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Lied aus der Vergangenheit

Lied aus der Vergangenheit

Titel: Lied aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Forna
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in ihrer Stimme, von Müdigkeit oder Vorsicht. Sie öffnete die Tür nicht, ließ die Hand an der Klinke.
    »Es tut mir leid. Ich habe Sie geweckt. Sie haben vielleicht geschlafen.«
    »Nein, nein.« Hastig, denn ich wage zu behaupten, dass sie es nicht ertragen konnte, für die Sorte Frau gehalten zu werden, die am Nachmittag schlief.
    »Dann wollten Sie gerade ausgehen.«
    Sie trug ein schlichtes Hauskleid, und bei meinen Worten sah sie an sich hinunter. Sie wollte ganz offensichtlich nirgendwo hingehen. Am Ende blieb ihr nichts anderes übrig, als beiseitezutreten. »Kommen Sie herein, Elias.« Ihr Ton war nicht gerade einladend, aber ich ließ mich nicht davon abschrecken, was vielleicht besser gewesen wäre. »Ich habe nicht viel Zeit. Ich muss in die Stadt«, log sie. Keine begabte Lügnerin, zu unbestimmt, zu langsam in der Reaktion.
    Ich setzte mich in meinen gewohnten Sessel auf der Veranda. Selbst in diesem weiten Hauskleid, einem Batikstoff in Grau- und Grüntönen, das Haar in schlichten Zöpfen, war sie unvergleichlich schöner als jede Frau, die ich je gekannt hatte. Das Telefon klingelte, und sie ging hin. Ihre Stimme wehte zu mir heraus, und ich lauschte ihrer Hälfte des Gesprächs und versuchte dabei herauszufinden, mit wem sie sprechen mochte. Wer immer es war, ich war eifersüchtig auf ihn, auf seine Vermessenheit, sie einfach anzurufen, wann es ihm gerade passte.
    Vor mir der Himmel, gewaltig und leer. Im Garten hatten sich Tümpel gebildet, die schon anfingen, von Insekten zu summen. Die Regenfälle hatten die Frösche auf den Plan gerufen, wie einen Chor von Betrunkenen. Vereinzelte Tropfen fielen von den Enden der Blätter, und von irgendwoher das Geräusch von fließendem Wasser. Als Saffia auf die Veranda zurückkehrte, bot sie mir weder einen Kaffee noch ein Glas Wasser an, sie setzte sich und legte die Hände in den Schoß. Ich war versucht, sie zu fragen, wer das am Telefon gewesen sei; stattdessen sagte ich etwas über den Garten, etwas vage Lobendes, über sein Aussehen nach dem Regen.
    »Ausgenommen die Harmattan-Lilien«, entgegnete sie. Am glücklichsten war sie, wenn sie über ihren Garten sprechen konnte. »Ihnen ist die Trockenheit lieber. Für sie ist die Saison zu Ende.«
    Man hörte die Tür aufgehen und jemanden hereinkommen. Ich dachte, es sei Julius, obwohl ich ihn erst vor weniger als einer Stunde in meinem Arbeitszimmer zurückgelassen hatte. Mittlerweile hatte er sich angewöhnt, es zu benutzen, wann immer es ihm passte. Die Wohnzimmertür schwang auf. Ich stählte mich innerlich. Saffia sprang auf und eilte hinein.
    »Tantchen? Was hast du vergessen? Ich hole es dir.«
    Nicht Julius also, sondern die alte Schachtel, die auf dem Weg in ihr Zimmer brummelnd an Saffia vorbeischlurfte. Saffia folgte ihr und ging dann so neben ihr her, dass sie der Frau den Blick auf die Veranda und auf mich verstellte, wartete dann vor ihrer Tür. Nach einer Weile kam die Frau wieder heraus, und dabei schien sie mich zu erblicken, denn sie blieb stehen, drehte sich um und schlurfte nach vorn, um durch die Glasscheibe zu spähen. Ich nickte ihr zu, aber sie zeigte keinerlei Reaktion. Ich hörte sie etwas zu Saffia sagen – was, weiß ich nicht, denn ich sprach, und spreche, ihre Sprache nicht – aber der zänkische Ton sprach Bände. Saffia schloss die Tür hinter ihr und blieb, die Hand an der Klinke, den Rücken mir zugewandt, stehen.
    Als sie zurückkam, war sie noch distanzierter. Meine Anwesenheit war untragbar geworden. Trotzdem brachte ich es nicht über mich zu gehen. Was ich dann tat, tat ich aus Verzweiflung. Es war nicht das, was ich wollte. Ich hatte es mir anders vorgestellt, beim Mittagessen oder vielleicht in einem Café. Oder in den dunklen Tiefen eines Gartens, auf einer Party, ein paar Minuten lang allein gelassen. Oder Seite an Seite durch den Victoria Park schlendernd. Nicht den Victoria Park der Verrückten, Bettler und Händler von gebrauchten Büchern. Einen anderen Victoria Park, bevölkert mit Studenten, die im Schatten der Frangipani-Bäume lasen, und Paaren wie uns, einem Paar, das nur in der Landschaft meiner Fantasie existierte.
    Ich hatte keine Ahnung, wann ich wieder Gelegenheit haben würde, mit ihr allein zu sein. Ich geriet in Panik. Ich streckte die Hand aus und hätte ihren Arm berührt, wäre sie nicht eilig aufgestanden.
    »Verzeihen Sie, Elias, ich muss mich wirklich fertig machen.«
    Ein paar Tage später war ich in meinem Arbeitszimmer. Julius trat

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