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Lieber Onkel Ömer

Titel: Lieber Onkel Ömer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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hübschen Kuh Pembe, wie geht’s der schwarz gepunkteten
     Ziege Fatima, wie geht’s Deinem störrischen Esel Tarzan, und wie geht’s unserem guten alten Dorfvorsteher Hüsnü?
     
    Lieber Onkel Ömer,Du weißt ja viel besser als ich,dass man in diesem heiligen Monat Ramadan fasten, an die hungernden Mitmenschen
     denken, Allah danken und zufrieden sein soll, dass man genügend zu essen hat. Aber Du weißt gar nicht, wie sehr mich dieser
     Fastenmonat Ramadan in Deutschland nervt!
    Nein, nein, nicht, weil ich etwa auch hungern würde – auf die Idee bin ich noch nie gekommen, obwohl meine Frau Eminanim ständig
     sagt, dass ich es figurmäßig betrachtet dringend nötig hätte! Nein, ich bin wegen dieser seit Jahren andauernden, unmöglichen
     Ausfragerei meiner deutschen Bekannten so genervt.
    Selbst mein bester Kumpel Hans, der Staplerfahrer aus Halle 4, stellt jedes Jahr zu Ramadan die immer gleichen dämlichen Fragen
     – als hätte ich sie ihm im letzten Jahr nicht schon ausführlich beantwortet.
    Ich will ihm aber auch nicht Unrecht tun, es ist nämlich |196| auch gut möglich,dass mein atheistischer,ungläubiger Sohn Mehmet diese ganzen Leute hier durcheinanderbringt. Er antwortet
     nämlich nie wie ein vernünftiger Mensch, wenn er auf den Ramadan angesprochen wird.
    Unser Hausmeister, Herr Krummsack, fragte ihn mal wieder während eines Fastenmonats:
    »Mehmet, sag mal, warum fastet ihr denn noch mal?«
    »Damit wir nicht wie du jedes Jahr zum Fettabsaugen gehen müssen, Herr Krummsack«, antwortete der freche Bengel locker.
    »Stimmt es wirklich, dass ihr einen Monat lang gar nichts essen dürft?«, fragte der Krummsack wieder, als lebte er auf dem
     Mond und nicht mit Millionen von Türken zusammen in Deutschland.
    »Kommt drauf an, in manchen Jahren dürfen wir sogar sechs Monate lang nichts essen«, meinte Mehmet trocken.
    »Das gibt’s doch nicht! Hängt das von Mohammed ab, oder was?«, wunderte sich unser Hausmeister.
    »Nein, nicht von Mohammed, sondern von meiner Mutter! Davon, ob sie im Sommer länger in der Türkei bleibt oder nicht«, sagte
     Mehmet und sprach zum ersten Mal die Wahrheit.
     
    Lieber Onkel Ömer, ich selber bekomme die meisten dieser bescheuerten Fragen sogar immer genau dann gestellt, wenn ich gerade
     dabei bin, im Pausenraum von Halle 4 vor allen Leuten meinen Spinat-Börek zu essen und mir aus der Thermoskanne dampfenden
     Tee einzuschenken.
    Wie gesagt, wenn diese Fragen nur von Hans kommen würden, dann könnte ich damit noch leben. Aber zur Ramadanzeit haben leider
     alle Deutschen, nichts Besseres |197| zu tun, als blöde Fragen zu stellen. Wenn diese Schikane nur ein oder zwei Jahre dauern würde, könnte ich es ja mit viel Zähneknirschen
     noch irgendwie ertragen. Aber nein, seit dreißig Jahren, pünktlich wie die Post, kommen von allen Teutonen in meiner Umgebung
     immer wieder die gleichen Fragen, so als hätte ich sie noch nie beantwortet.
    Früher, als ich noch jung und dynamisch war, habe ich mich stundenlang darauf eingelassen und geduldig versucht, die Deutschen
     aufzuklären. Was tut man nicht alles, um seine zweite Heimat in der Pisa-Länderskala ein paar Stufen nach oben klettern zu
     lassen?!
    Aber nach all den Jahren habe ich überhaupt keine Lust mehr dazu! Das kann doch kein Mensch ertragen.In diesem Fall würde
     ja selbst der »Geduldstein« in tausend Stücke zerspringen, wie Du, mein lieber Onkel Ömer, immer zu sagen pflegst.
    Aber wie Du weißt, macht Not erfinderisch, und die drohende Ankunft des Ramadan brachte mich diesmal wirklich auf eine grandiose
     Idee:
    Ich kaufte mir ein kleines Diktiergerät und nahm alle meine obligatorischen Antworten, die mir auf sämtliche 08/15-Fastenfragen
     einfielen, auf.
    Nachdem ich das neue System drei Tage hintereinander erfolgreich an mehreren Arbeitskollegen getestet hatte, kam natürlich
     wie alle Jahre auch Hans angedackelt und stellte die nervigen Fragen in der richtigen Reihenfolge:
    »Na, Osman, ich hab gehört, ihr habt schon wieder Ramadan. Du fastest jetzt bestimmt, nicht wahr?«, fragte er mich erneut
     erwartungsgemäß.
    Lieber Onkel Ömer, während ich genüsslich in meine gefüllte Paprika biss, die meine Frau Eminanim immer so |198| köstlich macht, drückte ich mit meinen Fettfingern auf den winzigen Knopf, und die Kassette »Antworten auf nervige Fragen
     zum Thema Ramadan« legte los:
    »Ja, natürlich, mein lieber Kollege! Es ist doch jetzt Ramadan, als Moslem darf ich doch nichts

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