Light & Darkness
weiß überhaupt nichts über dich.«
»Könnte daran liegen, dass Sie nie mit mir sprechen«, antwortete er mit vollem Mund.
Sie lächelte, fühlte sich aber sichtlich unwohl. »Ich … die Situation ist ungewohnt, aber ich möchte es besser machen. Erzähl mir etwas über dich. Hast du irgendwelche Hobbys? Magst du Sport?«
»Wenn ich Sport mag, wäre das nicht eine Art Hobby?«, fragte Dante.
»Natürlich ist das eine Art Hobby.« Verlegen blickte ihre Mum in die Runde. »Ich habe mich nur gefragt, ob du nicht etwas unternehmen möchtest. Du und Light, ihr sitzt ständig in euren Zimmern und was wäre besser geeignet als ein gemeinsames Hobby?«
Dante griff gerade nach seinem Glas, stockte aber in der Bewegung. »Gemeinsames Hobby? Mit Light?«
»Lächerlich«, zischte Kane, keiner schenkte ihm Beachtung.
»Light könnte mit dir etwas unternehmen, was dir gefällt und du etwas, das ihr gefällt«, schlug ihre Mum vor. »Wäre das nicht schöner, als ständig im Bett zu liegen und Musik zu hören?«
»Möglich.« Sein Tonfall klang gleichgültig, aber Light sah das aufgeregte Wippen seiner Füße. »Ich mache wirklich gerne Sport«, gestand er. »Früher hab ich immer mit meinem Dad trainiert.«
»Wirklich?«, fragte ihre Mum entzückt. »Das klingt großartig. Daran könnten sich meine Männer nur ein Beispiel nehmen. Nicht wahr, meine Herren?« Schuldbewusst senkten Jude und ihr Dad die Köpfe. »Light, was hältst du davon, wenn ich euch etwas Geld gebe und ihr euch eine Wochenkarte für das Fitnessstudio kauft?« Sie war begeistert von ihrer Idee, aber Light krümmte sich innerlich. Dabei war es ihr Vorschlag gewesen, dass ihre Mum das Gespräch mit Dante anzettelt, denn sie wollte den Vorschlag von Dr. Melay, mehr mit Dante zu unternehmen, in die Tat umsetzten.
»Natürlich, das klingt großartig«, log sie mit einem breiten Lächeln. Vielleicht könnte sie selbst auf eine Anmeldung verzichten und sich darauf beschränken, Dante bei seiner körperlichen Ertüchtigung anzufeuern. Ihre Glieder schmerzten alleine beim Gedanken an Sport.
Nachdem diese Sache entschieden war, kehrte die übliche Stille ein. Niemand sagte etwas und wieder einmal tat Lights Familie so, als würde Dante nicht existieren. Es störte ihn nicht, Light hingegen schon.
Der Tiefpunkt des Abends war ein Streit zwischen ihr und Jude. Er wollte gemeinsam mit Kane und ihr ins Kino gehen, verneinte jedoch ihre Frage, ob Dante sie begleiten dürfte. Light lehnte die Einladung daraufhin ab. Obwohl Dante alles Erdenkliche unternahm, um ihr Steine in den Weg zu legen, fühlte sie sich ihm gegenüber verpflichtet. Das Gefühl für ihn verantwortlich zu sein ließ nicht nach, und immer wenn sie versuchte, sich das Gegenteil einzureden, nagte das schlechte Gewissen an ihr. Sie erinnerte sich an den Ausdruck in seinen Augen, wenn er von seiner Mum sprach und an den Vorfall im Zug. Dort hatte er vielen Menschen das Leben gerettet und deshalb hatte er es nicht verdient, von ihrer Familie wie Abschaum behandelt zu werden.
An irgendeinen Punkt schlug ihre schlechte Laune um und sie begann damit, sich selbst Vorwürfe zu machen. Wieso konnte sie Dante nicht hassen, obwohl er sie ebenfalls schlecht behandelte? Sie kannte die Antwort und Tränen der Verzweiflung sammelten sich in ihren Augen. Doch sie weigerte sich, auch nur eine von ihnen zu vergießen. Dante sollte nicht auf die Idee kommen gewonnen zu haben, denn nicht er war es, der sie in die Rastlosigkeit trieb, es waren ihre eigenen zwiespältigen Gefühle.
In dieser Nacht, als Dante sich neben sie legte, fühlte es sich an wie das erste Mal. Sie war nervös und zittrig. Eine innere Unruhe quälte sie und einzig ihre Müdigkeit trieb sie in den Schlaf.
Nie zuvor waren Light und Dante näher dran gewesen, gemeinsam in einem Bett erwischt zu werden. Light schmiegte ihre Wange in das Kissen. Ihr Bewusstsein wandelte noch zwischen Realität und Schlaf, als sie ein leises Klopfen hörte, wie von einem Specht, der gegen einen Baum hämmerte. Das Geräusch war definitiv da, aber dennoch wirkte es so unwirklich wie Schnee im Sommer.
Light drehte sich rum. Wie ein Schiff bewegte sich die Matratze unter ihr. Doch es waren nicht nur ihre eigenen Bewegungen, die das Schiff zum Schwanken brachten. Fetzen aus der Wirklichkeit drangen in ihr Gedächtnis und mit einem Ruck wurde sie endgültig aus dem Schlaf gerissen. Mit einem Schlag traf die Realität sie ins Gesicht. Ihr Herz begann schneller zu
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