Liebessklavin
erkannt. Simon hat sie geliebt, sie regelrecht auf ein Podest gestellt.“ Er strich sich mit den Fingern durch sein langes Haar. „Der Lord war verführerisch, und wie labil sie war, haben wir erst begriffen, als Lydia die Hochzeit mit Simon platzen ließ. Noch im Hochzeitskleid ist sie zu dem Anwesen des Lords gefahren, hat den Sklavenvertrag unterschrieben und alles zurückgelassen, was sie ausmachte.“ Seine Hand griff nach der Lehne eines freien Stuhls und Stuart setzte sich ihr gegenüber, suchte ihren Blick. „Simon hat alles versucht, sie da rauszuholen, nicht nur, weil er sie geliebt hat, sondern auch, weil er wusste, was mit ihr geschehen würde. Eines Abends lud der Lord zu einer großen Feierlichkeit und jeder aus der Szene war eingeladen. Die Krönung des Ganzen war die Vorführung seiner neusten Novizin, Lydia, die in der Nacht sein Zeichen bekommen sollte.“
Erica hob die Augenbrauen. „Zeichen?“
„Ja, der Mittelpunkt der Party war, Lydia zu brandmarken. Es hat Simon das Herz zerfetzt, als die glühenden Eisen sich in Lydias Haut fraßen.“
Erica hob schockiert die Finger an ihre Lippen und unterdrückte den Impuls, aufzuschreien. Allein die Vorstellung, diese unvorstellbaren Qualen, der Geruch von verbranntem Fleisch.
„Wenn sich ein Sklave ihm übereignet, gilt es für immer. Seine Initialen auf der Haut zeichnen seinen Harem aus. Er bricht sie, nimmt ihnen alles, was sie in ihrem vorherigen Leben ausgemacht hat. Er lässt nichts übrig und formt sie sichzu Hüllen, leeren Gefäßen, die er füllen kann, wie es ihm beliebt.“
Erica schluckte. „Das ist wie echte Sklaverei. Wurde er jemals angezeigt? Das muss doch strafbar sein, oder nicht?“
Stuart zuckte mit den Schultern. „Wenn niemand gegen ihn aussagt, welche Beweise hast du dann?“
Sie sackte innerlich zusammen. Bisher war es ein Spiel für sie gewesen. Sicher hatte sie im Internet genügend schlimme Geschichten von schlechten Erfahrungen gelesen, doch eine solche Realität war unvorstellbar, daran hätte sie nie im Traum gedacht.
Er griff nach ihren zitternden Händen, strich beruhigend über ihre Finger und zwinkerte aufmunternd. „Schwarze Schafe gibt es überall.“
Erica nickte, fühlte Bedauern und Mitleid für Lydia. In ihr regte sich der Wunsch, zu helfen, aber sie ahnte, dass sie auf verlorenem Posten stand. Selbst, wenn man die zerbrochene Seele aus den Klauen dieses Widerlings holen könnte, wäre sie ein Fall für die psychiatrische Anstalt. Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel, kullerte die Wange hinab, und noch bevor Erica sie heimlich fortwischen konnte, fing Stuart sie mit der Kuppe seines Zeigefingers auf.
Er zerrieb den Tropfen zwischen den Fingerspitzen und schmunzelte. „Kein Wunder, dass Simon so gefesselt von dir ist.“ Sein Flüstern war warm, tröstlich und liebevoll. Gern wäre sie in seine Arme geflüchtet und hätte hemmungslos über das Erfahrene geweint, doch sie riss sich zusammen. Vor ihrem inneren Auge betrachtete sie zum wiederholten Male das Gemälde, das Simon ihr gezeigt hatte. Eine Schande, eine Verschwendung eines wahren Talentes. Zu wissen, dass dieser Kerl sein Ego mit zerbrochenen Seelen streichelte, trieb ihr die Wut in den Magen. Und vor ihr saß der Hüne, den sie gefürchtet hatte, den sie abstoßend gefunden hatte und der sich vor ihren Augen völlig verändert hatte. Ihr wurde bewusst, dass Master Stuart die beiden Persönlichkeiten seines Lebens sehr gut zu trennen wusste. In ihr keimte das zarte Gefühl einer Freundschaft zu ihm auf, doch sie war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. Noch nicht.
„Möchtest du jetzt den Keller sehen?“
Sie war dankbar für den Themenwechsel und stand auf, schluckte die Traurigkeit hinunter und folgte ihm ins Haus.
Der muffige Kellerdunst mischte sich mit dem Geruch von Leder, Bleichmittel und Holz. Ein großer Teil der Werkstatt war bereits ausgelagert und im Gartenhaus untergebracht.
Stuarts beschrieb ihr seine Vorstellungen eines Spiel- und Ausstellungsraumes und während des Gespräches entstanden mit Ericas Fantasie detaillierte Bilder in ihrem Kopf. Fasziniert blieb sie vor einem handgefertigten Andreaskreuz stehen, berührte das weiche Leder und tastete über die Nieten. Sie war beeindruckt von seiner Arbeit und wandte sich strahlend zu ihm um. „Ich baue dir einen richtigen Kerker.“
Stuart betrachtete mit unverhohlenem Interesse ihre weit ausholende Gestik,mit der sie ihren Erklärungen Nachhall
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