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Limit

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Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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entweichen würde. Die Mondschwerkraft reicht nicht aus, flüchtige Gase an sich zu binden, einer der Gründe, warum der Mond keine Atmosphäre hat. Nur in ewiger Dunkelheit war mit gefrorenem Wasser zu rechnen, molekular im Mondstaub gebunden, hergelangt durch Meteoriten. Das Vorhandensein solcher permanent beschatteten Abgründe konnte schnell nachgewiesen werden, Einschlaglöcher am Grund des Peary-Kraters etwa, also gleich um die Ecke. Und tatsächlich schienen Messungen das Vorhandensein von Wasser zu bestätigen, was den Aufbau einer komplexen Infrastruktur enorm begünstigt hätte. Die Alternative hieß, es von der Erde hochzuschießen, schon aus Kostengründen der reine Wahnsinn.«
    »Und hat man Wasser gefunden?«, fragte Rogaschow.
    »Bislang nicht. Große Mengen eingelagerten Wasserstoffs zwar, aber kein Wasser. Trotzdem wurde die Basis hier errichtet, weil sich der Transport von der Erde dank Weltraumfahrstuhl einfacher und preiswerter gestaltete als gedacht. Jetzt gelangt es in Tanks zur OSS, und ab da spielt Masse ohnehin keine Rolle mehr. Aber natürlich sucht man weiterhin fieberhaft nach Spuren von H 2 O, außerdem –«, Black wies in die Ferne zu dem tonnenförmigen Gebilde, »– hat man nun doch mit dem Bau eines kleinen Helium-3-Reaktors begonnen, als Reserve für den stetig steigenden Energiebedarf der Basis.«
    »Also, ehrlich gesagt«, bemerkte Momoka Omura nörgelig. »Ich hatte mir eine Mondbasis irgendwie imposanter vorgestellt.«
    »Ich finde sie sehr imposant«, sagte Hanna.
    »Ich auch«, rief Winter.
    »Absolut«, bekräftigte Nair und lachte. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich auf dem Mond bin, dass hier Menschen leben! Es ist einzigartig.«
    »Wartet, bis ihr das Gaia seht«, sagte Lynn geheimnisvoll. »Wahrscheinlich wollt ihr dann gar nicht mehr weg.«
    »Wenn es so aussieht wie der Haufen Plunder da unten, will ich sofort wieder weg«, schnaubte Omura.
    »Baby«, sagte Locatelli schärfer als gewohnt. »Du beleidigst die Gastgeber.«
    »Wieso? Ich habe lediglich –«
    »Es gibt Gelegenheiten, da solltest selbst du mal die Klappe halten, findest du nicht?«
    »Wie bitte? Halt sie doch selber!«
    »Das Hotel wird dir gefallen, Momoka«, fuhr Lynn eilig dazwischen. »Sehr sogar! Und nein, es sieht nicht aus wie die Mondbasis.«
    Chambers grinste. Von Berufs wegen erfreuten sie Kleinkriege wie diese, zumal Locatelli und seine japanische Muse üblicherweise Einigkeit an den Tag legten, wenn es darum ging, andere vor den Kopf zu stoßen. Ohnehin hatte sie vorgehabt, Locatelli in eine ihrer nächsten Sendungen zu bitten, die sie unter das Motto »Krieg der Weltenretter« zu stellen gedachte: »Wie das Aus der Ölbranche unter den Anbietern alternativer Energien Machtkämpfe schürt«. Vielleicht ließ sich die eine oder andere private Frage in den Zopf der Konversation flechten.
    Bester Laune folgte sie Black.
     

LUNAR EXPRESS
     
    Sie betraten den Zug über eine Druckschleuse und legten Helme und Panzerungen ab. Die Luft war wohlig temperiert, die Sitzabmessungen zur Aufnahme von Übergewicht geeignet, wie Rebecca Hsu mitleiderregend seufzte. Sie sagte es zu Amber Orley, mit der Chambers bislang kaum gesprochen hatte. Dabei war Amber zu jedermann freundlich, und auch Julians Sohn hatte sich nach anfänglicher Zurückhaltung als umgänglich erwiesen, sah man von seiner bleiernen Besorgtheit ab, was seine Schwester betraf. Sie verdarb ihm und Amber sichtlich die Laune und schien außerdem das Verhältnis zu seinem Vater zu strapazieren. Nichts von alldem war Chambers entgangen. Ihrer Ansicht nach hatte Lynn den Anflug von Raumkrankheit im Picard simuliert. Etwas stimmte nicht mit ihr, und Chambers war entschlossen, es herauszufinden. Mukesh Nair hatte Tim in Beschlag genommen und ließ ihn wissen, wie sehr er sich des Lebens freue, also setzte sie sich neben Amber.
    »Es sei denn, Sie möchten lieber neben Ihrem Mann –«
    »Nein, überhaupt nicht!« Amber rückte näher. »Wir sind auf dem Mond, ist das nicht der Hammer?«
    »Der Überhammer!«, bestätigte Chambers.
    »Und erst das Hotel«, sagte sie mit dramatischem Augenrollen.
    »Kennen Sie es denn? Bislang wurde ja ein Riesengeheimnis daraus gemacht. Keine Bilder, keine Filme –«
    »In seltenen Momenten hat Verwandtschaft ihre Vorzüge. Lynn hat uns die Pläne sehen lassen.«
    »Ich platze vor Neugierde! Hey, wir fahren.«
    Unmerklich hatte sich der Zug in Bewegung gesetzt. Ätherische Musik durchwob den Innenraum,

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