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Liebesnöter

Liebesnöter

Titel: Liebesnöter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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dachte sie, schau nach vorn, du schaffst es.
    Tatsächlich, am Ende der Gasse kamen einige Geschäfte in Sicht, und als Ella den schräg gedruckten Namen Galleri Anna K. las, holte sie tief Luft. Das Geschäft war, wie die meisten hier in der Altstadt, nicht besonders groß. Drei breite Steinstufen führten hoch zu einer gläsernen Eingangstür.
    Es war also so weit. Irgendwie hatte sie nicht damit gerechnet. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr, jetzt ging es nur noch nach vorn.
    Sie sammelte sich, dann ging sie die Treppe hinauf und öffnete die Tür. Es war eine andere Kunst als in den beiden vorhergegangenen Galerien. Die Motive waren nicht verspielt oder naiv, sondern zeigten eher modernen Naturalismus. Sie blieb vor einem Bild mit sich aufbäumenden Pferden stehen, deren Konturen sich in nur wenigen Strichen zeigten und die trotzdem voller Kraft und Anmut waren. »Das ist von einer italienischen Künstlerin«, sagte eine Stimme hinter ihr. Ella zuckte zusammen und drehte sich um. Sie hatte die Frau nicht kommen hören, die auch nicht aussah wie die fröhlichen Wesen, die ihr bisher begegnet waren. Diese hier hatte ihr aschblondes Haar hochgesteckt und trug ein formloses mausgraues Kleid. Avantgardistisch würde man in Deutschland vielleicht dazu sagen, dachte Ella. Ein Kleid für die Frau von Welt mit feinem Kunstverstand und ausgesuchtem Sinn für Ästhetik.
    Vielleicht war sie ja Deutsche?
    »Guten Abend«, versuchte es Ella, aber nachdem ihr nicht geantwortet wurde, fiel sie ins Englische zurück.
    »Bertrogelli ist bekannt für ihre ausdrucksstarken Bilder, für ihre Strichtechnik und ihre mutige Farbgebung.«
    Stimmt, dachte Ella. Das Bild, vor dem sie standen, war nur weiß, rot und schwarz. Und beeindruckend.
    »Ich komme aus Frankfurt«, begann Ella, »und ich habe die Bilder von Inger Larsson gesehen.«
    Die Frau nickte und stellte sich jetzt als Anna Kjerstidotter vor.
    »Dann gehört Ihnen die Galerie?« Ella gratulierte sich insgeheim zu ihrem Glück. Das ging ja schnell.
    »Ja«, sagte Anna schlicht und zeigte auf die anderen Bilder. »Im oberen Stockwerk haben wir noch mehr, aber natürlich nichts von Inger Larsson. Die sind derzeit alle in Frankfurt.«
    »Ich weiß«, Ella nickte. »Ich habe Interesse an einem bestimmten Bild. Und ich würde gern mit der Künstlerin darüber reden.«
    »Die Verkäufe gehen ausschließlich über mich.«
    Ella überlegte. »Ich fand das Portrait aber so interessant, dass ich gern über ihre Technik gesprochen hätte, leider war die Künstlerin zur Vernissage nicht anwesend.«
    »Ja.« Anna ging einige Schritte auf einen langen Holztisch zu, der längsseitig im Hintergrund stand. »Ein Unwetter hat sie abgehalten. Aber sie zeigt sich sowieso nicht gern in der Öffentlichkeit.«
    Ella war entschlossen, nicht so schnell aufzugeben. »Ich hatte gehofft, die Gelegenheit zum Gespräch jetzt nachholen zu können.«
    »Inger Larsson kümmert sich nur um ihre Kunst, mit dem Rest möchte sie nichts zu tun haben.«
    Na, dachte Ella, das weiß ich ja schon, ganz so einfach scheint es doch nicht zu werden.
    Anna griff auf dem Tisch zwischen unzähligen Katalogen, Zeitschriften und Kunstbüchern gezielt nach dem Ausstellungskatalog von Inger.
    »Zeigen Sie mir doch das Portrait, um das es Ihnen geht«
    »Das betreffende Portrait ist im Katalog gar nicht aufgeführt.«
    Anna starrte sie an.
    Aha, dachte Ella, man kann dich also doch aus der Reserve locken.
    »Nicht aufgeführt? Das gibt es nicht. Dann ist das Bild nicht von Inger.«
    »Es ist aber von ihr signiert. Und genau über dieses Bild hätte ich gern mit ihr gesprochen.«
    »Und deshalb sind Sie hierhergeflogen?«
    »Nein, ich habe hier geschäftlich zu tun, ich konnte es gut miteinander verbinden«, schwindelte Ella.
    »So oder so«, beharrte Anna, »es sind nur Bilder ausgestellt, die auch im Katalog sind.«
    Ella zog ihr Smartphone hervor.
    »Da irren Sie sich«, sagte sie und suchte nach dem Foto. Und dann präsentierte sie Anna das Portrait von Moritz.
    Die Galeristin betrachtete es unbewegt, und Ella hatte den Eindruck, sie sei eine Spur blasser geworden.
    »Dieses Exponat kenne ich nicht«, sagte sie schließlich. »Dazu kann ich leider nichts sagen.«
    »Hätten Sie dann bitte die Adresse der Künstlerin? Oder die Telefonnummer?«
    »Das geht auf keinen Fall!«
    »Aber ich würde das Bild gern kaufen. Und Inger Larsson ist doch über Sie geführt.«
    »Aber nicht mit diesem Bild. Ich kenne es ja nicht einmal!« Das

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