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Liebesdienste / Roman

Liebesdienste / Roman

Titel: Liebesdienste / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Atkinson
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Highschoolkinder, die
Der kaukasische Kreidekreis
vor einem Publikum aus zwei Männern spielten, die aussahen, als hätten sie den Ort ebenfalls mit einer Sauna verwechselt. Julia hatte ihn vor den »Saunas« von Edinburgh gewarnt.
Glaub nicht einen Augenblick lang, dass es tatsächlich Saunas sind, Jackson.
    Von der Straße führte eine unauffällige, schwarz gestrichene Tür in das Büro, an deren Stock ein billiges Plastikschild mit der Aufschrift
»Hilfe – Import-Export«
angebracht war. Kein Versprechen samt Ausrufezeichen, seine Wünsche zu erfüllen. »Import-Export«, wenn es je einen Begriff gegeben hatte, der eine Vielfalt von Sünden abdeckte, dann diesen. Über der Klingel befand sich eine Überwachungskamera, so dass man unmöglich vor der Tür stehen konnte, ohne beobachtet zu werden. Jackson setzte sein vertrauenswürdigstes Gesicht auf und wurde eingelassen, weil er sich als Kurier ausgab. Kuriere wurden anscheinend nie nach ihren Ausweisen gefragt.
    Er musste eine Treppe hinauf- und einen Korridor entlanggehen, in dem sich industriegroße Behälter mit flüssigen Putzmitteln stapelten. »Gefahrgut« stand auf einem. Auf einem anderen war ein schwarzes Totenkopfsymbol aufgemalt, aber die Aufschrift war in einer Sprache, die Jackson nicht kannte. Er dachte an Marijut, die den Lappen auswrang und mit ihren Wäscherinnenhänden die Ablauffläche wischte. Wenn schon nichts anderes, konnte er
Hilfe
dem Gesundheitsamt melden. Noch eine Wand aus Schachteln, auf die das geheimnisvolle Wort »Matroschka« gedruckt war.
    Vielleicht war
Hilfe
ein Verbrecherkartell, das alles in der Stadt kontrollierte. Und was war mit den Kruzifixen? Ein vom Vatikan kontrolliertes Verbrecherkartell?
    »Die Frau hatte Kruzifixe in den Ohren«, sagte Jackson zu dem Mädchen am Empfang. »Kreuze.« Er nahm einen Stift von ihrem Schreibtisch und zeichnete ein Kruzifix auf einen Block und deutete auf seine Ohren. »Ohrringe«, sagte er, »wie Ihre.« Er deutete auf die silbernen Reifen in den Ohren des Mädchens. Sie sah ihn an, als wäre er verrückt. Marijut hatte ihm erzählt, dass sie sich nicht an ein Mädchen mit Kruzifixohrringen erinnerte. Seine Beschreibung »eins siebzig groß, sechzig Kilo, blond« hätte auf ungefähr die Hälfte der Mädchen gepasst, die sie kannte. »Ich, zum Beispiel«, sagte sie. Oder das Mädchen am Empfang.
    Jackson tippte auf den Computerbildschirm und sagte: »Schauen wir mal nach.« Das Mädchen warf ihm einen genervten Blick zu und scrollte dann müßig die Seite hinunter.
    »Was wollen Sie von ihr?«, fragte sie.
    »Ich will sie nicht. Ich will wissen, ob sie auf Ihrer Liste steht.« Jackson reckte den Hals, um den Bildschirm sehen zu können. Das Mädchen öffnete eine Datei, die ein Lebenslauf zu sein schien; in der linken oberen Ecke befand sich ein Thumbnailfoto, aber sie schloss die Datei sofort wieder. »Halt«, sagte er. »Zurück, zurück zur letzten Seite.« Das war sie, er hätte schwören können, dass sie es war. Sein totes Mädchen.
    »Sie arbeitet nicht mehr für uns«, sagte das Mädchen. Sie gluckste kurz, als hätte sie einen Witz gemacht. »Ihr Vertrag ist beendet.« Sie schloss das Programm mit entschiedener Miene und schaltete den Bildschirm aus.
    »Die Frau, die ich suche« – er sprach jedes Wort klar und deutlich aus –, »diese Frau ist tot.« Jackson fuhr sich ruckartig mit der Hand quer über die Kehle. Das Mädchen wich vor ihm zurück. Er war kein guter Mime. Er hätte mit Julia üben sollen, niemand spielte mit so großer Begeisterung Scharaden wie Julia, außer vielleicht Marlee. Wie stellt man
tot
dar? Er verschränkte die Arme vor der Brust und schloss die Augen. Als er sie wieder aufschlug, stand die »Haushälterin« vor ihm und sah ihn komisch an.
    »Er sagt, er ist Kurier«, sagte das Mädchen am Computer sarkastisch.
    »Ja?«, sagte die Haushälterin.
    »Ich suche jemanden«, sagte Jackson beherzt, »ein Mädchen, das verschwunden ist.«
    »Wie heißt sie?«, fragte die Haushälterin.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie suchen jemanden und wissen nicht, wie sie heißt?«
    »Ich kann Ihnen jemand anders geben«, sagte das Mädchen am Computer.
    »Ich will niemand anders«, sagte Jackson. »Was für eine Art Firma sind Sie eigentlich?«
    Das Mädchen neigte sich über den Schreibtisch näher zu ihm, lächelte Jackson raubtierhaft an und sagte: »Was für eine Firma hätten Sie denn gern?«

29
    K ein Zimmer frei im Inn«, sagte die Polizistin. Sie war

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