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Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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auf Weiteres in den Besitz des Gremiums über.«
    Lilith erstarrte und ihr Herz schien einen Moment lang stillzustehen. »Sie … sie wollen mir das Amulett abnehmen?«, meldete sie sich zum ersten Mal seit Beginn der Diskussion zu Wort. »Aber es gehörte meiner Mutter, es istdas einzige Andenken, das ich von ihr habe. Sie können es mir doch nicht einfach wegnehmen, oder?« Sie blickte Hilfe suchend zu Arthur und Mildred. »Oder? Das kann er doch nicht?«
    Ãœberall im Raum sah Lilith in betretene und ratlose Gesichter. Die Dorfbewohner schienen wie erstarrt zu sein, immer wieder huschten die Blicke zwischen ihr, Scrope und dem kaum leuchtenden Bernstein umher. Allein Scrope schaute ihr ohne die Spur eines schlechten Gewissens in die Augen. »Natürlich kann ich das«, gab er lapidar zurück. »Wenn man es genau nimmt, gehört das Amulett den Nocturi und als ihr stellvertretender Führer besitze ich die Befugnis, es mir anzueignen.«
    Ihre Hand schloss sich schützend um das Amulett. Dank ihm hatte sie zum ersten Mal in ihrem Leben eine Verbindung zu ihrer Mutter gespürt, und immer wenn sie es trug, fühlte sie sich auf nicht greifbare Weise beschützt, als wäre es ihre Mutter selbst, die über sie wachte … Dieses Amulett war das Wichtigste, was sie besaß, und nun wollte Scrope es ihr einfach wegnehmen?
    Â»Nein!« Sie schüttelte heftig den Kopf. »Das können Sie nicht machen, das ist nicht fair. Ich wollte nie eure Führerin sein, ich habe das Amulett nur deshalb getragen, weil es mich an meine Mutter erinnert, es ist alles, was ich von ihr …« Die Worte blieben Lilith im Hals stecken. Sie versuchte sich zusammenzureißen, doch Scropes gleichgültige Miene verschwamm immer mehr vor ihren mit Tränen gefüllten Augen. »Niemals werde ich das Amulett meiner Mutter hergeben. Niemals!«
    Sie schüttelte Mildreds Hand ab und rannte den Gang entlang zur Tür. Sie wollte so schnell wie möglich weg von hier! Als sie stolpernd ins Freie trat, trug das Meer eine eisig kalte Windböe zu ihr herüber, die über ihre tränennassen Wangen strich.



»Auch wenn es uns gelungen ist, die Menschen unsere Existenz vergessen zu lassen, so gibt es unter ihnen dennoch einige, die sich unserer erinnern. Von Generation zu Generation, von Jahrhundert zu Jahrhundert trugen sie das Wissen um die Welt der Untoten weiter und schützten sich so vor dem Vergessen. Sie haben nur eine Mission: uns zu töten – egal, welcher Art wir angehören, egal, welchen Geschlechts, egal, ob Greis oder Säugling. In ihren Augen sind wir ein Fehler der Natur, den sie um jeden Preis und ohne Gnade ausmerzen müssen. Jeder, der ihnen begegnet, ist des Todes. Hütet euch vor den Jägern, schützt euch und eure Kinder vor den Vânâtor!«
    Geheimer Auszug aus »Grimoire 1 der Untoten«,
Neuauflage von 2010
    L ilith streichelte Archies Hals und vergrub ihr Gesicht in seiner Mähne. »Ach, Archie …« Das Pferd wieherte leise, drehte den Kopf und stupste sie sanft an der Schulter, als würde es sie trösten wollen.
    Die Glühbirne erleuchtete die kleine Scheune, die direkt hinter der Parker-Villa stand, nur schwach und die Winterkälte hatte sich in dem ungeheizten Raum schon unangenehm ausgebreitet. Liliths Füße waren mittlerweile halb erfroren, trotzdem wollte sie die Scheune um nichts in der Welt verlassen.
    Â»Eure Ladyschaft, was ist auf dieser Versammlung geschehen?«, fragte Strychnin nun schon zum fünften Mal.
    Er stand auf einem Strohballen und musterte sie mit ungewohnt ernster Miene. »Ihr seht völlig zerknittert aus, wenn ich das so sagen darf.«
    Â»Wenn schon, dann heißt es zerknirscht «, berichtigte sie ihn halbherzig. »Aber verzweifelt trifft es wohl besser.«
    Er wackelte besorgt mit den Ohren. »Vielleicht kann ich Euch helfen?«
    Lilith schüttelte den Kopf. »Nein, niemand kann mir helfen«, entgegnete sie niedergeschlagen. »Bitte lass mich ein bisschen allein, okay?«
    Entgegen seiner sonstigen Aufdringlichkeit, folgte er ihrer Bitte. »Gut, aber wenn Ihr mich braucht, ruft Ihr mich, versprochen?«
    Â»Versprochen.«
    Nachdem Strychnin sich in einer Rauchwolke aufgelöst hatte, ließ Lilith sich schwerfällig auf einen Strohballen fallen. Sie hatte so viele Probleme am Hals, dass sie nicht einmal mehr sagen konnte,

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