Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
Vom Netzwerk:
rauszurücken. Wenn du dich nicht beeilst, dreht ihm Misses Clearwater noch den Hals um.«
    Â»Oje, das habe ich vollkommen vergessen.« Sie kratzte sich verlegen am Hals. »Leider stimmt es, was er sagt. Wenn man es genau nimmt, war es sogar meine Idee. Allerdings hatte ich erwartet, dass er dabei etwas mehr dämonische Gewitztheit an den Tag legt.«
    Â»Du hast es ihm erlaubt?« Mildred blieb stehen und blinzelte sie fassungslos an. »Du weißt doch, wie sehr sie ihre preisgekrönte Zuchtkatze vergöttert!«
    Lilith schwante Übles. Den Blick ihrer Tante kannte sie mittlerweile, gleich würde Mildred so richtig sauer werden. Ȁhm … Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass es ein wirklich grauenvolles Gefühl war, als ihr mich alle im Stich gelassen habt?«
    Mildred schluckte schwer, das schlechte Gewissen stand ihr auf die Stirn geschrieben. »Ja, also … Dann soll sich Misses Clearwater mal nicht so anstellen, oder? Am besten wir warten hier einen Moment.« Sie warf ihr einen kritischen Seitenblick zu. »Du hast es wirklich faustdick hinter den Ohren, junge Dame! Bist du eigentlich fertig mit Packen?«
    Â»Schon seit Tagen. Ich kann es kaum abwarten, Dad wiederzusehen!«
    Als Entschuldigung für ihr Misstrauen hatte Mildred Lilith ein wahrhaft großartiges Weihnachtsgeschenk gemacht: eine Reise nach Südamerika zu ihrem Vater. Dafür musste Mildred einen Großteil des Geldes, das für die Reparatur des Daches geplant gewesen war, benutzen und Lilith war klar, dass ihre Tante sich nur wegen ihrer Schuldgefühle dazu hatte hinreißen lassen. Trotzdem hatte sie nicht abgelehnt, dafür freute sie sich viel zu sehr darüber. Und nach allem, was hinter ihr lag, hatte sie irgendwie das Gefühl, diese Reise verdient zu haben.
    Â»Dein Vater ist auch schon ganz aufgeregt und freut sich sehr auf dich. Er hat mich heute Morgen angerufen und mir zugesichert, dass er uns vom Flughafen abholen wird. Ansonsten finden wir nämlich nie zu diesem abgelegenen Dschungeldorf, wo er gerade arbeitet. Ich musste ihm aber noch einmal hoch und heilig versprechen, dass wir als ganz normale Menschen kommen werden: Niemand verwendet seine Kräfte, wir verlieren kein Wort über Bonesdale oder die Welt der Untoten, und Dämonen sind absolut tabu!«
    Â»Ich habe schon mit Strychnin gesprochen und ihm klargemacht, dass er leider zu Hause bleiben muss.«
    Â»Apropos …« Mildred sah unschlüssig in Richtung Küchentür. »Was machen wir jetzt mit dem Chaos da drin?«
    Â»Vielleicht beruhigen sich die beiden ja wieder.«
    Â»Könnte sein.« Mildred warf einen verstohlenen Blick auf ihre Armbanduhr.
    Â»Hast du noch etwas vor?«
    Â»Ã„hm, ja, doch das ist nicht so wichtig.« Sie winkte ab. »Ich bin später nur noch zum Abendessen verabredet, was ganz Unverbindliches, unter Freunden.«
    Lilith wurde hellhörig. Seit sie in Bonesdale lebte, war Mildred noch nie ausgegangen.
    Â»Triffst du dich etwa mit Louis Lambert, dem Vampir?«, fragte sie neugierig.
    Ertappt zuckte Mildred zusammen und eine zarte Röte überzog ihre Wangen. »Vielleicht. Aber das geht dich eigentlich überhaupt nichts an.«
    Â»Aha.«
    Â» Aha? Was meinst du denn damit?«, fragte Mildred gereizt. Ihr Kopf hatte mittlerweile die Farbe eines roten Fossels angenommen. »Da gibt es überhaupt nichts zu aha -en. Das ist nur ein Essen, sonst nix. Überhaupt nix.«
    Â»Schon gut, ich hab’s verstanden.« Lilith konnte sich nur mit Mühe ein Kichern verkneifen.
    Die Küchentür ging auf, lautes Stimmengewirr schwappte in den Garten und Emma streckte den Kopf heraus. »Ach, da seid ihr! Strychnin sitzt mit der Katze oben auf dem Küchenschrank und hat sich gerade eine Serviette umgebunden. Ich glaube, Misses Clearwater steht kurz vor einem Herzinfarkt.«
    Â»Nur über meine Leiche!«, brüllte drinnen eine Frauenstimme.
    Â»Wenn Sie das so wollen, bitte schön!«, krächzte Strychnin zurück.
    Lilith folgte Mildred mit einem Lächeln in die Küche. Endlich war wieder alles beim Alten und es erwartete sie nur der in Bonesdale übliche, ganz alltägliche Wahnsinn.

Wilk, Janine:
    Lilith Parker und der Kuss des Todes
    ISBN 978 3 522 65177 6

    Gesamtausstattung: Christopher Gibbs
    E-Book-Konvertierung: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm
    Â© 2012 by Planet Girl

Weitere Kostenlose Bücher