Lisa geht zum Teufel (German Edition)
Andreas. Er war nun doch dankbar dafür, dass Lisa die Initiative ergriffen hatte und ihm ungewollt eine Steilvorlage lieferte.
»Mir gegenüber hat er kein Wort darüber verloren.«
»Das sieht Felipe ähnlich«, sagte Lisa und stieß einen verächtlichen Laut aus.
»Dabei weiß er doch, dass ich ein Haus für mich und Mercedes suche«, meinte Andreas und schüttelte den Kopf. »Mein Vater!«
So verständnisvoll und mitfühlend, wie Lisa nickte, musste alles sehr glaubhaft inszeniert gewesen sein. Sie vertraute ihm. Und Andreas war sich sicher, dass Lisa ihm bald aus der Hand fressen würde.
»Was werden Sie tun? Wollen Sie es den beiden verkaufen?«, fragte er nun.
»Nicht in hundert Jahren. Felipe hat mich bei den beiden so schlechtgemacht, dass wir uns im Haus buchstäblich bekriegt haben. Wenn er nicht sogar in Auftrag gegeben hat, mich fertigzumachen: laute Musik, Knoblauchgestank … Ach, ich will gar nicht mehr darüber reden.«
»Dafür verstehen Sie sich aber doch ganz gut«, sagte er mit gespieltem Erstaunen.
»Wie kommen Sie darauf?«
»Immerhin sind Sie mit den beiden hier.«
»Na ja, wir sind uns etwas nähergekommen, aber selbst wenn sie meine besten Freunde wären … Er hat es eingefädelt, und deshalb kommt er nicht damit durch. Eher würde ich es noch Ihnen verkaufen, was ich aber nicht tun kann, wie Sie sicherlich wissen.«
Andreas schluckte, denn er wusste es nicht. Vielleicht konnte er das Blatt noch einmal wenden, wenn er ihr einen neuen Köder hinwarf.
»Ja, leider … Ich weiß schon … Aber andererseits, nur mal so ins Blaue … Wir könnten damit die Pläne meines Vaters durchkreuzen. Er würde es jedenfalls nicht kriegen und seine Freunde auch nicht. Mal ganz abgesehen davon … Sie wissen, wie sehr meine Mercedes sich in das Haus verliebt hat.« Andreas hoffte, dass seine Masche von in diesem Fall nicht mal gespielter Enttäuschung und seinem Appell an Lisas Kampfgeist, aber auch an ihr Mitgefühl für seine Freundin ihre Wirkung nicht verfehlen würde.
»Nein!«, entgegnete sie aber gleich so vehement, dass es daran nichts mehr zu rütteln gab. »Tut mir leid, aber das geht nicht, Andreas«, fügte Lisa sanft und um sein Verständnis ringend hinzu.
Kein Wunder, dass sich schon sein Vater an ihr aufgerieben hatte. Toll! Plan B war nun auch gescheitert. Wenigstens hatte er es versucht. Nur warum tröstete ihn dieser Gedanke nicht? Ganz unbemerkt drückte er auf einen Knopf seines Handys – das vereinbarte Signal für Mercedes, ihn anzurufen. Und es dauerte keine fünf Sekunden, bis sie sich meldete.
»Ich komme … Verstehe … Ich mach mich gleich auf den Weg«, sagte er. »Ärger im Büro. Ich muss los«, erklärte er Lisa, die verständnisvoll nickte. »Und falls Sie es sich doch noch mal überlegen … Sie können mich jederzeit anrufen«, sagte er, um den Schein zu wahren.
Lisa schüttelte nur den Kopf.
So was von stur! Trotzdem war noch nicht aller Tage Abend. Der Feind hatte seine Festung verteidigt, doch keine Festung war uneinnehmbar. Das hatte ihn sein Vater gelehrt – und auch damit hatte er bisher immer recht behalten.
Es gab Momente im Leben, in denen man dem Schicksal auch für Ärgernisse dankbar sein musste. Felipe hatte zwar auf die Fast-Food-Variante der gefüllten Kartoffel, die lediglich eingeschnitten, in zwei Hälften geklappt und mit einer Auswahl an Beilagen und Soßen serviert wurde, verzichten müssen, nicht jedoch auf das Original, das er noch von seiner Mutter kannte: Patatas rellenas . Sie wurden nicht nur gekocht und dann herzlos mit kalten Beilagen gestopft, sondern liebevoll gefüllt, garniert und zumeist mit leckerem Käse aus der Region überbacken. Gut, dass er den Stand mit andalusischen Spezialitäten entdeckt hatte. Mit dieser Grundlage im Magen konnte er sich mit Andreas die Wahl der Schönheitskönigin ansehen, ohne sich mit Comida rapida , irgendwelchen Fast-Food-Burgern, die es auf Veranstaltungen dieser Art gab, den Magen zu verderben. Der Umzug war vorbei. Am besten ritt er schon mal in Richtung des Zeltes, in dem die Veranstaltung in einer halben Stunde beginnen würde. Die scharfen Beilagen machten durstig. Felipe überlegte, ob er gleich beim nächsten Zelt etwas trinken sollte. Sein Pferd könnte er für den kurzen Umtrunk an einem der Pfosten anleinen, bevor er es zurück zu seinem Transporter brachte. Um diese Zeit war es gar nicht so einfach, sich den Weg durch die Menschenmassen zu bahnen. Aus dem Zelt drangen mehr
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