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Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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Clubbesucher haben das nun auch vernommen, und so nicke ich nur.
    »Wirklich gut!«
    Dabei grinst sie mich vielsagend an. Ich kenne Beccie und weiß, was sie denkt und was sie damit sagen will. Aber ich finde, auch sie sollte etwas mehr Respekt vor der Tatsache haben, dass Tristan vergeben ist.
    »Er hat eine Freundin, Beccie. Sie heißt Helen!«
    »Und? Ich habe sie noch nie bei ihm gesehen. Vielleicht haben die gerade eine Krise?«
    Sie zwinkert mir zu und nimmt einen beherzten Schluck Bier.
    »Beccie …«
    »Entspann dich! Er wird sich schon wehren, wenn er nicht will! Und mach ein paar schöne Fotos von mir!«
    Damit drückt sie mir einen festen Kuss auf die Wange und tanzt wieder in die Menge, darauf bedacht, keinen Schluck Bier zu verschütten, während ich noch immer mit den Mordgelüsten in meinem Inneren kämpfe. Sie hat wirklich keine Skrupel. Beccie kann doch nicht einfach so die Grenze überschreiten, fast tänzelnd, während ich mich verzweifelt an genau diese Grenze klammere. Manchmal wünsche ich mir wirklich, ich hätte einen miesen Charakter. Dann wäre mir das alles egal, und ich würde einfach schauen, wie weit ich gehen kann – oder will. Um mich abzulenken und nicht daran zu denken, dass Beccie in spätestens zehn Minuten die Treppe nach oben wackelt, um sich mit Tristan zu unterhalten, stelle ich mich wieder an den Rand der Tanzfläche und mache weitere Probeschüsse.
    Immer wieder bin ich irritiert, wie jung manche Besucher hier sind oder zumindest wirken. Während die Jungs noch so aussehen, als würde Mama sie morgens mit einer passenden Klamottenauswahl überraschen, scheinen die weiblichen Pendants etwas älter, tragen aber mehr Make-up als Daniela Katzenberger an ihren guten Tagen und bewegen sich so, als wäre eine Go-go-Tanzausbildung schon in der Unterstufe Pflichtfach. Ich schüttele innerlich den Kopf und schenke ihnen die fünf Sekunden Aufmerksamkeit, die sie sich bei dem Besuch heute erhofft und erwünscht haben. Ich bin immer wieder überrascht, wie willig sich die Leute vor meine Kameralinse werfen. Sie werden vielleicht auf der Homepage des Veranstalters und des Clubbesitzers auftauchen, und das ist dann eine Rundmail an alle Facebook-Freunde wert. Sie werfen sich in Pose, sie lächeln, sie versuchen so verführerisch zu schauen wie Adriana Lima bei ihrem Bikini-Shooting in Rio für die Sports Illustrated , und sie machen sich dadurch manchmal leider eher lächerlich. Aber ich bin Profi, lächle, mache ein paar Schüsse, die ich sofort wieder lösche, und widme mich dem nächsten Objekt, das auf der Suche nach Aufmerksamkeit ist. Ein typischer Freitagabend im schönen Stuttgart.
    Nur leider flaut die Stimmung langsam, aber sicher ab, denn der DJ lässt sich erstaunlich viel Zeit, und auch in mir flammt, während ich darauf warte, dass es endlich losgeht, wieder eine leichte Wut auf, die noch immer in mir brodelt. Wieso nimmt Oliver mich und meine Arbeit nicht ernst? Das, was ich hier tue, ist ziemlich anstrengend. Obwohl man die Luft im Club inzwischen schneiden könnte und ich dauernd von angetrunkenen Gästen angerempelt werde, habe ich bereits eine beachtliche Menge brauchbarer Fotos schießen können. Ich würde Oliver auch gerne zeigen, dass dieser Event wirklich etwas bedeutet und ich angefragt worden bin. Niemand sonst! Ich bin die erste Wahl. Manchmal werden zwei Fotografen beauftragt und dann die besten Fotos in einer Art Mischung ausgewählt. In diesem Fall haben die Veranstalter nur mich angefragt – weil sie mir vertrauen. Das bedeutet mir viel. Aber ich weiß, selbst wenn ich Oliver das erklären würde, er würde es nicht verstehen. Andererseits kann ich ihm nicht die ganze Schuld in die Schuhe schieben. Es liegt auch an mir. Sobald ich jemandem meinen Job erklären möchte, mache ich mich automatisch kleiner, als ich bin. Auf die Frage, was ich beruflich denn so mache, antworte ich für gewöhnlich: »Ach, ich bin Party-Knipserin.« Dabei liebe ich die Fotografie von ganzem Herzen und wünsche mir insgeheim so viel mehr. Am liebsten würde ich einfach meine Koffer packen und für ein halbes Jahr verschwinden, um die ganze Welt zu sehen. Ich würde gerne einzigartige Fotos von den unterschiedlichsten Menschen rund um den Globus machen, aber sobald ich das Wort »Reise« auch nur in den Mund nehme, schlägt Oliver vor, mit dem Wohnmobil an den Bodensee zu fahren, um ein bisschen auszuspannen. Ich liebe den Bodensee, aber er ist nicht gerade das, was ich mir

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