Liebeslüge, Liebesglück? (Julia) (German Edition)
seidenweiche Haar. Erschöpft und glücklich nach einer weiteren leidenschaftlichen Liebesstunde lagen sie da. Bald würden sie aufstehen, duschen und zum Mittagessen gehen.
Beim Mittagessen trugen alle Gäste Strandkleidung und bedienten sich unter einem großen Sonnensegel an einem riesigen Salat- und Obstbuffet. Alles war sehr informell und entspannt. Athan selbst fühlte sich allerdings gerade alles andere als entspannt. Denn in nur zwei Tagen war ihr Urlaub vorbei, und sie würden zurück nach London fliegen. Dort würde er Marisa sagen müssen, warum er sie auf die Insel eingeladen hatte. Und warum eine Beziehung zwischen ihr und seinem Schwager ausgeschlossen war.
Sofort spürte er, wie sich alles in ihm dagegen sträubte. Vielleicht gab es eine Möglichkeit, dass er ihr die harte Wahrheit nicht komplett enthüllen musste? Außerdem hatte sie doch gerade zwei Wochen voller leidenschaftlichem Sex mit einem anderen Mann verbracht – da würde sie doch nicht übergangslos zu Ian zurückgehen? Bestimmt war doch auch für Marisa klar, dass ihre Zeit mit seinem Schwager vorbei war. Vielleicht wäre es also nicht nötig, sie mit der Wahrheit zu konfrontieren. Nach allem, was sie in den vergangenen Wochen gemeinsam erlebt hatten, würde Athan das unerträglich schwerfallen. Ich kann das nicht, dachte er – nicht zum ersten Mal.
Wie sollte er es fertigbringen, sie einfach zu verlassen, nachdem er sie so oft in den Armen gehalten und leidenschaftlich geliebt hatte? Er musste völlig verrückt gewesen sein, als er sich diesen Plan ausgedacht hatte.
Starr betrachtete Athan den sich langsam drehenden Ventilator an der Zimmerdecke. Auch das Gedankenkarussell in seinem Kopf drehte sich unablässig. Er wusste, was er Marisa sagen musste, aber … Als er ihren Namen dachte, zog er sie impulsiv enger an sich. Wie sie so in seinen Armen lag – das fühlte sich einfach gut und richtig an.
Ihm war zwar von Beginn an klar gewesen, dass er sie begehrte. Doch dass die Zeit mit ihr so überwältigend sein würde, hatte er nicht geahnt. Wie heiß die Leidenschaft zwischen ihnen aufflammte, wie sie miteinander zu verschmelzen schienen … Aber das war bei Weitem nicht alles. Er fühlte sich einfach unglaublich wohl, wenn er mit Marisa zusammen war. Sie führten anregende, tiefgründige Gespräche, konnten gemeinsam lachen und schweigen. Ob sie unter den funkelnden Sternen aßen, am Strand lagen oder mit dem Boot aufs Meer fuhren, um die Sonne in all ihrer Pracht untergehen zu sehen – mit ihr war einfach alles entspannt und unbefangen, so innig, so perfekt.
Und der Sex mit ihr …
Schon beim Gedanken daran spürte er sein gerade erst gestilltes Verlangen erneut aufflammen. Wie konnte es sein, dass er sie so sehr begehrte? Wie konnte es jedes Mal so intensiv und unglaublich erregend sein? Nach jeder Liebesstunde mit Marisa fühlte Athan sich restlos glücklich – als gäbe es nichts Schöneres, als Arm in Arm mit ihr im Bett zu liegen.
Das alles würde er nun zerstören müssen, indem er ihr vorwarf, das Eheglück seiner Schwester zu bedrohen. Und sobald Marisa seine wahren Beweggründe für diesen Urlaub kannte, wäre alles zwischen ihnen ein für alle Mal vorbei. Doch er durfte sein eigenes Glück nicht über das seiner Schwester stellen. Er musste sein Vorhaben zu Ende bringen.
Marisa bewegte sich in seinen Armen, dann schenkte sie ihm ein schlaftrunkenes, sinnliches Lächeln. Als sie ihm den Mund entgegenhob, küsste Athan ihre samtweichen Lippen und verdrängte die Gedanken an das, was ihm in London bevorstand. Hier und jetzt, das war seine ganze Welt – das war alles, was zählte.
5. KAPITEL
Marisa saß in einem Taxi, das sie vom Flughafen Heathrow ins Zentrum von London brachte. Durchs Fenster betrachtete sie die Vororte, die der graue Winter fest im Griff hatte – ein krasser Gegensatz zu dem tropischen Paradies, in dem sie die vergangenen zwei Wochen verbracht hatte. Der trostlose Anblick passte zu ihrer Stimmung. Athan hatte seinen Laptop aufgeklappt, seine Miene wirkte verschlossen. Obwohl er direkt neben ihr saß, schien er meilenweit entfernt zu sein …
Angstvoll verkrampfte Marisa die Finger um ihre Handtasche. Instinktiv spürte sie, dass ihr ein schwerer Verlust bevorstand. Athan würde sie nach Hause bringen und ihr dann mitteilen, dass sie einander nicht mehr wiedersehen würden. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und sie spürte ihr Herz zentnerschwer in ihrer Brust. Dass Athan im Urlaub so
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