Liebe um Mitternacht
vergingen, und ich keinen Kontakt mit ihr aufnehmen konnte, habe ich mich den Studien der Erforschung des Ubersinnlichen gewidmet. Ich habe die Gesellschaft gegründet, und ich versuche, Medien und auch andere Menschen zu ermuntern, sich für dieses Gebiet zu interessieren. Es ist meine Hoffnung, dass jemand, der mehr Begabung besitzt als ich, mir helfen wird, Antworten zu finden.«
»Sie haben auf dem Gebiet der Erforschung des Übersinnlichen große Dienste geleistet, Mr. Reed.« Aus Höflichkeit nahm Caroline noch einen Schluck von dem sehr starken Tee. Die Milch und der Zucker machten ihn erträglich, doch er war kaum genießbar.
Reed verschränkte seine kräftigen Hände auf dem Schreibtisch. Caroline bemerkte, dass er Trauermanschettenknöpfe trug, die aus Gagat und Silber angefertigt waren.
»Alles, was ich seit Sarahs Tod getan habe, war getragen von der Hoffnung, eines Tages mit ihr in Verbindung treten zu können«, meinte er. »Aber bis jetzt hat nichts zum Erfolg geführt.«
»Es wäre ja auch möglich, dass es nicht sein soll«, schlug sie vor, so freundlich sie nur konnte.
Er runzelte die Stirn. »Wenn das so wäre, dann würde es Medien wie meine Sarah gar nicht geben. Sie hatte wirklich das erstaunlichste Talent, Mrs. Fordyce. Daran gibt es überhaupt keine Zweifel. Und da ich das weiß, werde ich immer weiter forschen, in alle möglichen Richtungen. Früher oder später werde ich ein Medium finden, das in der Lage sein wird, mit ihr in Verbindung zu treten. Und wenn das geschieht, wird es mir nicht nur möglich sein, mich mit meiner Sarah auszutauschen, ich werde auch der ganzen Welt beweisen, dass die Erforschung des Ubersinnlichen eine legitime Wissenschaft ist.«
»Ich weiß, dass Sie mit Ihrer Überzeugung nicht allein dastehen, Sir.« Sie zögerte einen Augenblick. »Und ich wünsche Ihnen Glück bei Ihren Forschungen. Aber ich glaube, dass Sie mich heute hierher bestellt haben, um über wesentlich weltlichere Dinge zu sprechen.«
»Gar nicht so weltlich, Madam. Ich habe nach Möglichkeiten gesucht, die Leserschaft des
New Dawn
auszuweiten und damit auch die Mitgliedschaft in der Gesellschaft. Ich glaube fest daran, dass es wesentlich wahrscheinlicher ist, einen Durchbruch zu erlangen, wenn noch mehr Menschen sich mit diesen Dingen befassen.«
»Das klingt durchaus plausibel.«
Er beugte sich vor und sah sie eindringlich an. »Mir ist der Gedanke gekommen, dass ich eine große Leserschaft anziehen und somit wahrscheinlich auch neue, talentierte Medien finden könnte, wenn ich einen Ihrer Romane in einer Fortsetzungsserie im
New Dawn
veröffentlichen würde.«
Caroline schluckte, weil sie feststellte, dass ihr Hals ganz trocken geworden war. Sie hoffte nur, dass sie keine Erkältung bekam.
»Ich fühle mich geehrt, Mr. Reed, aber glauben Sie wirklich, dass meine Romane für Ihre Zeitung geeignet sind?«
»Sie haben mir erzählt, dass Sie Nachforschungen für einen neuen Roman anstellen, in dem es um ein mächtiges Medium geht und um einige Ereignisse, die auch die andere Seite einbeziehen. Ich würde Ihnen sehr gern einen Vertrag anbieten, um diesen Roman im
New Dawn
zu veröffentlichen.«
Caroline trank noch einen Schluck Tee, um ihren ungewöhnlich trockenen Hals ein wenig anzufeuchten. »Das ist ein sehr verlockender Vorschlag, Sir.«
»Mir ist klar, dass Ihr augenblicklicher Herausgeber Ihnen zweifellos ein ausgezeichnetes Angebot für Ihren nächsten Roman machen wird. Ich bitte Sie lediglich, mir die Möglichkeit zu geben, dieses Angebot durch ein noch besseres zu überbieten. Ich gebe zu, ich weiß nicht, wie viel eine Schriftstellerin für einen Roman bekommt, doch ich bin nicht vollkommen ohne Mittel. Ich vertraue darauf, dass wir uns einig werden.«
Es klopfte leise an der Tür des Büros.
Reed hielt irritiert inne. »Ja, Miller, was ist?«
Die Tür öffnete sich. Ein zaghafter junger Mann lächelte Caroline entschuldigend an, dann räusperte er sich.
»Es tut mir Leid, wenn ich Sie unterbreche, Sir, aber Sie wollten Bescheid wissen, wenn Mr. Eisworth kommt.«
»Eisworth?« Reed war offensichtlich verärgert. »Er ist hier?«
»Jawohl, Sir. Er sagt, er wollte mit Ihnen über die Vorbereitungen für den Empfang am heutigen Abend sprechen und über die Demonstration. Offensichtlich möchte er noch einige Veränderungen anbringen.«
»Das ist höchst ungewöhnlich.« Reed stand auf. »Es ist erst kurz nach drei. Meine Verabredung mit Eisworth sollte erst um vier Uhr
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