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Lieblingslied: Roman (German Edition)

Lieblingslied: Roman (German Edition)

Titel: Lieblingslied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.A. Milne
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Jingles geschrieben hast? Im Gegenteil. Wir waren glücklich. Du warst zu Hause, warst für uns verfügbar. Wir waren wirklich eine Familie. Kann es nicht wieder so sein? Denk darüber nach.
    In der Zwischenzeit sollst Du wissen, dass es mir leidtut, wie wir heute miteinander gesprochen haben. Ich bereue meine Wut, und ich verspreche, sie ist jetzt verraucht. Und falls du Dich wegen heute ein wenig schuldig fühlst, sollst du wissen, dass ich Dir verzeihe.
    Schlaf gut, mein Liebster. Mein Herz gehört Dir, für immer und ewig.
    Annaliese.
    Ich las dieses letzte »Zeichen wahrer Liebe« immer wieder, bis die Buchstaben vor meinen Augen verschwammen. Drei Worte hatten sich in mein Gedächtnis eingebrannt, verfolgten mich noch lange, nachdem ich mich in den Schlaf geweint hatte.
    Ich verzeihe Dir .

27
    WIE SAGT EIN MANN einem anderen Mann – einem anderen Vater –, dass man das Leben seines Kindes beendet? Wenn der eine in Kalifornien und der andere in Idaho lebt, lautet die Antwort schlicht: Man tut es per Telefon .
    Leider macht keine Entfernung die Aufgabe leichter.
    »Octavius? Ethan hier.«
    »Guten Morgen. Wie geht es Anna? Wir haben ein paar Tage nicht telefoniert.«
    »Sie … ihr Zustand ist unverändert.«
    »So. Und Hope? Was macht sie? Das letzte Mal, als ich mit Stuart gesprochen habe, wollte sie unbedingt zu Anna in die Klinik.«
    »Ich habe sie gestern mit ins Krankenhaus genommen. Sie hatte mir sozusagen die Pistole auf die Brust gesetzt.«
    »Kann ich mir vorstellen. Du hast zwar gesagt, es hätte nicht viel Sinn, dass ich zu euch komme, solange sich Annas Zustand nicht ändert. Aber ich finde, es ist Zeit, dass ich sie besuche. Was meinst du?«
    Das wäre der ideale »Aufhänger« für das gewesen, was ich ihm zu sagen hatte. Dennoch brachte ich die entsprechenden Worte einfach nicht über die Lippen. »Hm … ja. Ist wirklich an der Zeit.«
    Einige Sekunden war nur das übliche Knistern und Knacken in der Leitung zu hören. »Das klingt, als hättest du was auf dem Herzen, Ethan? Willst du es mir nicht sagen?«
    Jetzt war ich am Punkt ohne Wiederkehr angelangt. Ich konnte nicht länger um den heißen Brei herumreden. »Ja, du solltest kommen. Und zwar mit so vielen Familienmitgliedern, wie du es für richtig hältst.«
    Er schien erneut zu zögern. »Das klingt nicht gut.«
    »Ist es auch nicht, Octavius. Vor Jahren, damals noch in Moscow, haben Anna und ich Patientenverfügungen ausgefüllt. Darin steht, dass wir lebensverlängernde Maßnahmen ablehnen, wenn wir uns in einem unmittelbaren Sterbeprozess befinden – so wie Anna wohl jetzt. Sie hat für sich einen Zeitrahmen von einem Monat festgesetzt, bevor gehandelt werden soll. Und der ist jetzt …«
    »Vorbei«, ergänzte mein Schwiegervater nüchtern.
    »Ja. Nach Aussagen der Ärzte sind die Chancen, dass sie je wieder gesund wird, minimal. Und angesichts ihrer Patientenverfügung … haben wir daher beschlossen, ihren Wünschen zu entsprechen.«
    »Verstehe. Wann?«
    »In fünf Tagen stellen sie das Dialysegerät ab. Danach dürften ihr nur noch wenige Tage bleiben.«
    »Ich werde da sein, um mich zu verabschieden«, sagte Octavius mit brüchiger Stimme, aber gefasst.
    Mein nächster Anruf galt Großvater Bright. Das Gespräch verlief wie erwartet. Er ließ mich reden, warf nur hin und wieder eine Bemerkung ein, um sein Mitgefühl auszudrücken. Nachdem ich ihm von der Patientenverfügung erzählt und ihn und die Familie eingeladen hatte, Abschied zu nehmen, berichtete ich ihm, was alles nach seiner Abreise nach Oregon geschehen war. Besonders ausführlich beschrieb ich ihm jene Phase tiefster Depression und wie mich Hope durch ihr entschlossenes Handeln wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt hatte.
    »Deinen Vater freut es sicher, dass du in einer solchen Situation nicht in seine Fußstapfen getreten bist.«
    »Vielleicht. Viel hat allerdings nicht gefehlt.« Keine Handbreit . »Allerdings verstehe ich jetzt besser, wie er damals gelitten hat.«
    »Kann ich mir vorstellen. Dabei fällt mir ein … wie geht es der jungen Lady?«
    »Hope? Sie kommt viel besser damit zurecht als ich. Manchmal habe ich das Gefühl, sie ist erwachsener …«
    Großvater räusperte sich. »Ich habe … diese andere junge Dame gemeint. Wie heißt sie noch? Abbey?«
    »Ashley?«
    »Ja, die meine ich.«
    Diese Wendung des Gesprächs konnte mich eigentlich kaum überraschen. Irgendwann, mitten in der Nacht, nachdem ich Annas letzten Liebesbeweis gelesen hatte,

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