Liebst du ihn noch immer
nehmen den Helikopter."
Nie hatte Rusty sich vorstellen können, wieviel Drum und Dran dazugehörte, einen Säugling zu transportieren. Die tragbare Krippe, Kleidung zum vielfachen Wechseln, ein Autositz, Schachteln mit Windeln, Wolldecken, eine Tragetasche und noch verschiedene Posten „nur für den Fall". Im Helikopter war nicht einmal Platz für Rebell geblieben, und Rusty hatte ihn Harry anvertrauen müssen.
Doch ungeachtet dieser Umstände bedauerte Rusty keine Minute, der Expedition zugestimmt zu haben. Wie sollte er auch? Denn vor ihm lagen vier ganze Tage - und Nächte - mit Kate. Natürlich wußte er, daß während der Nächte nichts „passieren" würde. Kate und Shanna würden in Kates ehemaligem Kinderzimmer schlafen, Rusty im Gästeraum und Kates Eltern am anderen Ende des Flures. Keine Gelegenheit, selbst wenn Kate willens und fähig wäre.
Doch Rusty begrüßte jede Gelegenheit, ein wichtigerer Teil ihres Lebens zu werden, und wenn er ihre Eltern auf seine Seite bringen konnte, hätte er zwei gewichtige Verbündete.
Die erste Prüfung hatte Rusty bestanden, wenn er auch mehrere Anläufe nehmen mußte. Er hatte keine Ahnung gehabt, wie schwer es war, einem Baby die Windel so anzulegen, daß sie weder zu fest noch zu locker saß. Nun stand ihm die zweite Prüfung bevor: Kates Vater kennenzulernen. Davor bangte ihm ein wenig, denn er wußte nicht, wie gern der alte Mann Doug gehabt hatte. Waren die beiden als gute Kumpane gemeinsam zum Fischen gegangen, hatten sie Domino miteinander gespielt? In dem Fall würde Rusty einen schweren Stand haben, als neues Mitglied der Familie in Betracht zu kommen.
„Ich hatte ganz vergessen, wie schön es von hier oben aussieht." Kate blickte hinaus auf das Hügelland unter ihnen und die dicken Bäume. Sie lächelte entspannt und legte Rusty eine Hand auf den Arm. „Das war wirklich eine gute Idee."
„Warum fahren, wenn man fliegen kann", meinte Rusty vergnügt. „Ich wollte, ich wäre ein Vogel... vielleicht eine Seemöwe, weil ich so gern am Wasser bin."
„Ja, es muß herrlich sein, die Schwingen auszubreiten und durch die Luft zu gleiten”, stimmte Kate zu. „Allerdings hätte ich Schwierigkeiten mit rohem Fisch."
„Hast du je Flugunterricht genommen?" Sie verneinte. „Dann sollte ich dir Flugstunden geben. Du lernst es bestimmt in kürzester Zeit."
„,Ja, vielleicht sollte ich's versuchen. Wenn du meinst, ich könnte es."
„Du würdest mich wahrscheinlich bald mit deinen Flugkünsten ausstechen", neckte er sie.
„Kein Gedanke. Wie könnte ich mir anmaßen, je den größten Helikopterpiloten aller Zeiten zu übertreffen." Ihr Ton war scherzhaft gehalten,' doch der bewundernde Blick, den sie ihm schenkte, nahm ihm den Atem und gab ihm Hoffnung.
Sie landeten auf einem kleinen privaten Flugplatz nahe dem Haus von Kates Eltern. Rusty entlud den Helikopter, während Kate ihre Mutter anrief. „Ich hoffe, du langweilst dich nicht während der Tage hier", sagte sie zu Rusty. „Diese Art von ländlichem Vergnügen ist nicht jedermanns Sache.
Während der ersten zwei Jahre unserer Ehe ist Doug mitgekommen, Aber er konnte es nicht ausstehen. Ich habe das nie verstanden, weil er selbst in einer Kleinstadt aufgewachsen war.."
Rusty behielt für sich, daß er Doug ein wenig spießig fand. Auf jeden Fall ließ die Vorstellung, daß Doug alles andere als vollkommen gewesen sein mußte, seine Zuversicht wachsen.
Auf die Landebahn kam ein Pickup gerollt und hielt neben dem Helikopter von C-Breeze. „Wo ist meine Enkelin?" war eine tiefe Stimme zu vernehmen, bevor ein großer Mann hinter dem Lenkrad hervorkam.
„So wird's also von nun an sein!" rief Kate aus und fügte des Effektes halber einen lauten Schluchzer hinzu. „Mein eigener Vater sagt mir nicht mal guten Tag."
Der Mann zog Kate in eine feste Umarmung. „Tag, meine kleine Katie. Schön, dich wiederzusehen. Aber nun zeig mir das Baby."
„Jetzt, da ich Mutter bin, werde ich mich wohl daran gewöhnen müssen, die zweite Geige zu spielen", scherzte Kate und führte ihren Vater in den Schatten des Helikopters, wo Rusty Shanna auf dem Arm hielt. „Sie hat fast während des ganzen Fluges geschlafen. Der Lärm hat ihr nichts ausgemacht. Aber jetzt wird sie ein wenig quengelig."
„Arme Kleine. Sie ist wahrscheinlich hungrig", sagte der Großvater und verfiel, als er Rusty den Säugling abnahm, sogleich in die Babysprache.
„Komm, Grandpa nimmt dich. Er fährt dich zum Restaurant und gibt dir
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