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Liebesdienste / Roman

Liebesdienste / Roman

Titel: Liebesdienste / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Atkinson
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Geschmack.
    »Ich habe die Nacht mit dem Peugeot-Fahrer im Hotel verbracht, weil sie im Krankenhaus meinten, er könne eine Gehirnerschütterung haben. Sein Name war Paul Bradley, nur hat sich herausgestellt, dass er nicht so heißt, weil es
so eine Person
nicht gibt. Aber er
existiert
. Na
tür
lich existiert er, Sie haben ihn ja gesehen, nicht wahr? Er hatte eine Pistole. Eine Welrod. Aber dann wurde ich bewusstlos, weil er mich unter Drogen gesetzt hat, und dann hat er meine Brieftasche gestohlen. Es würde mir nichts ausmachen, aber ich habe ihm das
Leben
gerettet.«
    »Eine Welrod?«, fragte Jackson. Wieso kannte Martin sich mit Waffen aus? Mit
Welrods,
um Himmels willen.
    »Und jemand ist in mein Büro eingebrochen, also nicht eingebrochen, es gab keine Spuren von einem Einbruch, aber auf dem Boden lag ein Bonbonpapier …«
    »Ein Bonbonpapier?«
    »Ich esse keine Bonbons!
Und jetzt stellt sich heraus, dass Paul Bradley überhaupt nicht existiert! Und er war mein Alibi.«
    »Alibi?«
    »Für den Mord.«
    »Mord?« Jackson revidierte seine Meinung: Vielleicht war es doch die zweite Art von verwirrt.
    »In meinem Haus wurde ein Mann ermordet! Richard Moat, der Kabarettist, und dann hat er mich angerufen.«
    »Wow! Richard Moat wurde in
Ihrem
Haus ermordet?«
    »Ja. Und dann hat er mich angerufen.«
    »Ja, das sagten Sie schon.« Kannte Martin den Unterschied zwischen Fakt und Fiktion? Er war schließlich Schriftsteller.
    »Nicht er, ich weiß, dass nicht er es war. Der Mörder muss sein Handy mitgenommen haben – sein Handy war verschwunden ?–, und dann hat er mich damit angerufen.«
    »Warum?«
    »Ich weiß es nicht!«
    »Okay, okay, beruhigen Sie sich.« Jackson seufzte. Man sagte fünf kleine Wörter –
Wie kann ich Ihnen helfen?
 –, und schon hatte man seine Seele verpfändet.
    Obwohl alles seltsam klang, was Martin erzählte, waren in seiner Geschichte auch kleine Wahrheiten versteckt. Und wer war Jackson, um Martin zu kritisieren? Er hatte versucht, ein totes Mädchen vor dem Ertrinken zu retten, er hatte einen Hund mit der Macht seiner Gedanken getötet. Jackson fragte sich, ob Martin noch mit seiner Mutter zusammenwohnte. Nicht, dass das verwerflich wäre, Jackson würde gern mit seiner eigenen Mutter zusammenleben, er hatte nur so kurze Zeit mit ihr verbracht. Nein, Martin lebte nicht mit seiner Mutter, er lebte mit Richard Moat, oder?
    »Nicht
lebte«,
korrigierte ihn Martin. »Er wohnte bei mir, weil er auf dem Festival auftrat. Ich kannte ihn kaum, mochte ihn nicht einmal. Was, wenn sein Mörder es als Nächstes auf mich abgesehen hat?«
    »Ich glaube, Sie sollten mit der Polizei reden, Martin.«
    »Nein!«
    »Geben Sie der Polizei Ihr Handy, damit sie versuchen können, den Anrufer zurückzuverfolgen.«
    »Nein!«
     
    Sie waren ein streitsüchtiges Pack. Er hatte noch nie von Dougal Tarvit oder E. M. Watson gehört. Er hatte allerdings auch noch nie von Alex Blake gehört – bis gestern Abend. Auf dem Weg zum Literaturfestival war er in eine Buchhandlung gegangen und hatte im Café in einem von Alex Blakes Büchern geblättert. Es war harmloses Zeug, beschrieb eine Art retroutopisches Großbritannien, in dem es nur so wimmelte von Aristokraten und Wildhütern – aber niemand schien Sex zu haben (was zu Martins geschlechtsloser Ausstrahlung passte). Es waren unsinnige Bedingungen, Morde waren saubere Angelegenheiten, die zu einwandfreien Leichen führten, so wie man sie am Sonntagabend im Fernsehen sah, das Äquivalent eines heißen Bades und einer Tasse warmen Kakaos. Die Leibeigenen revoltierten nicht, sie waren glücklich in ihren Ketten, und der Gestank des Todes konnte der feinen, nach Heidekraut duftenden Luft um Nina Rileys Kopf nichts anhaben.
»Gehen Sie nicht hinein, Miss Riley«, sagte der Wildhüter. »Das ist kein Anblick für ein hübsches junges Mädel.«
    Nina Riley hatte einen Kumpan, aber hatten sie den nicht alle? Der Robin zu ihrem Batman.
Ich habe etwas Wichtiges entdeckt, Bertie. Wir müssen uns treffen.
Der beste Freund seines Bruders Francis hieß Burt. Beide waren Schweißer, beide spielten Rugby. Burt war bei Francis’ Beerdigung zusammengebrochen – das war das Einzige, was Jackson von der Beerdigung im Gedächtnis geblieben war –, Burt weinte am Grab hässliche männliche Schluchzer, ausgekeucht von einem Macho, der wahrscheinlich nicht mehr geweint hatte, seit er ein Baby gewesen war. Francis hatte sich auf eine brutale, beiläufige Weise

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