. Ich brauche mich nicht an eine Abmachung zu halten, die du nicht erfüllt hast. Du konntest gar nicht voraussehen, was sich abspielen würde. Severn hätte die Frau ja auch totschlagen können - wütend genug war er -, und was wäre dann geschehen? Oder Annes Vater hätte ...«
»Ich hatte mich davon überzeugt, daß Severn einer Frau nie etwas zuleide tut. Sonst müßtest du am ganzen Leibe blaue Flecke haben. Ich habe noch nie eine Frau erlebt, die eine Züchtigung so verdient hätte wie du.«
»Du weißt gar nichts. Hugh Marshall hätte Severn für seine Tat umbringen lassen können ...«
»Hugh kann - traurig, aber wahr - seine jüngere Tochter nicht ausstehen. Sie hat im kleinen Zeh mehr Verstand als er im Kopf, und
Weitere Kostenlose Bücher