Liebesnacht auf Kefalonia
berührte geschmeichelt den kunstvoll aufgesteckten Chignon mit der Hand. „Offenbar hat dein Vater sie geschickt, damit sie sich um mich kümmert. Sie hat all unsere Sachen ausgepackt und hätte mir sogar beim Ankleiden geholfen, wenn ich es ihr erlaubt hätte.“
„Ich bin froh, dass du sie fortgeschickt hast. Ein paar Privilegien möchte ich mir nämlich vorbehalten.“ Er betrat den geräumigen Wandschrank und kehrte kurz darauf mit einem schwarzen Seidenkleid zurück. „Zieh das heute an, agapi mou .“
„Meinst du?“, fragte sie zweifelnd. Es handelte sich um eine tief ausgeschnittene Kreation mit Spaghettiträgern, die er ihr in New York gekauft hatte. „Ist es nicht ein bisschen übertrieben für ein Essen im Familienkreis? Ich kann darunter keinen BH tragen.“
„Ich weiß.“ Geschickt öffnete er den winzigen Clip in ihrem Rücken und schob ihr den Hauch von Spitze von den Schultern. „Nimm das stattdessen.“
Ihr stockte der Atem, als er ihr eine schmale Goldkette um den Hals legte, an der ein prachtvoller tränenförmiger Diamant hing. „Er ist traumhaft.“
Ihre Blicke trafen sich im Spiegel. „Aber die Trägerin ist noch betörender.“ Er umfasste zärtlich ihre Brüste. „Ein Juwel für mein Juwel“, raunte er und küsste sie auf die Schulter, bevor er sich aufrichtete. „Steh auf, matia mou .“
Sie gehorchte. Ohne auch nur eine einzige Locke durcheinanderzubringen, streifte er ihr das Kleid über den Kopf und zog den Reißverschluss hoch.
„Du bist verdächtig geschickt in solchen Dingen.“
Lachend ergriff er ihre Hand. „Du inspirierst mich eben.“
Warum sagst du mir dann nie, dass du mich liebst?, dachte sie. Das hast du noch nie getan. Nicht ein einziges Mal in all den Monaten.
Als Kate an Micks Arm den Salon betrat, fanden sie nur Ismene vor, die in einem Modemagazin blätterte. Das Mädchen saß vor dem Kamin, in dem man ein behagliches Feuer entfacht hatte, um die abendliche Kälte zu vertreiben.
„Papa wünscht, dich in seinem Arbeitszimmer zu sprechen, Mikis. Es ist ein Fax eingetroffen, das er dir zeigen möchte.“
„Gut. Kümmere dich bitte um Katharina. Biete ihr einen Drink an – und wage es nicht, sie wieder zu beschimpfen“, fügte er trocken hinzu.
Ismene brachte ihr einen Ouzo. „Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Es war unhöflich von mir, dich einen mittellosen Niemand zu nennen. Obwohl Papa es zuerst gesagt hat“, setzte sie in einem Anflug von Trotz hinzu.
Kate lachte. „Lass uns die Sache vergessen und von vorn anfangen.“
„Gern. Trotzdem bin ich aber ein wenig eifersüchtig, weil Mikis heiraten durfte, wen er wollte, und ich nicht.“ Sie blickte Kate prüfend an. „Du bist nicht wie seine anderen Frauen.“
„Das ist mir auch schon aufgefallen.“
Ismene kicherte. „Du hast sie also getroffen. Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen. Sie muss dich hassen.“
„Das ist doch jetzt alles Vergangenheit, oder?“, erwiderte Kate zögernd.
„So?“ Das hübsche Gesicht wirkte plötzlich zynisch. „Mag sein. Wer weiß?“
Vergeblich kämpfte Kate gegen ihre Neugier an. „Wie kommt es, dass Victoria mit deinem Vater zusammen ist?“
„Das ist uns allen ein Rätsel. Anfangs dachten wir, dass sie hier auf Mikis warten wollte, um bei ihm zu sein, sobald er zurückkehrt. Wir konnten nicht glauben, dass Papa sie eingeladen hatte und sie inzwischen seine eromeni war.“ Sie schüttelte den Kopf. „Als Mikis dann eintraf, war er außer sich vor Wut. Wir hörten, wie er und Papa sich anschrien. Es fielen schreckliche Worte.“
„Hat er so an ihr gehangen?“
Ismene zuckte die Schultern. „Natürlich. Sie ist eine begehrenswerte Frau, und Papa hat sie ihm weggenommen.“ Ihre Miene hellte sich auf. „Doch nun ist Mikis mit dir verheiratet und braucht nicht mehr fortzubleiben. Er kann Victoria nicht länger lieben, und Papa muss nicht eifersüchtig sein.“
„Nein.“ Kate räusperte sich. „Es ist alles in Ordnung.“
„Ich wünschte, das Leben wäre für mich auch so einfach. Papa erlaubt meinem Petros nicht einmal, das Haus zu betreten. Aber das ist uns egal, wir sind nämlich immer noch verlobt.“
„Vielleicht findet dein Vater, dass du noch zu jung für eine so wichtige Entscheidung bist.“
„Ich bin genauso alt wie Mama, als sie Papa heiratete. Außerdem wäre ich nicht zu jung, wenn ich einwilligen würde, den widerwärtigen Spiros zu heiraten – aber lieber würde ich sterben!“
„Der Punkt geht eindeutig
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