Lions - Leichte Beute (German Edition)
gefühlt.
Kapitel 4
Mitch wachte mit einem Ruck auf, als er das Knallen einer Tür und laute Stimmen hörte. Er schaute sich in dem Zimmer um, in dem er sich befand. In dem hellen Morgenlicht, das durch die Fenster fiel, war ihm klar, dass er seine Umgebung nicht kannte. Er kannte überhaupt nichts. Weder die Gerüche noch die Geräusche – nichts.
Er war nicht tot, und falls ihn die O’Farrell-Typen erwischt hätten, wäre er tot gewesen. Kerle wie sie verschwendeten keine Zeit mit Geiseln, es sei denn, sie hatten eine Verwendung für sie. Abgesehen davon glaubte er nicht, dass einer von ihnen ein großer Marlon-Brandon-Fan für dessen Endstation-Sehnsucht -Zeiten war. Vielleicht eher, als er den Paten gespielt hatte …
Langsam wandte Mitch den Blick von dem Marlon-Poster ab, das über dem Bett hing, und schaute sich im Zimmer um. NASCAR-Poster und aus Zeitschriften gerissene Bilder von Muscle Cars bedeckten buchstäblich jeden freien Fleck an der Wand. NASCAR-Spielzeugautos waren auf einem Schreibtisch aufgereiht, der sehr unbenutzt aussah. Es gab wenige Bücher, bis auf ein paar über Autoreparaturen und Autobau. In einer Ecke stapelten sich die Autozeitschriften, und in einer anderen Ecke gab es einen kleinen Schrein für den NASCAR-Rennfahrer Dale Earnhardt senior.
Mitch lächelte, obwohl er sich ärgerte. Das musste Sissy Maes Zimmer sein. Auch wenn er nicht gewusst hatte, dass sie so ein großer Autofan war.
Dennoch, sie hatte ihn nicht nach Philly zurückgeschickt, wie er sie gebeten hatte. Eine einfache Sache, und sie ging einen anderen Weg – wie immer.
Als er versuchte, den Kopf zu drehen, bereute er es sofort. Denn es schmerzte höllisch.
Das überraschte nicht. Er konnte praktisch spüren, wie sich in seinem Körper Dinge reparierten. Knochen flickten sich ohne jede Hilfe, abgesehen von seinem beschleunigten Stoffwechsel und dem Geschenk, das ihm seine heidnischen irischen Vorfahren mitgegeben hatten, von selbst zusammen.
Solange er nichts Dummes tat oder sich wieder anschießen ließ, würde er es wohl überleben. Aber dennoch … seine Wunden würden wohl noch ein paar Tage höllisch schmerzen. Darauf freute er sich überhaupt nicht. Er sollte sich also wirklich zurücklehnen und seinen Körper heilen lassen, bevor er sich Gedanken machte über …
Mitch zuckte erneut zusammen und wünschte sich, er hätte es nicht getan, als er einen weiteren Knall und schreiende Stimmen hörte.
In Sorge um Sissy setzte sich Mitch vorsichtig auf und nahm dabei nur seinen linken Arm zu Hilfe. Dann ließ er mit einem weiteren Ächzen die Beine über die Bettkante baumeln, holte noch einmal tief Luft und schob sich auf die Füße. Verzweifelt klammerte er sich ans Betthaupt und zwang seinen Körper, aufrecht zu bleiben. Als die Welle von Schmerz und Übelkeit vorüberging, sah Mitch sich um und lächelte, als er seine 45er neben dem Kissen erblickte, auf dem sein Kopf gelegen hatte.
Er nahm die Waffe in die Hand und ging langsam zur Schlafzimmertür, öffnete sie und ging den Flur entlang. Als er die lange Treppe sah, die ins Erdgeschoss führte, stöhnte er leise, aber das Schreien und Knallen wurde schlimmer.
Entschlossen bewegte sich Mitch die Treppe hinab. Er lehnte sich mit der linken Schulter an die Wand, um sich abzustützen. Außerdem hielt er die Waffe in der Linken, da seine Rechte momentan nicht zu gebrauchen war.
Er war mit links nicht der beste Schütze, aber er konnte genug anrichten, dass Sissy fliehen konnte, wenn es sein musste.
Erleichtert, endlich das Ende der Treppe zu sehen, ging Mitch vorsichtig die letzten paar Stufen hinunter und blieb auf der letzten stehen. Die Treppe führte in eine Diele. Wenn er sich von hier aus nach links wandte, kam er in etwas, das aussah wie das Wohnzimmer der Familie. Wenn er nach rechts ging, gelangte er ins Empfangszimmer. Er nahm zumindest an, dass es das Empfangszimmer war, denn es war absolut makellos und unbenutzt, der andere Raum dagegen … nicht so sehr. Und wenn er geradeaus ging, kam er direkt in die Küche.
Und dort war Sissy. Mitch hatte sie noch nie so wütend gesehen. Sie und ein Mann, den Mitch nicht kannte, fuchtelten sich gegenseitig mit den Zeigefingern vor der Nase herum. Das Einzige, was sie davon abhielt, mit den Fingern aneinanderzustoßen, war der zweite Mann, der zwischen ihnen stand und versuchte, die Anwesenden zu beruhigen.
Kopfschüttelnd und unglaublich erschöpft ließ sich Mitch auf die Stufen sinken.
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