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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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ehemaligen Ordens waren, noch auf dem Weg in die relative Sicherheit von Rudolfos Neun Wäldern, abgeschlachtet worden. Und in Turam hatte sich der alte König lange genug gegen seine Krankheit gestemmt, um einen seiner ehemaligen Generäle zu einem starken Statthalter seines Throns zu ernennen. Die Bundschaft mit dem östlichen Nachbarn Pylos war verstärkt worden, ebenso mit den unabhängigen Stadtstaaten entlang der nördlichen Smaragdküste. Petronus deutete auf den einzigen anderen Stuhl im Raum. »Setzt Euch zu mir, Grymlis.«
    Grymlis setzte sich, und sein Unbehagen war nicht zu verbergen. Als er Petronus’ Blick begegnete, hatten seine Augen die Farbe eines stürmischen Himmels. »Ich werde offen sprechen, Vater«, sagte er. »Was Ihr tut, ist eine Torheit, Charles hin oder her.«
    Petronus seufzte und lehnte sich in seinen Sessel zurück, seinen Stift legte er zur Seite. »Vielleicht ist es das. Aber ich sehe keinen anderen Weg durch diesen whymerischen Irrgarten.«
    Die Augen des Hauptmanns verengten sich. »Glaubt Ihr so fest daran, dass Ihr dafür sterben würdet?«
    Petronus lachte leise, auch wenn er selbst nicht verstand, was daran lustig war. »Ich bin nicht sicher, ob das, was ich glaube, überhaupt von Bedeutung für dieses Glücksspiel ist, auf das ich mich einlasse. Wenn Charles lebt und etwas über dieses vermeintliche Heiligtum des Lichts weiß, könnte es die Benannten Lande retten, falls es zum Schlimmsten kommen sollte. Und im besten Fall könnte es uns etwas wiederbringen, das wir verloren haben.« Er blickte auf den Papierstapel, hob ihn auf und glättete die Kanten, dann hielt er inne und suchte nach einer Schnur. »Aber deshalb seid Ihr nicht hier, dessen bin ich mir sicher. Ihr wisst bereits, dass meine Sturheit des Öfteren meiner Vernunft davonläuft.« Er fand die Schnur, rollte ein Stück davon auf dem
Tisch aus, legte die mittlerweile gerade ausgerichteten Papiere darauf und fing an, die Knoten zu knüpfen, die das ansehnliche Bündel zusammenhalten würden.
    Grymlis schüttelte den Kopf. »Ich habe Nachricht von Esarovs Vogelpfleger erhalten. Mit ein paar Tagen Verspätung zwar, aber das ist immer noch besser, als es nie zu erfahren.«
    Petronus blickte auf, legte aber einen Finger auf die Stelle, an der er gerade den letzten Knoten geknüpft hatte. »Eine weitergeleitete Nachricht?«
    Grymlis nickte. »Ja.« Er griff in seine Tasche und zog einen verknitterten Zettel heraus, den er herüberreichte.
    Petronus nahm ihn und las ihn rasch. »Also haben Zigeunerspäher den Posten in Caldusbucht übernommen, und Rudolfo ist uns auf die Schliche gekommen.«
    Petronus war Grymlis’ Plan, den Posten weiter zu betreiben, immer skeptisch gegenübergestanden, aber er hätte nicht damit gerechnet, dass es Rudolfo selbst sein würde, der darüber stolperte. Er hatte vielmehr Angst gehabt, dass derjenige, der ihn tot sehen wollte, weitere Blutspäher schicken würde, um das Werk des ersten Attentäters zu Ende zu bringen. Stattdessen hatte der Zigeunerkönig selbst einen seiner Vögel abgefangen und durch ihn seine eigene Botschaft überbringen lassen.
    Er blickte wieder auf die Nachricht. »Was will er Eurer Meinung nach?«
    Grymlis sah wütend aus. »Ich weiß nicht, was er will, aber meine Männer dürfen nicht von ihm herumkommandiert werden. Ich werde ihn dafür scharf zur Rechenschaft ziehen, sobald er hier ist.«
    Sobald er hier ist? Petronus spürte, wie er die Luft anhielt. »Rudolfo? Er kommt hierher?«
    Grymlis nickte langsam. »Jawohl. Esarov hat den Piraten geschickt, um ihn zu holen.«
    Was war das für ein Damenkrieg-Spiel, das der Demokrat hier
aufzog? Und was war über Rudolfo gekommen, dass er mit einer frischgebackenen Ehefrau und einem Kind zu Hause durch die Lande zog, um bei ihm Audienz zu suchen? Weshalb hatte er nicht einfach einen Vogel geschickt?
    Esarov musste wissen, dass er die ohnehin schon heikle Bundschaft zwischen den Entrolusiern und den Zigeunern schwer gefährdete, wenn er den mächtigsten Mann der Benannten Lande ins Herz des Bürgerkriegs brachte. Petronus’ Gedanken wanderten weiter zu dem bevorstehenden Gerichtsverfahren, und er drehte und wendete den Zahlenschlüssel dieser neuerlichen Rufellokassette. Konnte Rudolfo etwas dazu beitragen, an das er nicht gedacht hatte?
    Petronus spürte das Klicken, mit dem die Ziffernfolge in seinem Verstand einrastete, und schlug sich aufs Knie. »Er will, dass der Zigeunerkönig Charles mitnimmt.«
    Grymlis’ Augen

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