Liebeslüge, Liebesglück? (Julia) (German Edition)
liebevoll und leidenschaftlich gewesen war, hatte nichts zu sagen. Es war eine romantische Affäre gewesen, in der er bekommen hatte, was er wollte. Und jetzt war ihre wunderschöne gemeinsame Zeit vorbei.
Nein, dachte Marisa verzweifelt. Sie wollte ihn nicht verlieren. Sie wollte nicht, dass es vorbei war!
Sobald das Taxi vor ihrem Apartmentgebäude hielt, stieg sie aus und zitterte in der kalten Luft. Athan bezahlte das Taxi und trug die Koffer, als sie zum Fahrstuhl gingen. „Im Vergleich zur Karibik ist es hier ganz schön kalt“, sagte Marisa befangen. Er lächelte kurz, ohne sie anzusehen oder etwas zu erwidern.
Wahrscheinlich bereitete er sich innerlich schon auf die Abfuhr vor, die er ihr erteilen würde. Mit wie vielen Frauen hatte er wohl schon so einen traumhaften Urlaub verbracht, um sie gleich nach der Rückkehr abzuservieren? Marisa spürte, wie sich ihr der Magen zusammenzog. Hoffentlich würde er ihr wenigstens kein Abschiedsgeschenk überreichen. Und hoffentlich würde sie ihre Tränen zurückhalten können. Sie musste stark sein, lächelnd nicken und ihm für die schöne gemeinsame Zeit danken.
Und dann würde sie Athan wahrscheinlich nie wiedersehen. Er hatte ihr schon zu Beginn gesagt, dass er nur vorübergehend in dem Apartment wohnen würde, da sein eigenes renoviert wurde. Dies war in der Zwischenzeit bestimmt geschehen. Wahrscheinlich war ein klarer Schlussstrich ohnehin besser.
Oben angekommen, schloss sie ihre Tür auf. Athan ließ seinen Koffer im Flur stehen und folgte ihr. „Könntest du mein Gepäck bitte ins Schlafzimmer bringen?“, bat sie ihn betont ruhig und ging ins Wohnzimmer, wo sie auf ihn wartete. Sie zitterte, doch das lag nicht an dem kühlen Zimmer.
Als Athan wieder vor ihr stand, sprach sein Gesicht Bände. Angespannt wartete Marisa darauf, dass er das Wort ergreifen würde. Du wirst ihn nicht anflehen und auch nicht weinen, ermahnte sie sich innerlich.
Eine Weile stand er noch immer schweigend und mit versteinertem Gesicht vor ihr. Dann sagte er plötzlich: „Ich muss dir etwas sagen.“
Erstaunt bemerkte sie, wie schroff er klang. War das wirklich nötig? Konnte er nicht wenigstens freundlich mit ihr reden? Der Magen zog sich ihr zusammen, denn plötzlich bemerkte sie etwas, das sie an Athan noch nie gesehen hatte: Er wirkte aufgebracht. Angst und eine böse Vorahnung erfüllten sie. Auch seine Augen glänzten plötzlich kalt und hart wie Stahl.
Dann sagte er plötzlich: „Du wirst Ian Randall nicht wiedersehen und dich von jetzt an von ihm fernhalten.“
Marisa wirkte, als hätte er ihr einen Schlag versetzt. Athan hatte der Wut, die in ihm brannte, freien Lauf gelassen, damit sie ihren Zweck erfüllte. Über den Grund dieser Wut wollte er jedoch nicht nachdenken.
Marisa war aufs Sofa gesunken, verkrampfte die Hände um die Armlehnen und sah ihn an, als würde sie unter Schock stehen.
„Du wirst Ian nicht wiedersehen“, fuhr Athan kalt fort. „Ich werde ihn in den Hauptsitz meines Unternehmens in Athen versetzen.“ Das hatte er bereits in die Wege geleitet, als sie noch auf St. Cécile gewesen waren. So konnte er Ian im Auge behalten und weitere mögliche Affären im Keim ersticken.
Während er Marisa beobachtete, achtete Athan darauf, dass sein Gesicht ausdruckslos war. Er musste sich absolut unter Kontrolle haben, bis er sein Ziel erreicht hatte. Also stand er so reglos da, als würde er einen Anzug aus Stahl tragen, der jede Bewegung unmöglich machte. Denn sonst würde er Marisa sofort in die Arme schließen und eng an sich ziehen …
„Du … du hast ihn versetzt?“, fragte sie wie benommen. „Ian arbeitet doch gar nicht für dich!“ Und woher wusste Athan überhaupt von ihr und Ian?
„Doch. Er ist Marketingchef bei einem meiner Tochterunternehmen.“
Sie konnte das alles noch immer nicht begreifen. „Aber warum interessiert dich meine Verbindung zu Ian überhaupt, selbst wenn er für dich arbeitet?“, fragte sie verwirrt.
Athan spürte, dass er erneut wütend wurde. Wütend, dass Ian Eva so etwas antat. Wütend, dass er selbst sich um diesen Schlamassel zu kümmern hatte. Und wütend, dass er Marisa deshalb wehtun musste.
Ich will ihr das nicht antun – dieser Gedanke ging ihm immer wieder durch den Kopf. Doch es ließ sich nun einmal nicht vermeiden. Mit stahlhartem Griff umfasste er Marisas Ellenbogen.
„Weil Eva Randall meine Schwester ist“, sagte er und sah, wie Marisa aschfahl wurde.
„Das … das wusste ich nicht“,
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