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Liebesfluch

Liebesfluch

Titel: Liebesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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seinen langen Haaren tropft es auf seine Schultern, was ihn aussehen lässt like a drowned rat. Ich muss lachen.
    »Ist schon okay. Ich wollte dich fragen, ob du mir einen Gefallen tun würdest.«
    »Kommt darauf an, welchen.«
    »Könnte ich wohl mal dein Internet benutzen?«
    »Klar. Komm rein.«
    Ich gehe mit ihm ins Haus. Der Flur ist dunkel und die Treppe, die wir zu seinem Zimmer hochsteigen, verwinkelt; die Decken sind niedrig und von dicken Holzbalken durchzogen.
    Er rennt vor mir her, als wäre ihm ein Killer auf den Fersen und ich schätze, er will noch schnell irgendwelche peinlichen Sachen, die in seinem Zimmer herumliegen, verschwinden lassen.
    Und tatsächlich – als ich in sein Zimmer komme, wirft er gerade irgendwas hinter sein Bett, das unter einem winzigen Fenster steht. Sonst gibt es nur noch einen kleinen Tisch, einen Stuhl und einen schmalen Metallschrank, der aussieht wie die locker bei uns in der Schule. An der dem Bett gegenüberliegenden Wand ist ein Regal voller CDs, aber es gibt keine Bilder irgendwelcher Bands, an den beigefarbenen Wänden hängt nur ein Kruzifix – direkt über dem Bett. Das ganze Zimmer ist – von den CDs mal abgesehen – so sexy wie eine Gefängniszelle. Ich hatte es mir ganz anders vorgestellt: überall verstreute Klamotten, Fernseher, MP3-Player, Bücher, Poster oder Filmplakate – irgendwas, das einem verrät, was für ein Mensch hier wohnt. Doch da entdecke ich in einer Ecke Schallplatten, die an der Wand entlang aufgereiht stehen, und ganz hinten sind auch mehrere alte Plattenspieler, Verstärker, CD-Player und große altmodische Boxen. Ein Musikfreak also.
    »Willst du ’nen Kaffee?«, fragt er und ich nicke; mein Frühstück ist heute echt zu kurz gekommen. »Dort drüben ist mein Laptop. Ist schon an, du kannst gleich rein.«
    Ich setze mich an den winzigen Tisch und sehe die Google-Suchmaske.
    »Alles klar oder brauchst du meine Hilfe?«
    »Nein, das schaff ich schon.« Ich finde es ziemlich cool von ihm, dass er nicht mal fragt, was ich im Internet will.
    Er verlässt das Zimmer und ich überlege kurz, ob ich den Verlauf anklicken soll, nur um zu sehen, was er sich so anschaut. Ich weiß, man macht das nicht, auf gar keinen Fall … oh, der gesamte Verlauf ist gelöscht.
    Okay. Geschieht mir recht.
    Ich gebe den Namen der Zeitung ein, die ich im Side­board gefunden habe. BILD. Und ich habe Glück, dort gibt es ein frei benutzbares Archiv. Als ich Stefan Zeltner eintippe, kommen jede Menge News von Fußballern, die Stefan heißen. Ich probiere es mit Mörder, aber da erscheinen endlos viele Einträge, die kann ich niemals alle durchsehen, jedenfalls nicht an einem fremden Laptop.
    Ich probiere es über Google und gebe seinen Namen ein. Doch alles, was ich finde, ist seine Firma. Zeltner Ceramics. Sonst nichts.
    Gerade als ich die Kombination Stefan Zeltner + Mörder eingeben will, kommt Felix mit einem Becher Kaffee und stellt ihn neben mich. Weil ich nicht will, dass Felix unangenehme Fragen stellt, schließe ich hastig den Browser, was Felix zum Glück nicht zu bemerken scheint. Er wirft mir einen flehenden Blick aus seinen grünen Augen zu. »Hör mal, wenn meine Oma kommt, dann musst du gehen, okay?«
    »Was hat deine Oma eigentlich gegen mich?« Ich trinke einen Schluck, der Kaffee ist heiß und bitter und vor allem leider ohne Zucker. »Sie kennt mich doch gar nicht!«
    »Keine Ahnung«, murmelt er und dann holt er tief Luft. »Ich muss dir was sagen, Blue. Ich bin hier, weil ich in Frankfurt, wo meine Eltern wohnen, ziemlichen Scheiß gebaut habe. Und ich bin Oma unendlich dankbar, dass sie mich aufgenommen hat. Hier ist es allemal besser als in der Jugendwohngruppe, in die sie mich vorher abgeschoben hatten. Das hier ist meine letzte Chance, deshalb will ich Oma nicht verärgern. Okay?« Er seufzt und kommt näher. »Schade, dass sie dich nicht mag – ich mag dich nämlich.«
    Ich versuche abzulenken und sage: »Ich würde sie trotzdem gerne fragen, was sie gegen mich hat.«
    »Das sollten wir besser nicht tun.« Er stellt sich so dicht neben mich, dass mir der Duft seines Duschgels in die Nase steigt. »Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?«
    »Leider nicht. Vielleicht versuche ich es nächste Woche mal in einer Bibliothek«, antworte ich so vage wie möglich.
    »Hast du heute frei?« Seine Hand legt sich auf meine Schulter, wie zufällig.
    »Ja.«
    Felix’ Hand fühlt sich bleischwer an. Ich versuche, mich elegant wegzudrehen, sodass es

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