Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe und andere Schmerzen

Liebe und andere Schmerzen

Titel: Liebe und andere Schmerzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrg. Jannis Plastargias
Vom Netzwerk:
genoss und langsam auftaute. Dann ging alles sehr schnell; kaum hatten wir richtig begonnen, war er schon fertig.
    Diffuse Gedanken schwirrten durch meinen Kopf, als ich nach Hause fuhr. Nein, besonders toll war der Sex mit Andreas wahrlich nicht, aber er hatte in mir etwas ausgelöst, was nicht sein durfte, schließlich liebte ich Frank. Schlagartig wurde mir klar, dass ich Andreas nie wieder sehen durfte, ihn so schnell wie möglich vergessen musste. Ich löschte seine Nummer wieder aus meinem Handy. Es dauerte Wochen, bis der bloße Gedanke an ihn nicht mehr dieses verbotene Kribbeln auslöste.
    Ich stehe vor der Haustür von Timo_21. Einen Moment lang zögere ich zu klingeln.
    Na los.
    Ich klingele.
    Nichts passiert.
    Ich klingele noch einmal.
    Nichts.
    Erleichtert und mit gutem Gewissen fahre ich nach Hause.

Sandra Mehlstäubl
    WÜNSCH DIR WAS
    I ch brauch Urlaub«, war das Erste, das mir einfiel, als ich einen arbeitsreichen Tag beendete und mich in meinem nicht sehr gemütlichen Lederchefsessel zurücklehnte, die Arme streckte und ein paar Knochen knacken ließ. Mein Blick wanderte kurz zu der typisch schwarzen Uhr direkt neben der Tür, welche nach Freiheit rief und mich mahnte, nicht wieder bis in die tiefste Nacht hinein zu arbeiten.
    »Schon nach sechs«, seufzte ich, nahm die PC-Maus zur Hand und schloss, nachdem ich alles abgespeichert hatte, alle noch offenen Programme. Wenig später fuhr der Computer wie gewünscht herunter, und alle Lichter erloschen.
    Ich ließ noch ein paar Minuten verstreichen, bis ich mich endlich erhob, meine kleine Umhängetasche mit den wichtigsten Dingen nahm und das Büro verließ. Wie immer war ich mit Jeff die Letzte in der Firma. Ich nickte dem hageren Mann Mitte vierzig zu, schnappte mir meine Jacke und verließ das Firmengebäude. Draußen war ein ziemlich mieses Wetter. Es regnete nun schon seit fast einer Woche immer dann, wenn ich entweder zur Arbeit ging, sie verließ, oder sonst etwas draußen vorhatte. Aber wenn ich drin war, dann brach die Sonne hervor und strahlte hämisch auf mich herunter. Einmal hatte ich der Sonne im Büro sogar mit der Faust gedroht, es aber schnell gelassen, als mein Vorgesetzter hereinkam und mir einen verwirrten Blick zuwarf. Heute hatte ich leider meinen Schirm daheim vergessen, sodass ich mit hochgezogenen Schultern loslief.
    Mit dem Bus fuhr ich gute zwanzig Minuten. Weitere zehn Minuten Fußweg später war ich endlich daheim, und leider pitschnass. »Mami?«, krähte auch sofort die Stimme meines Sohnes und einzigen Mannes in meinem Leben. Sein Vater – und mein Ehemann – hatte sich vor einem Jahr von mir scheiden lassen … Nein, eigentlich hatte ich die Scheidung eingereicht, doch er ließ es gerne so aussehen, als hätte er den ersten Schritt gemacht. Leider glaubten ihm alle, weswegen ich mich noch mehr in die Arbeit geflüchtet hatte. Selbst Ted, mein kleiner Junge, wurde dadurch etwas vernachlässigt.
    »Ich komme gleich hoch«, rief ich die Treppe nach oben. Das Haus hatte ich nach unserer Scheidung bekommen. Er nahm dafür den Wagen und überließ mir die komplette Erziehung von Ted. Er hatte ihn zu meinem Bedauern von Anfang an nicht gewollt und das nur, weil Ted kaum sehen konnte. Ein Fehler in der Netzhaut. Ted ist zwar auf der Warteliste, doch in den ganzen drei Jahren war das Warten nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Ich liebte ihn über alles.
    Kurz wanderte mein Blick in den Spiegel, welcher im Flur hing und erblickte mein 25-jähriges Ebenbild. Ein durchschnittlicher Körper. Nicht zu dick, nicht zu dünn, eben Durchschnitt. Meine schwarzen Haare hingen in nassen Strähnen über meine Schultern und über meinen Busen. Ich bemerkte, dass mein Oberteil wegen des Regens durchsichtig geworden war und meinen weißen BH deutlich zeigte. Meine grünen Augen wanderten prüfend über mein Gesicht. Eine etwas längliche Nase, die Lippen, wobei die obere dünner war als die untere, die Wangen gerötet und eine hohe Stirn.
    Den Blick abwendend ging ich die Treppe nach oben. Von dort kam mir meine Nachbarin entgegen. Mrs. Kringel wohnte im Haus mir gegenüber und übernahm ab und zu mal den Babysitterjob für Ted.
    »Vielen Dank, dass sie sich um Ted gekümmert haben«, lächelte ich sie an.
    »Kein Problem. Rufen sie ruhig wieder an, wenn sie jemanden zum Aufpassen benötigen«, antwortete meine Nachbarin freundlich und verließ das Haus.
    Nur kurz sah ich ihr nach, setzte meinen Weg dann aber fort. Aus dem Badezimmer nahm ich

Weitere Kostenlose Bücher