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Liebe, Lust und Lesebrille

Liebe, Lust und Lesebrille

Titel: Liebe, Lust und Lesebrille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Roemer
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Sie den Inhalt des Briefes sacken – auch wenn Sie am liebsten sofort darüber reden würden: Vermeiden Sie das zunächst. Verschieben Sie das Reden darüber auf einen späteren Zeitpunkt.
Versuchen Sie einfach zu akzeptieren, dass dies die Sicht Ihres Partners/Ihrer Partnerin ist, auch wenn Sie vielleicht vieles ganz anders erleben als er/sie. Und auch dann, wenn vielleicht ein paar Aspekte dabei waren, die Sie unangenehm berührt oder sogar gekränkt haben.
Wenn Sie das Bedürfnis haben, über den Inhalt der Briefe zu reden, verabreden Sie sich dazu und tun Sie das unter folgenden Gesichtspunkten:
Was hat mich gefreut?
Was hat mich gewundert?
Was hat mich irritiert?
Was hat mich geärgert?
Was habe ich nicht ganz verstanden?
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Anmerkung: Wenn Ihr Partner/Ihre Partnerin an dieser Übung kein Interesse zeigt, schreiben Sie den Brief einfach nur für sich selbst. Sie werden durch das Aufschreiben auch so schon viel über sich und Ihre aktuelle Befindlichkeit innerhalb der Partnerschaft lernen.
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    9. Wie unterstützen wir uns gegenseitig? Und woran hindern wir uns?
    Jeder Mensch hat von Natur aus das Bedürfnis, sich weiterzuentwickeln. Dafür muss er zwangsläufig bestimmte Reifungsprozesse durchleben und Krisenphasen in seinem Leben bewältigen. Viele Paare machen die Erfahrung, dass sie durch das gemeinsame Meistern von Krisen zusammengewachsen und miteinander gereift sind. Menschen brauchen, um sich weiterzuentwickeln, andere Menschen, insbesondere vertraute und verlässliche Freunde und Partner. Es ist insofern übrigens ein Irrtum zu glauben, man könne sich am besten »selbst verwirklichen«, wenn man ungebunden ist. Viele Erkenntnisprozesse werden überhaupt erst durch die intensive Auseinandersetzung mit anderen Menschen in Gang gesetzt. Oft lernen wir aus Konflikten oder Problemen, die sich uns in den Weg zu stellen scheinen. Wie lernen also in Beziehung, aber auch durch Beziehung.
    Eine wichtige Frage ist also auch immer, wie sich die Partner in ihrer jeweiligen individuellen Entwicklung unterstützen bzw. wie sie sich darin gegenseitig hemmen. Oft sind es die Frauen, die ab einem bestimmten Punkt das Gefühl haben, von ihrem Mann nicht in ihrem Veränderungswunsch angemessen unterstützt zu werden. Dann kommt es zu einem Ungleichgewicht innerhalb der Beziehung: Der eine Partner will etwas verändern und der andere hält stoisch an den gewohnten Mustern fest. So entstehen oft heftige Beziehungskrisen – vor allem, wenn der Partner dann nicht willens ist, sich mit den Veränderungswünschen der Frau und seinen eigenen Beharrungstendenzen auseinanderzusetzen. Umgekehrt gilt natürlich dasselbe. Auch Frauen sind manchmal nicht dazu bereit, aus bestimmten, ihnen vertrauten Verhaltensmustern auszusteigen. Gründe hierfür sind oft, ebenso wie bei Männern, Angst vor Veränderung oder vor Privilegien- oder Machtverlust.
    Ein Beispiel:
    Frau B. ist seit einiger Zeit sehr wütend auf ihren Mann. Nach langen Jahren der Kindererziehung möchte sie nun endlich beruflich neu durchstarten und hat auch einen guten Job gefunden, der ihr sehr viel Engagement abverlangt. Ihr Mann hat laut eigener Aussage nichts dagegen, sondern bestärkt sie durchaus in ihrem Bestreben und Ehrgeiz, irgendwie scheint er auch stolz auf sie zu sein.
    Im Haushalt zeigt er – trotz entsprechender Vereinbarungen – allerdings kein verstärktes Engagement, so dass Frau B. das Gefühl hat, jetzt mehr zu arbeiten und trotzdem den gesamten Haushalt alleine am Hals zu haben. Immer wieder fordert sie ihren Mann auf, mehr im Haushalt zu tun. Er verspricht immer Besserung, tut aber dennoch nicht viel mehr. Frau B. fühlt sich dann genötigt, doch alles alleine zu erledigen, obwohl ihr das alles viel zu viel ist. Sie ist nach einem kleinen Nervenzusammenbruch nun wieder kurz davor, ihreBerufstätigkeit aufzugeben, um sich nicht ständig so überfordert und alleingelassen zu fühlen.
    In einem Beratungsgespräch kommt dann schließlich heraus, dass Herr B. zwar »eigentlich« nichts gegen die Weiterentwicklung seiner Frau hatte, er sie aber sozusagen unbewusst boykottiert, indem er ihrem Wunsch nach Entlastung im Haushalt nicht nachkommt und sie auch ansonsten nicht aktiv unterstützt.
    Es zeigt sich, dass er massive Ängste hat, seine Frau könne ihm »den Rang ablaufen« und zu einer Konkurrentin werden, denn sie ist plötzlich sehr erfolgreich und zudem beliebt bei ihren Kollegen. Er ist eifersüchtig, aber auch nicht bereit, die Privilegien,

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