Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
Vom Netzwerk:
Überreste des Barons geborgen hatte, rief Arthur sogleich eine Initiative ins Leben, um Nightfallcastle vom Ungeziefer zu befreien, notwendige Reparaturen vorzunehmen und das Gestrüpp im Innenhof zu beseitigen. Sobald wie möglich sollte Nightfallcastle wieder im alten Glanz erstrahlen.
    Mister Donahue kniete in der Gruft zwischen den Kränzen und Blumen nieder, nahm einen Edelstein aus einem bereitgestellten Korb und legte ihn auf den geschlossenen Sarg, während er die obligatorischen Worte sprach: »Unsterblich in der Erinnerung!« Er führte den kleinen Stein an seine Stirn, danach über sein Herz und schließlich steckte er ihn in seine Jackentasche. Der Edelstein besaß keine magischen Fähigkeiten, er diente lediglich dazu, die Erinnerung an gemeinsame Zeiten zu bewahren – er war ein Verbindungsstück zwischen der Welt der Lebenden und der der Verstorbenen.
    Mister Donahue nickte Lilith im Vorbeigehen zu und sie lächelte flüchtig, während sie sich einen roten Edelstein aus dem Korb nahm. Sie ging jedoch nicht zum Sarg ihres Großvaters, sondern trat an eine der Nischen. Dort prangte im schwarzen Marmor ein goldenes Oval, in dem ein Foto ihrer Mutter angebracht war. Sie blickte Lilith mit einem sanften Lächeln entgegen, in ihren Augen lag ein liebevolles Funkeln und Lilith fand, dass sie wunderschön aussah. Trotzdem versetzte Cathys Anblick ihrem Herzen einen schmerzhaften Stich. Sie legte den Rubin auf das Bild ihrer Mutter und schluckte schwer. Plötzlich schienen ihr die Worte im Hals stecken zu bleiben und die Sehnsuchtschnürte ihr die Kehle zu. Sie hatte das Gefühl, ihrer Mutter hier so nah zu sein wie noch nie zuvor, und trotzdem waren sie so weit voneinander entfernt wie nur irgend möglich …
    Aus den Tiefen ihrer Seele drängten sich ganz andere Worte nach oben, die sie gerne gesagt hätte: »Komm zurück!«, »Lass mich hier nicht allein!« oder »Bitte hilf mir!«. Ihre Mutter wäre die Einzige gewesen, der sie ihr schreckliches Geheimnis hätte anvertrauen können. Du bist eine Halbdämonin! , Belials Worte hämmerten immer noch in ihrem Kopf und verfolgten Lilith bis in ihre Träume. Außer Strychnin wusste niemand, was sich wirklich in der besagten Nacht vor dem Tor von Nightfallcastle abgespielt hatte, und Lilith hatte auch nicht vor, es jemandem zu erzählen. Zu oft war sie in den vergangenen Wochen wie ein Freak behandelt worden und sie legte keinen Wert darauf, sich erneut in die Rolle der Außenseiterin zu begeben.
    Sie versuchte, die Tränen zurückzuhalten, doch sie folgten bereits einem unsichtbaren Weg über ihre Wangen. Hilfe suchend blickte sie in die Augen ihrer Mutter, doch natürlich blieben sie starr und gaben ihr keine Antwort. Sie würden ihr nie eine geben können.
    Â»Unsterblich in der Erinnerung!«, flüsterte sie, dann berührte sie mit dem Rubin ihre Stirn und danach ihr Herz.
    Hastig steckte sie den Edelstein ein und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
    Als sie aus der Gruft ins Freie trat, sog sie dankbar die kühle Luft ein. Die eisige Kälte war einem milden Winterwetter gewichen und der strahlende Sonnenschein kitzelte Lilith in der Nase.
    Nicht weit von der Gruft entfernt entdeckte sie Matt, der sich mit dem Rücken zu ihr an eine Tanne lehnte und anscheinend auf sie wartete. Er hatte sie noch nicht entdeckt und aus einem Impuls heraus machte sie auf dem Absatz kehrt und lief in die entgegengesetzte Richtung. Leider erwies sich dies als Fehlentscheidung, denn schon an der nächsten Biegung lief sie Scrope in die Arme, der mit bewegter Miene vor einer Gruft stand, die deutlich kleinere Ausmaße als die pompöse Nephelius-Gruft besaß. Auch Scrope schien dieses Zusammentreffen nicht gerade willkommen zu sein, doch er straffte die Schultern und versuchte, ein halbwegs freundliches Lächeln aufzusetzen.
    Â»Sieh an, unsere Lebensretterin! Das ganze Dorf spricht von nichts anderem mehr als deiner Heldentat. Wenn es so weitergeht, veranstalten sie dir zu Ehren noch ein großes Entschuldigungsfest, weil wir dich zu Unrecht verdächtigt haben.«
    Â»Oh nein, bitte nicht«, wehrte sie erschrocken ab. »Momentan möchte ich nur, dass alles wieder so ist wie vorher. Ich habe wirklich genug davon, im Mittelpunkt zu stehen.«
    Â»Nur nicht so bescheiden, Lilith, immerhin hast du ganz alleine den Erzdämon bekämpft

Weitere Kostenlose Bücher