Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebster Mitbewohner

Liebster Mitbewohner

Titel: Liebster Mitbewohner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
Vom Netzwerk:
nichts von der Trennung erzählt. Anfangs, weil ich irgendwo noch damit gerechnet hatte, dass wir wieder zusammenkämen. Und dann, nach Leons Besuch, bei dem Felix mich so tatkräftig unterstützt hatte, war dieses Kapitel für mich abgeschlossen gewesen. Ich wollte nicht daran denken und schon gar nicht darüber sprechen. Erst recht nicht mit meiner Mutter, der ich mit Sicherheit jedes Detail noch einmal vorkauen müsste.
    Ich seufzte abgrundtief.
    „Was ist los? Fühlst du dich nicht gut?“, fragte meine Mutter besorgt.
    Es half nichts. Also berichtete ich stichwortartig von der Trennung.
    „Wie entsetzlich. Wie kam es denn dazu?“
    „Ist doch egal. Ich wohne jetzt jedenfalls bei Daniel.“
    „Der kleine Dani. Das war schon immer ein lieber Junge.“ Die Augen meiner Mutter fingen tatsächlich an zu leuchten.
    Ich grinste und beglückwünschte mich selbst zu diesem überaus cleveren Schachzug. Daniel war von meiner Mutter schon immer vergöttert worden.
    „Eigentlich dachten dein Vater und ich ja immer, dass ihr beiden irgendwann einmal zusammen kommt. Ich meine, ihr wart schon als Kinder so süß miteinander.“
    „Urgh.“ Ich verschluckte mich an meinem Kaffee. „Schon wieder diese Leier? Ich dachte, darüber hätten wir uns bereits sehr viel öfter als nötig unterhalten.“ Allerdings hatte meine Mutter dieses Thema schon seit Jahren nicht mehr angeschnitten. Da hatte ich es in meiner Gutgläubigkeit wohl vergessen.
    „Na ja, abe r jetzt, wo du nicht mehr mit Leon zusammen bist…“
    „Daniel und ich sind nur Freunde, Mama, wie oft denn noch? Du erwartest doch auch nicht, dass ich was mit Elena anfange, oder?“
    Meine Mutter schlug entsetzt eine Hand vor den Mund.
    Ich verdrehte die Augen. „ So war das nicht gemeint.“
    „Gleich kommt dein Vater nach Hause, dann kannst du das mit ihm besprechen.“ Meine Mutter stand auf und machte sich in der Küche zu schaffen, die durch eine Art Theke mit dem Wohnzimmer verbunden war. Ich hörte Geschirr klirren.
    „So war das nicht gemeint!“, schrie ich. In diesem Moment hörte ich, wie die Haustür aufging. Auch das noch.
    Mein Vater trat ins Wohnzimmer. „Ach, hallo“, sagte er überrascht, aber nicht sonderlich erfreut. „Auch mal wieder da? Du rufst ja nie an, sagt deine Mutter.“
    Ich zuckte nur mit den Achseln und erwog, dieses Haus sofort zu verlassen. Wo waren die Eltern, von denen ich mich als Kind verstanden und behütet gefühlt hatte?
    Mein Vater stöhnte genervt. Ich sah hoch und erkannte, warum. Meine Mutter winkte ihm aus der Küche hektisch zu.
    „Ich bin gerade erst nach Hause gekommen“, murrte mein Vater vor sich hin, doch trottete brav in die Küche.
    Das Gemurmel meiner Mutter hörte ich bis ins Wohnzimmer, doch konnte den genauen Wortlaut nicht verstehen.
    „Und was soll ich deiner Meinung nach dagegen tun?“, empörte sich mein Vater. „Sie ist alt genug.“
    „Es war so nicht gemeint!“, versuchte ich  es ein letztes Mal. „Es war ein Vergleich, okay? Weil Mama mir schon wieder Daniel aufschwatzen wollte, habe ich gesagt, dass sie das bei Elena ja auch nicht tut. Sie hat das völlig falsch interpretiert!“
    „War ja klar“, zeterte mein Vater und kam aus der Küche. „Wieder mal aus einer Mücke einen Elefanten gemacht. Lass Maja doch ihre eigenen Männer aussuchen. Außerdem ist sie doch mit diesem Anwalt zusammen.“
    „Leon“, rutschte es mir aus Gewohnheit raus. Egal, wie oft Leon und ich gemeinsam bei meinen Eltern zu Besuch gewesen waren: Mein V ater weigerte sich hartnäckig, sich seinen Namen zu merken.
    „Das ist es ja! Sie haben sich getrennt!“, lamentierte meine Mutter.
    Ich zog die Knie an und legte mein Gesicht darauf. Mit den Händen hielt ich mir die Ohren zu, bis ich plötzlich geschüttelt wurde. Mein Vater stand mit unwirschem Gesichtsausdruck vor mir. Er deutete auf meine Tasche, die ein Stück weiter unterm Esstisch lag.
    Ich nahm die Hände von den Ohren und wurde von einem durchdringenden Klingeln begrüßt.
    „Wenn niemand etwas dagegen hat, würde ich dann endlich hochgehen und mich umziehen. Schließlich bin ich gerade erst nach Hause gekommen.“
    „Mach nur, Liebling. Ich wärme dir dann unser Mittagessen wieder auf. Es gab Gulasch.“
    Mein Vater murmelte etwas Unverständliches und verschwand nach oben, während ich meine Tasche vom Boden aufhob.
    „Es wird Zeit, dass er in Rente geht“, seufzte meine Mutter.
    „Bist du sicher? Ihr beide den ganzen Tag zusammen in diesem

Weitere Kostenlose Bücher