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Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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die an ihren Haaren rissen.
    »Ist das deine Neue? Diese alte Schlampe da?« kreischte eine Frauenstimme dicht an ihrem Ohr. Mathilde fuhr in die Höhe und bekam den Arm der Angreiferin zu fassen. Gekonnt setzte sie zu einem Fußfeger an, der der Fremden die Hacken vom Boden wegriß. Lukas war aufgesprungen, die Aufsichtsbeamtin spurtete durch den Raum, aber da lag die Angreiferin schon auf dem Rücken wie ein Käfer.
    »Zurück! Zurück, Feller. Ich mache das schon!«
    Lukas, der drohend über der Frau gestanden hatte, gehorchte. Die Frau rappelte sich auf und wurde von der Aufsicht festgehalten.
    »Du Mistkerl! Warum antwortest du nicht auf meine Briefe? Was willst du mit dieser alten Kuh?«
    Ein aufdringlicher Parfumgeruch stieg Mathilde in die Nase, und ihr fiel ein, wo sie die Frau schon einmal gesehen hatte – bei ihrem ersten Besuch an der Pforte.
    Die Aufseherin hatte Mühe, die Frau zu bändigen. Ein Kollege und eine Beamtin in Zivil eilten von irgendwoher herbei. Eines der beiden Pärchen drückte sich erschrocken an die Wand, das andere blieb gelassen sitzen. Der picklige Häftling war ebenfalls aufgesprungen.
    »Claudine!« rief er. »Was soll das?«
    Der Beamte ergriff die Frau, die versuchte, Lukas Feller anzuspucken. Der kümmerte sich nicht weiter um den Tumult, sondern wandte sich um nach Mathilde.
    Sie stand am Fenster und ordnete ihre Kleidung, während sie von alten Bildern eingeholt wurde. Sie und Moritz in einem Café, er sitzt ihr gegenüber, hält ihre Hand. Draußen regnet es. Eine Frau kommt herein –nasses, lockiges Haar, sprühende Augen, ein verzerrter Mund … Die Frau ihres Geliebten hatte Mathilde zwar nicht angegriffen, aber mit Schimpfworten überschüttet. Er wird diese hysterische Zicke verlassen, hatte Mathilde damals in ihrer jugendlichen Arroganz gedacht und bereits im stillen triumphiert. Der Professor trennte sich jedoch nicht von seiner Frau, vielmehr trennte sich Mathilde von ihm – drei lange, zermürbende Jahre später.
    »Ist Ihnen etwas passiert?« fragte Lukas.
    Mathilde schüttelte den Kopf. »Selbstverteidigungskurs«, lächelte sie.
    Die Frau wurde aus dem Besucherraum geführt. Ihre Beschimpfungen, mit denen sie abwechselnd Lukas und Mathilde bedachte, verstummten erst, als sich die Tür hinter ihr und den Beamten schloß.
    Lukas Feller stand nun dicht vor Mathilde. Sie konnte den Geruch seiner Haut wahrnehmen: metallisch, scharf. Fremd. Er strich Mathilde eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann traf sein Mund heftig auf den ihren. Eine Schrecksekunde lang versteifte sich Mathilde, bevor sich ihr Körper in eine weiche Substanz verwandelte. Ihre Haut brannte und vereiste, wo seine Hände sie berührten. Seine Zunge spaltete ihre Zähne, und sie spürte die Härte seiner Muskeln, als er sie an sich zog.
    Nach einer kleinen Ewigkeit löste sich Lukas von Mathilde. Zuerst gab er ihre Lippen frei. Ihre Oberlippe blutete leicht. Danach nahm er seine Hände von ihr und führte sie zurück zum Tisch, als befänden sie sich beim Tanztee. Mathilde blieb jedoch stehen. Alle im Raum schienen sie anzustarren.
    Noch am selben Abend rief er sie an.
    »Was passiert ist, tut mir leid.«
    »Wer ist sie?«
    »Sie hat mich eine Zeitlang besucht, aber sie war nicht …«, er stockte.
    »Was?«
    »Nicht wie Sie. Keine war je wie Sie, Mathilde. Deshalb habe ich ihr geschrieben, daß ich sie nicht mehr sehen möchte. Aber wie das heute geschehen konnte, kann ich mir nicht erklären.«
    Mathilde erzählte ihm von dem Vorfall an der Pforte. »Sie muß gehört haben, wie ich Ihren Namen nannte. Wahrscheinlich hat sie darauf gezählt, daß ich an einem Mittwoch um dieselbe Zeit wiederkommen würde. Was ja auch stimmte. Menschen sind berechenbar.«
    »Und um in den Besucherraum zu kommen, hat sie Kontakt zu einem anderen Häftling aufgenommen«, ergänzte Lukas.
    »Wie konnte sie das?« fragte Mathilde.
    »Wahrscheinlich über eine Kontaktanzeige in der Knastzeitung. Sie hat sich irgendein armes Schwein ausgesucht, das prompt einen Besuchsantrag für sie gestellt hat.«
    Was für Anstrengungen diese Frau unternommen hatte, nur um Lukas diese Szene zu machen. Bestimmt war auch sie es gewesen, die den Stein auf Mathildes Auto geworfen hatte. Sie konnte ihr nachgefahren sein, nach dem ersten Besuch. Aber da sich das nicht beweisen ließ, sagte Mathilde: »Am besten, wir vergessen das Ganze.«
    »Ihren Kuß werde ich nicht vergessen«, sagte er. »Der gehört mir, für immer.«
    Mathilde

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