Lila Black 02 - Unter Strom
Schlimmsten waren einfach Formen ohne jeden Verstand. Sie brauchten keine Vernunftbegabung. Sie liehen sie sich einfach, so wusste er durch Jahrtausende elfischer Forschung. Aber nicht immer. Sie liebten den Äther. Man sah sie als Ausgeburten des Äthers, so wie die Elfen die Ausgeburten des heiligen Strebens nach Intelligenz und Selbsterkenntnis waren; ein Fingerzeig der Natur.
Aber er fühlte sich nicht wie eine heilige Intelligenz. Er war hungrig, durstig, krank und dumm. Der Erdelementar wurde fester und starrte ihn unverwandt mit einem seltsam aufmerksamen Blick an. Vielleicht freute er sich auf den Spaß, zu sehen, wie Zal sich auflöste. Zal fragte sich, in was er zerfallen würde. Menschen, die man hier gefunden hatte, waren zu Flecken von stark eisenhaltigem Staub geworden, umgeben von einigen Salzkristallen – das Wasser war zu dem Zeitpunkt, als die Expeditionen eintrafen, bereits verdunstet.
Dämonen hinterließen Splitter unterschiedlicher kristalliner Komponenten und viele interessante Kügelchen konzentrierter ätherischer Masse sowie diverse Flecken, wie Schatten, an dem Ort, wo sie vergingen. Über elfische Todesfälle gab es keine Aufzeichnungen, aber er vermutete, dass diese fein säuberlich vom Geheimdienst gelöscht worden waren, denn es fiel schwer zu glauben, dass bisher noch keine Elfen versucht hatten hierherzugelangen und dann dem Schicksal erlegen waren, das auch ihm drohte. Magie konnte einen nach Zoomenon bringen, aber nicht wieder weg. Niemand wusste, woran das lag. Die Neugierigen kamen und gingen, bevor ihre unglaublich teuren Portale sich schlossen, aber wenn sie diesen Moment verpassten, starben sie hier und ließen nur ihre Elemente als Zeichen ihres Vergehens zurück.
»Man sagt«, begann Zal ein Gespräch mit seinem neuen Freund. »Man sagt, dass die ätherische Struktur hier so rigide ist, um die elektromagnetischen Probleme unter Kontrolle zu halten, damit diese keine kreativen Handlungen wie das Zaubern erlaubt.«
Der kleine Elementar starrte ihn mit felsiger Ruhe und ebensolchem Verständnis an.
»Ja«, sagte Zal. »Ganz deiner Meinung. Ich glaube, das ist großer Mist. Ich meine, wenn das wahr wäre, wie könntet ihr Jungs dann hier so leicht ein und aus gehen?«
Der Elementar behielt seine Meinung für sich.
»Ich mag dich«, sagte Zal und versuchte zu ignorieren, wie sehr ihn der Geruch des Wesens dazu drängte, etwas Wasser aus ihm herauszuquetschen und zu trinken, egal, wie schlammig es wäre. »Stark und schweigsam. Genau mein Typ. Ich mag es, wenn der Bartender nur zuhört. Ich habe eine Menge zu sagen, und die Kommentare anderer Leute unterbrechen nur meine Gedanken. Dieser Feenmann zum Beispiel, der versucht hat, mich im Kartenspiel zu besiegen. Dieser Kater. Ich hatte das Gefühl, als würde er mein Mädchen ziemlich mögen, du weißt schon. Jetzt ist sie auf irgendeiner Mission allein in Dämonia, und ich sollte ihr helfen, aber ich hatte mit deinen feurigen Freunden eine kleine Party, und jetzt bin ich stattdessen hier. Ich hab ja gehofft, die Schuldgefühle würden mich auffressen, bevor etwas Schlimmeres passiert, aber mittlerweile schleicht sich die Befürchtung ein, dass dem nicht so ist.
Das Problem dabei, dass ich nicht dort bin, ist nämlich, dass mein Mädchen nichts von meiner Frau weiß. Oder meinen anderen Gefährtinnen. Als Mensch muss sie natürlich denken, dass es bei alldem um Sex geht, und das wird mir das Leben echt schwer machen, denn ich muss ihr das später erklären und auch begründen, warum ich es ihr nicht früher gesagt habe. Ich hatte gehofft, dass ich da sein könnte, weißt du?«
Die kartoffelgesichtige Kreatur legte ihren Kopf leicht auf eine Seite, als wäre sie voller Sorge.
»Ja, du verstehst das. Sieht schlimm aus. Ist es wohl auch. Aber da draußen warten Dinge auf sie, die deutlich schlimmer sind als ein ordentlicher Schock wegen des dämonischen Lebensstils, wie du sicher weißt. Die Vendettas zum Beispiel. Aber mit denen kommt sie klar. Das echte Problem ist der Nekromant, den sie in ihrem Herzen stecken hat. Viele Dämonen werden ihn sehen können. Und er ist ein Elf. Das wird ihnen auf die schlimmste Art so richtig gut gefallen. Das wird ihren Status als Journalistin oder Diplomatin oder sogar als Klassenfeind ruinieren. Sie könnte es zu ihrem Vorteil nutzen, aber nur, wenn sie bald Hilfe bekommt, und ich glaube nicht, dass sie Sorcha davon erzählen wird. Außerdem ist Sorcha besessen von Musik und ihrem
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