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Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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wäre alles egal, als würde sie die merkwürdigen Blicke der anderen gar nicht wahrnehmen. Gerne würde ich sie einfach umarmen, aber ich will nicht melancholisch werden, also schieße ich schnell ein paar Fotos von ihr. Sofort wirft sie ihre Haare durch die Luft, schenkt mir ein verführerisches Lächeln und posiert wie ein Profi.
    Ein harter Stoß in meinem Rücken bringt mich aus dem Gleichgewicht und Beccie aus dem Fokus. Ich falle fast in ihre Arme und will mich schon wütend zum Täter umdrehen, als ich Beccies Gesicht sehe. Ein breites Lächeln überzieht ihre Lippen. Langsam drehe ich mich um – und da steht er. Tristan Wolf. Er hat ein halb volles Glas in der Hand und sieht mich überrascht an. Ich spüre den nassen Fleck auf meinem Rücken, der sich gerade langsam, aber dramatisch ausbreitet. So hatte ich mir unser Wiedersehen als Single nicht vorgestellt. Und bei einem Wet-T-Shirt-Contest habe ich ohnehin keine Chance. Auch nicht, wenn nur der Rücken nass wird.
    »Sorry.«
    Zumindest glaube ich, dass Tristan das sagt, denn verstehen kann ich ihn nicht besonders gut – dafür aber plötzlich spüren, denn die Menge hat uns inzwischen verschluckt, aneinandergepresst, und sie hat wohl auch nicht vor, uns so schnell wieder auszuspucken. Tristans Hand liegt an meiner Schulter, während wir hin und her geschaukelt werden wie auf einer Fähre bei starkem Wellengang. Er beugt sich zu mir herab, seine Lippen streifen meine Wange und landen in der Nähe meines Ohrs. Die Welt um mich herum verschwindet, und alles, was ich noch wahrnehme, ist sein Mund an meinem Ohr – und seine Nähe. Außerdem weiß ich, dass eine Armada Insekten in meinem Bauch nur darauf wartet, jeden Moment aus dem Winterschlaf zu erwachen.
    »Das war keine Absicht!«
    Ich nicke nur.
    »Schon klar.«
    Sein Kinn streift meine Wange. Er riecht unglaublich gut, und sein Körper hat noch immer diese Wirkung auf mich. Seine Hand an meiner Schulter fühlt sich alles andere als falsch an. Das Lied neigt sich seinem Ende zu und wird leiser. Jetzt ist der Moment für eine Erklärung gekommen.
    »Oliver und ich …«
    Da greift plötzlich eine junge Frau nach seinem Arm.
    »Tristan! Da bist du ja! Ich dachte schon, ich hätte dich verloren!«
    Sie hat kurze blondierte Haare, wunderschöne Augen und volle Lippen. Sie lächelt mich kurz an.
    »Hi, ich bin Nina.«
    Ich nicke. Sie hakt sich bei Tristan unter und greift nach dem halb vollen Glas. Ihr Ausschnitt zeigt mehr, als ich sehen will. Okay, viel mehr, als ich sehen will. Sie hat eine gute Figur und lange Beine in einem kurzen Rock. Sie sieht aus wie alle jungen Frauen hier, die die Aufmerksamkeit der Männer auf sich ziehen wollen. Bei Tristan scheint es funktioniert zu haben, was mich traurig macht. Sie passt nicht zu ihm. Optisch. Er trägt wie immer nur seinen schlichten Stil. Dunkle Jeans, ein schwarzes T-Shirt und Turnschuhe. Es sieht umwerfend aus. Er braucht nicht, wie die anderen Jungs hier, die perfekte Frisur, den glänzenden Ohrring und das grelle T-Shirt mit Strass-Bestickung. Er fällt auch so auf. Nina hingegen scheint im Moment alles zu tun, um sich und ihre Figur in den Mittelpunkt zu rücken. Ich werde langsam, aber sicher wütend. Sie legt ihre Hand auf Tristans Brust, während sie ihm etwas ins Ohr schreit. Leider kann ich es nicht hören, was mich sofort noch wütender macht.
    Er nickt und sieht wieder zu mir. Kein warmes Lächeln, nichts.
    Er kommt mir plötzlich so fremd vor.
    »Man sieht sich. Und sorry wegen dem T-Shirt.«
    Das ist wie ein beschissener Albtraum, aus dem ich bitte sofort aufwachen möchte. Sofort. Aber vor meinen Augen zieht Tristan mit Nina an seinem Arm durch die Menge davon. Ich kann es nicht fassen.
    »Was war das denn?«
    Beccie schiebt sich wieder neben mich und folgt dem ungleichen Paar mit ihren Blicken.
    »Ich habe keine Ahnung!«
    Zum Glück hört man bei diesem Lärmpegel nicht, wie schrill meine Stimme klingt, als ich schreie. Denn genau das möchte ich: schreien!
    »Die Tussi passt gar nicht zu ihm. Ich dachte, er ist wählerisch.«
    Beccie spricht aus, was ich denke. Und sie hat noch nicht einmal das Hintergrundwissen, das ich habe.
    »Idiot.«
    Damit drehe ich mich weg und schieße Frustfotos. Unzählige Frustfotos. Ich kümmere mich nicht um einen schönen Bildausschnitt, gutes Licht oder fotogene Motive. Ich knipse einfach drauflos. So wie ein wütender Sportler einfach losspurtet und nicht mehr aufhören will zu rennen. Egal wohin. Ich

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