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Lied aus der Vergangenheit

Lied aus der Vergangenheit

Titel: Lied aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Forna
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dass das andere Auto vorbeifährt, sieht er, dass das Gebäude ein überdachter Markt ist. Nicht weit davon entfernt sitzt eine Frau hinter einem Korb von Fischen und wedelt immer wieder die Fliegen weg. Zwei nackte Hühner rennen über die Fahrbahn.
    Jetzt weitet sich die Straße. Vor ihm sind ein staubiger Fußballplatz, ein hoher Baum und, am jenseitigen Ende, ein Gebäude, das wie eine Schule aussieht. Ein Spiel soll gleich beginnen, Leute sind auf der Straße versammelt, die den Platz säumt. Ein paar von ihnen winken ihm zu, bedeuten ihm, dass es da nicht weitergeht. Ein Mann in einem langen Kittel nähert sich dem Fahrzeug, klopft an die Scheibe und zeigt auf eine andere Straße. Adrian biegt dort ein, ohne zu wissen, wo sie hinführt. Allmählich bereut er, die Hauptstraße verlassen zu haben. An einer Kreuzung am Ende der Straße geht’s nach rechts zu einer Kirche und dann nicht mehr weiter. Geradeaus scheint die Straße zu eng für ein Auto zu sein. Also biegt Adrian nach links ab, den Hügel hinunter. Die Fahrbahn ist jetzt sehr holprig, mit tiefen Furchen an beiden Seiten. Zwei Schulkinder treten mit den Fersen bis an den Grabenrand, um ihn vorbeizulassen. Fünfzig Meter weiter geht es wieder nach links, und Adrian biegt ab, überlegt es sich dann anders und beschließt zurückzufahren. Die Straße ist gerade breit genug, um zu wenden, und es gelingt ihm mit Müh und Not, die Räder drehen auf dem Schotter durch, und die Kupplung jault. Gerade als er wieder losfahren will, fällt ihm das Haus auf. Klein im Vergleich zu den Villen, an denen er weiter oben am Hügel vorbeigefahren ist, ragt es hinter einem Eisentor auf. Eine kurze Treppe führt zur Eingangstür hinauf. Die sonnengebleichten Wände sind von Wasser und Moos dunkelgrün gestreift. Davor steht ein schwer beladener Orangenbaum. Es ist nicht genau so, wie er es sich vorgestellt hatte. Zum einen sitzt es höher auf dem Grundstück. Aber trotzdem ist genug da, um es zu erkennen, obwohl es von Bäumen umwuchert und seit vielen Jahren nicht mehr gestrichen worden ist. Das ist das rosa Haus.
    Adrian steigt aus und lässt die Autotür hinter sich offen stehen. Er geht ans Tor und späht zwischen den Stäben hindurch. Es gibt noch ein Nebentor, das zu einem Garten führen könnte. Es ist schwer zu sagen, ob das Haus bewohnt oder verlassen ist, so verwahrlost sehen unzählige Gebäude in der Stadt aus. Das Eingangstor ist geschlossen, und Adrian scheut sich, es aufzudrücken. Er wendet sich ab und steigt wieder ins Fahrzeug. Am Ende der Straße hält er, um die Schulkinder von vorhin, einen Jungen und ein kleineres Mädchen, vorbeizulassen. Sie überqueren die Straße aber nicht, sondern drücken sich seitlich am Auto vorbei und beäugen Adrian dabei. Er lächelt ihnen zu, und sie lächeln nicht zurück. Er winkt, und der Junge, der sechs sein mag, winkt ebenfalls. Adrian beobachtet, wie sie durch das Tor des rosa Hauses treten.
    Am Nachmittag begleitet er Ileana bei der Visite.
    »Wie geht’s Mamakay?«
    »Gut.«
    »Ich fand sie sympathisch«, sagt Ileana.
    »Und sie fand Sie sympathisch.« Adrian spürt Ileanas braune Augen auf sich ruhen. Er erwidert ihren Blick nicht, sondern gibt vor, die Patientenakten, die er in der Hand hält, zu studieren.
    »Aber Sie sind vorsichtig, ja?«
    Er blättert eine Seite weiter, sagt so beiläufig wie möglich: »Und was soll das heißen?« Und hört selbst den unechten Ton in seiner Stimme.
    »Sie wissen sehr gut, was ich meine, mein Lieber. Sie sind Psychologe.«
    In dem Moment erscheint Salia, und das Gespräch hat ein Ende. Heute können mehrere Patienten entlassen werden, unter ihnen Abdulai, der junge Mann, den Adrian ins Krankenhaus gebracht und der ihn seinerseits erstmals hierher geführt hatte. Er ist jetzt clean, seit seiner Einlieferung ohne Drogen. Attila hat seine Entlassungspapiere unterzeichnet. Salia hat ein letztes Gespräch zwischen Abdulai und Adrian arrangiert. Adrian ist gerührt, denn Abdulai war ja eigentlich Attilas Patient. Er dankt Salia, der förmlich nickt und dann, mit auf dem rauen Linoleum seufzenden Schuhen, die Station verlässt.
    Der junge Mann, der Adrian gegenübersitzt, ist ein ganz anderer Mensch als derjenige, den Adrian in die Anstalt gebracht hat. An den Tag, als Adrian ihn auf der Polizeiwache abholte und hierher brachte, hat er keinerlei Erinnerung.
    »Die Hauptsache ist«, sagt Adrian, »wie Sie sich jetzt fühlen.«
    »Ich fühl mich gut, Doktor. Ich fühl mich gut in

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