Little Secrets - Vollkommen verliebt: Roman (Little-Reihe) (German Edition)

gefallen. Ein perfektes Mädchen, das sich immer an die Regeln hält. Und jetzt willst du sie brechen, Ash. Das macht dich aber nicht zu einer Kriminellen – du möchtest einfach nur deine Flügel ausbreiten und das Leben genießen. Und gleichzeitig willst du Sawyer so sehr, dass du dich für ihn total verbiegst.« Er hielt inne, hielt aber seinen flehenden Blick weiter auf mich gerichtet. Ich wollte, dass er den Mund hielt. Ich wollte das alles nicht hören. Es stimmte nicht. Ich war ein anständiges Mädchen. Die Art von Mädchen, die jemand wie Sawyer lieben konnte.
    »Ich bin anständig«, stieß ich mühevoll hervor. Kaum hatte ich es gesagt, kam ich mir ziemlich blöd vor. Besonders, als ich an die vergangene Nacht dachte, in der ich meine Jungfräulichkeit auf der Ladefläche eines Pick-ups verloren hatte, während ich eigentlich zu Hause um meine Grandma hätte trauern sollen. Ich kniff meine Augen zusammen, um die Gedanken an Grandma zu verdrängen. Ich konnte noch nicht über sie nachdenken. So weit war ich noch nicht.
    »Ich habe gar nicht gesagt, dass du schlecht bist, Ash. Hast du mir nicht zugehört? Du hast ein verzerrtes Bild davon, was gut ist. Daran, mit deinem Freund auszubüchsen und zu wissen, dass du von ihm begehrt wirst, ist doch nichts Schlechtes. Auch wenn du irgendeinen verdammten Einkaufswagen auf einem Parkplatz stehen lässt, macht dich das nicht zu einem schlechten Menschen. Berührt werden zu wollen und das in vollen Zügen zu genießen ist nichts Unrechtes. Genau diese Dinge machen dich doch zum Menschen!«
    Tränen traten mir in die Augen. Ich wollte ihm glauben. So lange hatte ich mich schuldig gefühlt, weil ich mich nach etwas sehnte, das verwerflich war, wie man mir eingeredet hatte. Aber hier handelte es sich um Beau Vincent. Er trank zu viel und stellte in aller Öffentlichkeit Dinge mit Mädchen an, die ich noch nie in meinem Leben gemacht hatte … Bis ich begonnen hatte, Zeit mit ihm zu verbringen. Ja, Mom hatte mir immer schon gesagt, der Teufel verkleide sich in lockende Gestalt.
    »Ich hatte gedacht, die alte Ashton sei ganz verschwunden«, fuhr Beau fort. »Und ich habe ihr lange nachgetrauert. Aber einmal, im Speisesaal, da hat sich Haley die ganze Zeit an Sawyer rangemacht und direkt vor deinen Augen mit ihm geflirtet, als wärst du gar nicht da. Ha, und als sie sich zum Gehen wandte, hast du ihr ein Bein gestellt. Sawyer ist das nicht aufgefallen, mir aber sehr wohl.« Beau grinste.
    »Als sie dann da auf dem Boden lag, habe ich ein kleines Feixen in deinem Gesicht gesehen. Dann hast du ihr natürlich aufgeholfen und dich wortreich bei ihr entschuldigt. Aber bis zu diesem Moment hatte ich gedacht, du wärst verloren. Und plötzlich wusste ich, dass meine Ash sich immer noch hinter dieser glatten, perfekten Fassade verbirgt! Von diesem Tag an habe ich begonnen, dich zu beobachten, und habe mich über jedes kurze Aufflackern dieser anderen Ash gefreut, die sich immer dann kurz zeigte, wenn gerade niemand aufpasste. Deswegen habe ich dir auch diese ganzen Sachen an den Kopf geschmissen. Ich wollte, dass du auf mich reagierst. Dass du das nicht auf dir sitzen lässt. Diese Momente, in denen dir der Kragen geplatzt ist und du zurückgeschnauzt hast … Für die habe ich gelebt.«
    »Du warst fies zu mir, damit ich dich anschnauze?«, fragte ich ungläubig.
    Er nickte und küsste mich dann auf die Nasenspitze.
    »Du magst meine hässliche Seite wirklich, oder?«
    »Ach Ash, an dir ist überhaupt nichts hässlich. Du bist von innen genauso schön wie von außen, aber du siehst es einfach nicht. Das ist es, was mich so fertigmacht. Sawyer ist mein Cousin, und ich würde alles für ihn tun. Aber ich find’s so dämlich, dass er dich auf irgendein verdammtes Podest stellt. Ich will dein wahres Ich. Das, das sich langsam aus seinen Shorts windet, weil es weiß, dass mich das total anmacht. Das strahlend durch den Wald auf meinen Pick-up zugestürmt kommt, als würde nichts sonst zählen.« Er umschloss mein Gesicht mit seiner Hand. »Die echte Ashton Gray ist perfekt. Und ich bin total verliebt in sie.«
    Mein Inneres krampfte sich zusammen. Ich empfand etwas für Beau. Wir hatten eine gemeinsame Geschichte, und wir hatten diesen Sommer, aber Liebe war nicht drin. Sawyer stand zwischen uns.
    Beaus Lippen fanden meine, und plötzlich fiel alles von mir ab. All die Sorgen und Ängste, die mir normalerweise im Kopf herumspukten, scherten mich nicht länger. Ich wollte einfach