Liebeslüge, Liebesglück? (Julia) (German Edition)
wundervollen Abend und an den wundervollen Mann, der ihr all das ermöglicht hatte. Doch da sie ihn nicht den ganzen Abend wie gebannt ansehen konnte, stellte sie ihm Fragen zur Insel – und erfuhr, dass es bis zur Unabhängigkeit hier Sklaverei gegeben hatte.
„So etwas überschattet sicher einen so schönen Ort wie diesen“, sagte sie betroffen.
„Eine Ironie der griechischen Kultur besteht darin, dass es heutzutage große Bewunderung für die griechische Demokratie der Antike gibt, obwohl die Wirtschaft damals ausschließlich darauf aufbaute, dass man Sklaven als Arbeitskräfte einsetzte.“
„Wie schrecklich, dass die Sklaverei noch einmal so eine Hochzeit erlebte, nachdem die Europäer Amerika entdeckt hatten“, stellte Marisa stirnrunzelnd fest. „Dabei ist sie doch absolut ungerechtfertigt!“
„Solange Menschen von einer Sache in materieller Hinsicht profitieren, können sie sich ganz leicht einreden, dass diese gerechtfertigt ist“, erwiderte Athan.
Plötzlich wirkte Marisa, als würde sie sich unbehaglich fühlen. Dachte sie daran, dass sie sich von Ian aushalten ließ?
Und was ist mit dir selbst? meldete sich erneut sein Gewissen. Angeblich willst du nur die Ehe deiner Schwester retten. Aber in Wirklichkeit profitierst du auch von dem ganzen Vorhaben. Immerhin hast du diese begehrenswerte, bildhübsche Frau ganz für dich.
Auf keinen Fall wollte Athan sich jetzt mit dem befassen, was er Marisa nach der Rückkehr würde sagen müssen. Auch an seine Schwester wollte er in diesem Moment nicht denken, von seinem Schwager ganz zu schweigen. Jetzt wollte er nur jeden Moment der Tage und Nächte mit Marisa genießen und vollends auskosten. Und genau das würde er auch tun.
Athan trank einen Schluck Wein, der ebenso köstlich war wie sein Essen: gegrillter fangfrischer Fisch, exotisch-pikant gewürzt. Marisa aß panierte Garnelen mit Kokosdip.
„Schmeckt es dir?“, erkundigte er sich.
„Großartig! Allerdings sind da bestimmt eine Million Kalorien drin.“
„Das kannst du ganz leicht wieder ausgleichen: mit Obst zum Dessert“, schlug Athan lächelnd vor.
Eben noch hatte er streng ausgesehen, und jetzt wirkte er plötzlich wieder gelassen und charmant. Marisa fragte sich, was wohl in ihm vorgegangen war. Doch sie wollte sich diesen zauberhaften Abend nicht mit Grübeleien verderben …
Das Obst, das sie zum Nachtisch aßen, war unglaublich köstlich. Auch Athan nahm sich davon. Dann lehnte er sich zurück und schwenkte leicht sein Brandyglas. Marisa wollte lieber keinen Alkohol mehr trinken. Durch den Champagner und den Wein zum Essen erschien ihr die Welt schon schön und betörend genug.
Sie fühlte sich absolut glücklich und erfüllt. Denn was könnte schöner sein als ein Abend in dieser paradiesischen Umgebung mit diesem absolut himmlischen Mann? Dem Mann, der ihr nun so tief und vielsagend in die Augen blickte …
Marisa erschauerte. Ihre intensiven Empfindungen und ihre nervöse Vorfreude verstärkten sich noch, als Athan nach dem Kaffee aufstand und sie auffordernd ansah.
„Gehen wir?“ Er streckte den Arm nach ihr aus, zog sie hoch und ließ sie dann nicht wieder los.
Als sie Hand in Hand um den Pool gingen, kam es Marisa ganz normal und natürlich vor. Sie unterhielten sich ungezwungen und entspannt, doch sie spürte ihr Herz heftig schlagen.
Nach der Gartenanlage kam sandigerer Untergrund, der von niedrigen Pflanzen bewachsen war. Kleine Pfade verliefen in unterschiedliche Richtungen, jeder davon mit Laternen beleuchtet, die am Fuße von Palmen standen oder an verzierten Halterungen angebracht waren.
Als sie nach oben blickte, sah sie am klaren dunklen Himmel unzählige Sterne strahlend hell funkeln. Ihr war ganz schwindelig: vom Anblick des glitzernden Firmaments, von der lauen Tropenluft, vom Champagner …
Marisa schwankte ein wenig und fühlte sofort Athans starke Hände um ihre Taille, die sie festhielten. Ihre Blicke begegneten sich. Als sie im Mondlicht den Ausdruck seiner Augen sah, schlug ihr Herz schneller. Leise sagte er ihren Namen, und dann geschah das, wonach sie sich schon sehnte, seit Athan ihr das erste Mal begegnet war. Fast quälend langsam neigte er den Kopf und legte seinen Mund auf ihren.
Mit federleichter Berührung liebkoste und neckte Athan sie. Als Marisa es kaum noch aushielt, spürte sie den Druck seiner Hände auf ihrer Taille stärker werden. Gleichzeitig vertiefte Athan seinen Kuss, als könne auch er einfach nicht mehr
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