Liebesvisitation (German Edition)
Schmutz runter ging. Er seifte das ganze Fahrzeug ein, erst da kam ihm die fatale Erkenntnis: Wie sollte er den Schaum wieder runter bringen? Mit nur einem Eimer Wasser, der auch noch vollkommen mit Spülmittel versetzt war...Scheiße...Scheiße!!!
Was tun? Was tun?! Was tun?!!...Es blieb ihm nichts anderes übrig: Er musste nach Hause laufen und mehr Wasser besorgen. Er eilte los.
Er rechnete aus, wieviel Wasser er brauchen würde. Zehn Eimer mindestens...Zehn Mal drei Kilometer. Sechs Kilometer! Hin und zurück. Das waren 60 Kilometer! Verdammt!!
Nicht nachdenken. Erst mal anfangen...Zu allem Übel, war der bis an den Rand gefüllte Eimer auch noch sauschwer. Außerdem schwappte er ständig beim Lauf durch die Fußgängerzone über. Die Passanten staunten nicht schlecht.
Er kam mit einem dreiviertel gefüllten Eimer am Ort des Geschehens an und kippte ihn übers Dach. Es brachte so gut wie gar nichts. Sei es drum, weiter. Trübsal blasen half auch nichts.
Als er mit dem zweiten Eimer durch die Fußgängerzone lief, spürte er schon, wie sehr er ermüdet war. Seine Arme und sein Rücken schmerzten. Hellwach wurde er aber wieder, als er in der Wohnsiedlung ankam. Das Auto war weg!! Nur ein paar Seifenflecken waren noch am Boden. Verdammt! Verdammt!!!
Judith und Albert kamen fröhlich beschwingt, Hand in Hand zu ihrem wöchentlichen Treffen. Ralf gönnte es ihnen. Verdammt. Auch wenn er mürrisch und resigniert war. Obwohl die Einzige, die Grund hatte mürrisch zu sein Anna war. Mal sehen, was sie zu den Vorfällen zu sagen hatte.
Christian kam. Er wirkte - für seine Person - seltsam reserviert und zupfte die ganze Zeit an seiner Jacke rum. Er setzte sich schweigend.
„Was ist mit dir los?“, fragte Markus als Erster.
„Lass ihn doch“, mäkelte Thomas. „Wenn er nicht darüber reden will.“
„Sorry?! Er hat noch gar nicht gesagt, dass er nicht darüber reden will, du hast ihm ja nicht die Chance dazu gegeben.“
„Es gibt nichts zu reden“, sagte Christian, ohne auf den Dialog von Markus und Thomas einzugehen. „Was sollte es zu reden geben?“
„Na vielleicht etwas über den Knutschfleck , den du am Hals hast“, wandte jetzt Thomas ein.
Christian griff sich erschrocken an den Hals und zupfte dann impulsiv am Kragen seiner Jacke herum.
„Sonst bist du doch nicht so verschämt was deine Frauengeschichten angeht“, fand Markus.
„Bin ich ja auch nicht“, sagte Christian mit gerunzelter Stirn und offenbar etwas erbost.
Anna kam genervt an den Tisch. „Hallo. Habt ihr schon bestellt?“
„Nein. Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“, wollte Markus wissen.
„Ach“, sagte Anna, während sie ihre Umhängetasche über den Kopf hievte. „Irgend so ein Vollidiot hat mein ganzes Auto eingeseift. Ich musste gestern erst mal in die Waschstraße fahren.“ Ralf biss sich auf die Zunge...Er würde es ihr sagen, aber später, in einer ruhigen Minute. Obwohl er etwas Angst hatte.
„Judith - Albert“, sagte Anna jetzt etwas besser gelaunt. „Ihr zwei?! Glückwunsch!“
„Mich musst du beglücken“, sagte Albert. „Judith eher bemitleiden.“
Sie zwinkerte ihren Frischgebackenen liebevoll an.
„Wo sind Susanne und Frank?“, erkundigte sich Anna.
„Susanne hat wohl mal wieder einen „Bad-Hair-Day“, oder einen „D-Day“ und Frank tröstet das Elend“, antwortete ihr Christian.
„Sprichst du jetzt von Susanne, oder von ihrem Leiden?“, hackte Ralf nach.
„Lass das.“ Thomas klopfte Markus auf die Finger, der mal wieder mit den Tischutensilien herumspielte.
„Ich weiß, dass du Vegetarier bist. Ich kann ein extra Fach einrichten, damit du das Fleisch nicht riechen musst“, schlug Judith Albert vor.
„Ach, das ist mir völlig egal.“
„Wirklich? Ich will nicht, dass das zwischen uns steht.“
„Was im Moment zwischen uns steht, sind 20 Zentimeter.“
„Du bist verrückt.“
„Ja. Verrückt nach dir.“
„Nicht auszuhalten, der Liebesvirus“, resümierte Christian.
Der Kellner kam. Albert bestellte Rinderbraten.
Judith fiel aus allen Wolken: „Du warst seit zehn Jahren Vegetarier. Warum isst du plötzlich wieder Fleisch?“
„Weil ich deine Kohlrouladen probieren will.“
„Du fängst wegen mir und meinen Kohlrouladen wieder mit dem Fleischessen an?“
„Ja. Und damit ich merke, wie unvergleichlich deine Kohlrouladen sind, esse ich das hier zum Vergleich.“
Judith blickte ihn verliebt an: „Du bist so
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