Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
LIMIT - reich, gewissenlos, tot

LIMIT - reich, gewissenlos, tot

Titel: LIMIT - reich, gewissenlos, tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sullivan Mark T.
Vom Netzwerk:
erneut. »Das hier ist der Schlüssel zu einem Vermögen.«
    »Warum finden Sie das so komisch?«
    Etliche Sekunden verstrichen. Sein Lachen wurde sanfter, ein trauriges Lachen.
    »Weil ich meinen Kindern nicht verraten wollte, welche Tür der Generalschlüssel nicht aufschließt«, sagte er. »Sie haben mich die ganze Woche gelöchert, und ich hab sie mit dem Geheimnis aufgezogen. Sie wissen schon, es war ein Spiel. Sie sind gute Spürnasen. Am Ende hatten sie die Wahl zwischen dem Tresorraum und der Tür zum Geheimgang, der Burns’ Villa mit dem Weinkeller der Lodge verbindet. Es war der Tresorraum. Ich wollte es ihnen heute Morgen sagen, gleichsam als Abschiedsgeschenk.«
    »Sie kriegen Ihre Chance.«
    »Ich hoffe es«, sagte er und drückte zum x-ten Mal auf
›Enter‹
, um sein Browserfenster neu zu laden. Da klingelte sein Handy. Er klappte es auf und meldete sich.
    Der Empfang war denkbar schlecht. Er hörte eine rauchige, besorgte Stimme, die rief: »Sag mir, dass ihnen nichts zustoßen wird, Michael!« Es war Patricia, seine Exfrau. Sie brach in Schluchzen aus. »Sag mir, dass es ihnen gut geht!« Patricia hatte schon immer einen Hang zur Hysterie gehabt, aber diesmal war ihre Sorge nicht theatralisch überzogen.
    »Sie werden es schaffen«, sagte er beschwichtigend. »Sie sind zäh. Wo bist du?«
    Es dauerte eine Weile, bis Patricia sich so weit gefasst hatte, um ihm zu erzählen, dass sie in St. Johns war, auf den Virgin Islands. Sie hätten letzte Nacht dort angelegt, erzählte sie. Sie habe sich schon früh auf den Weg gemacht, um frühstücken zu gehen. Im kleinen Lokal am Hafen sei CNN gelaufen. Da habe sie gesehen, wie er um das Leben ihrer Kinder gebettelt habe.
    »Sie haben diesen Mann lebendig verbrannt«, stellte Patricia tonlos fest. »Und dann haben die Kinder geschossen. Warum? Warum haben sie das getan? Was ist da bloß in sie gefahren?«
    »Ich weiß es nicht, Empörung vielleicht?«, sagte er. »Der Wunsch, dem Mann beizustehen?«
    »Das ist doch absoluter Quatsch! Typisch für dich!«, rief sie. »Sie könnten tot sein, und das nur, weil du ihnen solche Flausen in den Kopf setzt!«
    »Die Flausen, wie du sie nennst, sind vielleicht der Grund, warum sie noch leben!«, schoss er zurück. »Hailey hat mir letzte Nacht aus meinem Büro eine Mail geschickt. Als die anderen Geiseln freigelassen wurden, sind sie geblieben, weil sie nach mir suchen wollten. Einer der Terroristen hat sie in meiner Wohnung gefunden. Er traktierte Connor mit Boxschlägen und Tritten und hielt ihm eine Pistole an den Kopf. Daraufhin haben Bridger und Hailey ihn mit ihren Paintball-Pistolen attackiert, bis er am Boden lag, und ihn dann gefesselt.«
    »Wirklich?«
    »O ja, sie haben großen Mut bewiesen«, sagte er. »Falls du es nicht wissen solltest, beim Militär nennt man so etwas ›Tapferkeit vor dem Feind‹.«
    »Ich weiß nur, dass ›Tapferkeit vor dem Feind‹ normalerweise bedeutet, dass man erschossen wird«, entgegnete Patricia. »Diese Geisteskranken sind doch hinter ihnen her. In den Nachrichten reden sie von nichts anderem. Unsere Kinder und die Geiseln. Ständig wird spekuliert, ob sie überleben oder sterben.«
    »Hör nicht hin«, sagte Hennessy.
    »Wie soll das gehen?«, kreischte sie. »Es ist doch überall! Die Leute laden sich zu Hunderttausenden die Verhandlung und Hinrichtung auf ihre iPods und Telefone. Gerade eben hat ein Spezialist behauptet, dies sei eventuell das erste globale Ereignis, das sich hauptsächlich im Internet abspiele. Und meine Kleinen sind mittendrin!«
    Hennessy wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Ted und ich kommen auf der Stelle nach Montana«, sagte Patricia.
    Hennessy seufzte: »Das wär schön, Patricia. Allein packe ich das nicht.«
     
    Im Tunnel, jenseits der Geheimtür im Weinkeller, schlichen sich die Drillinge zu Horatio Burns’ Chalet. Nach den wiederholten Adrenalinstößen, die sie in den letzten Stunden hatten ertragen müssen, hatten sie jetzt weiche Knie. Ein Teil von Hailey wollte sich freuen. Schließlich war ihnen die Flucht aus dem Clubhaus geglückt. Trotzdem wurde sie ein mulmiges Gefühl nicht los. Und während sie sich langsam durch den dämmerigen, modrig riechenden Gang bewegten, der leicht anstieg, sah sie sich immer wieder ängstlich um.
Und wenn der General den Geheimgang kennt? Er weiß doch sonst auch alles, oder nicht? Sind wir hier drin sicher?
    »Ich glaube, hier drin sind wir sicher«, sagte Bridger, als könne er ihre Gedanken lesen.

Weitere Kostenlose Bücher