Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebesdienste / Roman

Liebesdienste / Roman

Titel: Liebesdienste / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Atkinson
Vom Netzwerk:
wurden, »jetzt als unsere ›weltberühmten‹ Princes Street Gardens nicht mehr wiederzuerkennen« (in Edinburgh war anscheinend alles »weltberühmt«. Ob es stimmte – berühmt in Somalia? In Bhutan?), als ihm in der Spur neben ihnen ein rosa Kombi auffiel, ein Citroën Kombi. Sie standen an einer roten Ampel, und als sie auf Gelb schaltete, fuhr der Kombi weiter. Jackson dachte zu diesem Zeitpunkt nichts außer »Man sieht nicht viele rosa Kombis«, aber ein Teil seines Gehirns las unwillkürlich die schwarze Schrift auf der Seite des Wagens – »
Hilfe
 – Wir erfüllen Ihre Wünsche!« –, und ein anderer Teil seines Gehirns erinnerte sich an die kleine rosa Karte, die im BH des toten Mädchens gesteckt hatte.
    Endlich begannen die zwei Teile seines Gehirns miteinander zu kommunizieren. Das ging langsamer vonstatten als gewöhnlich – Jackson stellte sich Signalflaggen vor und nicht ein Hochgeschwindigkeitsbreitband. Eines Tages, so vermutete er, würden die unterschiedlichen Teile seines Gehirns feststellen, dass sie die Botschaften nicht mehr interpretieren konnten. Flaggen, die hilflos im Wind flatterten. Und das wär’s dann. Demenz.
    Jackson raste die Treppe hinunter, an den Menschenmengen im Untergeschoss vorbei und bat den Fahrer, die Tür zu öffnen. Der rosa Kombi stand jetzt weiter vorn in der Princes Street. Laufend hätte er mit ihm mithalten können, aber früher oder später würde er sich aus dem Verkehr lösen, und dann würde er ihn verlieren. Jackson sprintete vor einem hupenden Bus (Busse waren zum Fluch seines Lebens geworden) über die Straße und zum Taxistand in der Hanover Street, wo er sich auf den Rücksitz eines schwarzens Taxis warf. »Wohin?«, fragte der Fahrer, und es freute Jackson ungemein, als er sagen konnte: »Sehen Sie den rosa Kombi? Folgen Sie ihm.«
     
    Sie fuhren durch das heitere Grün der Edinburgher Vororte. (»Morningside«, sagte der Taxifahrer.) Nicht gerade eine schäbige Gegend, dachte Jackson. Das schwarze Taxi war groß und auffällig, kaum das ideale Gefährt für verdeckte Aktivitäten. Der Fahrer des rosa Kombis schien es dennoch nicht zu bemerken, vielleicht war das schwarze Taxi so auffällig, dass man es übersah. Vermutlich rief er besser bei der Polizei an. Er hatte Louise Monroes Karte mit ihrer Reviernummer. Es meldete sich ein Unterling, der sagte: »Oberkommissar Monroe ist nicht im Büro«, und solle er etwas ausrichten? Nein, danke. Er wählte erneut (seiner Erfahrung nach meldete sich dieselbe Person nur selten zweimal), und wieder wurde ihm beschieden, dass Louise Monroe nicht im Büro sei. Er bat um ihre Handynummer, und sie wurde ihm verweigert. Wenn sie wirklich gewollt hätte, dass er mit ihr in Verbindung bliebe, hätte sie sie ihm geben sollen, oder? Niemand konnte sagen, er hätte es nicht versucht. Es war nicht seine Schuld, wenn er zum Schurken wurde, abtrünniger, einsamer alter Wolf. Und Verbrechen aufklärte.
    Der Kombi blieb stehen, und Jackson sagte zum Taxifahrer: »Fahren Sie weiter um die Ecke«, wo er zahlte, ausstieg und dann nonchalant um die Ecke zurückging.
     
    »Wir erfüllen Ihre Wünsche!« Ein juliahaftes Ausrufezeichen. Jackson fragte sich, ob es stimmte. Konnten sie zum Beispiel
Auf der Suche nach dem Äquator in Grönland
in ein gutes Stück verwandeln? Die Kranken und die Lahmen heilen? Seine tote Frau aus dem Forth finden?
    »Es ist ein Slogan«, sagte die Frau, deren Gesicht an ein Tier erinnerte und die Eimer und Mopps aus dem Wagen lud und auf den Gehsteig stellte. Auf die Tasche ihrer rosa Uniform war ein Emblem gestickt mit der Aufschrift »Haushälterin«, eine Bezeichnung, die Jackson irgendwie als bedrohlich empfand. Die Mafia nannte ihre Auftragskiller angeblich »Putzer«, oder? (Wahrscheinlich nur in den Büchern, die er bisweilen las.) Was wäre dann eine »Haushälterin«? Eine Art Überkiller?
    »
Hilfe
«, sagte Jackson freundlich. »Das ist ein hübscher Name.«
    »Es ist eine Reinigungsfirma«, sagte die fiesgesichtige Frau, ohne ihn anzusehen.
    »Ich frage mich«, sagte Jackson, »ob Sie mir die Adresse Ihres Büros geben können, ich habe sie nirgends gefunden.«
    Sie sah ihn misstrauisch an. »Warum wollen Sie die haben?«
    »Ach, wissen Sie«, sagte Jackson, »um mal hinzugehen und mich zu unterhalten. Um die Putzkräfte abzuholen.« Es klang noch mafiöser, wenn man es so ausdrückte.
    »Geht alles übers Telefon«, sagte die Haushälterin. Sie sah aus, als würde sie Zitronen

Weitere Kostenlose Bücher