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Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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Absätzen in der Fassade thronten und mit gierig aufgerissenen Mäulern auf sie herunterstarrten. Doch auch die Mauern selbst, die aus dunklem Sandstein bestanden, wirkten sonderbar abweisend. Bei näherem Hinsehen erkannte Lilith auch, weshalb: Skelettschädel und Knochen bleckten aus dem Stein hervor, doch im Gegensatz zu den eingravierten Verzierungen in der äußeren Mauer sahen diese hier wie die Überreste versteinerter Lebewesen aus.
    Â»Sind die Knochen etwa echt?«
    Emma folgte ihrem Blick und schlang fröstelnd die Arme um sich. »Zu meiner eigenen Beruhigung halte ich es lieber für die kunstvolle Arbeit eines Steinmetzen. Echt gruselig! Deine Familie wusste, was sich gehört.«
    Â»Du hättest mich dort oben auf der Leiter fast erwürgt!« Matts wütende Stimme ließ die beiden herumfahren.
    Er befreite sich gerade aus Strychnins eiserner Umklammerung, da er den Dämon beim Hochklettern Huckepack genommen hatte. »Entschuldigt, junger Herr. Als ich einen Blick auf den so weit entfernten Erdboden erhascht habe, übermannte mich die Angst. Mir ist jetzt noch ganz flau.« Strychnin tastete mit dem Zeigefinger sein Handgelenk ab und maß sich den Puls. »Ich will Euch keine Sorgen bereiten, aber wahrscheinlich falle ich gleich in Ohnmacht.«
    Lilith schüttelte entnervt den Kopf. Als sie ihren Freunden vorgeschlagen hatte, Strychnin als kundigen Führer mitzunehmen, hätte sie nicht damit gerechnet, dass er sie so aufhalten würde. »Lasst uns endlich das Tor suchen!«
    Sie tasteten sich den verfallenen Weg entlang, der so überwuchert war, dass sie nur mühsam vorankamen. Dornen verhakten sich in ihren Kleidern, Äste schienen nach ihnen zu greifen und aus dem Dickicht drang immer wieder ein Rascheln und Knacken hervor, das sie jedes Mal aufs Neue alarmiert aufhorchen ließ und ihnen das ungute Gefühl gab, nicht allein hier zu sein. Als endlich der Mauerdurchbruch des Eingangstors vor ihnen auftauchte, atmeten sie erleichtert auf. Matt, der als Erster ihr Ziel erreichte, stieß einen Fluch aus und schon einen Moment später erkannte Lilith, was ihn derart verärgert hatte.
    Wie sie vermutet hatten, war die Innenseite des Tores nicht von Wächtern flankiert, doch das nützte ihnen rein gar nichts: Ein massives Fallgitter versperrte ihnen den Zugang. Matt zog und rüttelte an den Stäben, doch das Gitter bewegte sich keinen Millimeter. »Der Boden ist gefroren, die Stäbe sitzen bombenfest. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn wir das Tor so einfach hätten öffnen können.«
    Â»Bestimmt kann ich mit der Hand durch das Gitter fassen und den Griff erreichen«, meinte Lilith entschlossen.
    Unter den skeptischen Blicken ihrer Freunde quetschte sie Stück für Stück ihre Hand durch eines der stählernen Quadrate. Rostige Metallspäne splitterten ab und gruben sich in ihr Fleisch, doch sie biss die Zähne zusammen und versuchte es weiter.
    Â»Das hat keinen Sinn.« Emma berührte sie sanft am Arm. »Die Stäbe stehen zu dicht beieinander, und selbst wenn du es schaffst, trennen dich noch fast zwei Armlängen vom Griff des Tores.«
    Lilith konnte es nicht fassen, dass sie so kurz vor dem Ziel scheitern sollten. Ohne dieses doofe Fallgitter hätte Matts einfacher, aber genialer Plan sicherlich funktioniert und am Abend der Wintersonnenwende hätte sie dem angelehnten Tor nur noch einen leichten Schubs versetzen müssen. Sie hatte Scropes entgeisterten Gesichtsausdruck schon vor Augen gehabt … Lilith kickte frustriert einen Schneeklumpen zur Seite. »Warum ist dieses blöde Fallgitter überhaupt unten? Derjenige, der das äußere Tor hinter sich geschlossen hat, kann wohl kaum vorher das Fallgitter ausgelöst haben.«
    Â»Vielleicht ahnte Scrope, was wir vorhaben?«, spekulierte Emma. »Er könnte ebenfalls über die Mauer gekommen sein und das Fallgitter heruntergelassen haben.«
    Â»Ich glaube nicht, dass es Sabotage war.« Matt trat an eine Kurbel, die an der Seite des Fallgitters angebracht war, und hielt die zwei zerfledderten Enden eines Seils in die Höhe. »Schaut mal, das Seil ist gerissen, es zerbröselt fast unter meinen Fingern, deswegen wurde der Mechanismus ausgelöst.« Die bröckelnde Mauer, der völlig verwilderte Burghof, das rostige Gitter, das zerfledderte Seil – in Nightfallcastle, der Heimstätte

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