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Lockend klingt das Lied der Wueste

Lockend klingt das Lied der Wueste

Titel: Lockend klingt das Lied der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McMahon
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    Von ihrem Besuch im Nomadenlager her wusste er, dass sie Kinder mochte. Er konnte sich vorstellen, dass sie eine gute Mutter sein würde. Zum ersten Mal seit drei Jahren hatte Karim das Gefühl, dass er vielleicht doch auf eine neue Zukunft hoffen durfte.

9. KAPITEL
    Als sie zum Auto zurückkehrten, schlug Karim vor, das Mittagessen in seiner Villa einzunehmen. „Die Tour können wir anschließend fortsetzen.“
    „Von mir aus gern“, stimmte Lisa zu.
    Auf dem Weg zur Villa warf er ihr immer wieder kurze Blicke zu. Lisa war so ganz anders als Nura. Sie verlangte nicht nach ungeteilter Aufmerksamkeit, und sie brauchte auch nicht ständig irgendwelche Aktivitäten um sich. Sie schwiegen fast während der gesamten Fahrt, doch es war ein angenehmes Schweigen.
    Karim fand Lisas Gegenwart erholsam und gleichzeitig fesselnd. Eine interessante Kombination. Ob andere Frauen ebenso leicht zufriedenzustellen waren?
    Da er Bescheid gegeben hatte, dass er einen Gast mitbrachte, war der Lunch bei ihrem Eintreffen schon vorbereitet und wurde im Patio serviert. Sie saßen am Brunnen, wie beim ersten Mal, nur dass der Rollstuhl diesmal fehlte.
    „Es ist so wunderschön hier“, sagte Lisa mit einem Seufzer.
    Der Salat war frisch und knackig, das Brot knusprig und noch warm.
    „Bedauerst du es, dass wir das Essen nicht selbst zubereitet haben?“, wollte er wissen, nachdem sie den ersten Bissen genommen hatte.
    Lächelnd schüttelte sie den Kopf. „Mit den Künsten deines Küchenchefs hätte ich nie konkurrieren können. Es schmeckt fantastisch.“
    Unter lockerem Geplauder beendeten sie ihren Lunch. Anschließend fragte Lisa, ob sie die Villa von innen sehen dürfe und er ihr erlauben würde, einige Fotos von den Gärten zu machen.
    Karim zögerte. Seine Privatsphäre war ihm heilig. Andererseits würden ein paar Außenaufnahmen dem keinen Abbruch tun.
    „Aber nur ohne das Haus im Hintergrund“, bat er sich aus.
    Lisa versprach es. Dann standen sie auf und betraten die Villa.
    Der Marmorboden im Foyer strahlte eine angenehme Kühle aus, die Wände waren mit champagnerfarbenen Seidentapeten bespannt. Die von Zimmerpalmen umgebenen Sessel waren aus feinem Leder, an der Decke hing ein kostbarer Kristalllüster. Der Raum sah aus wie ein Foto in einer Wohnzeitschrift der Avantgarde.
    „Der Lüster stammt aus Frankreich“, erklärte Karim. Dann ging er voran in den Salon. An der Tür blieb Lisa stehen. Bei ihrem ersten Besuch hatte sie bereits einen Blick hineingeworfen. Er war ganz in Gelbtönen gehalten und gefiel ihr überhaupt nicht. Sie bevorzugte kräftigere Farben.
    „Ein bisschen kühl und förmlich“, gab Karim zu und blickte sich um, als sähe er den Raum zum ersten Mal. „Ich halte mich hier so gut wie nie auf.“
    „Warum richtest du den Salon dann nicht nach deinem Geschmack ein?“
    Ihr Vorschlag rief Abwehr in ihm hervor. „Nura hat ihn dekoriert.“
    „Eigentlich ist diese riesige Villa ohnehin viel zu groß für eine Person“, fuhr Lisa fort. „Wenn du wirklich so entschlossen bist, nie mehr zu heiraten, warum verkaufst du sie dann nicht an eine Familie mit Kindern, die Leben ins Haus bringen?“
    Karim zog die Brauen zusammen. „Die Villa ist mit vielen Erinnerungen an meine Frau verbunden. Warum sollte ich sie verkaufen wollen?“
    „Deine Frau wird auch so immer in deiner Erinnerung bleiben, dazu brauchst du kein Haus“, erwiderte Lisa sanft. „Hat Nura nie etwas verändert?“
    „Oh doch, sie liebte es, ständig umzudekorieren. Diesen Salon beispielsweise hat sie mindestens drei Mal neu eingerichtet. Sie war immer nur für kurze Zeit mit dem Erscheinungsbild zufrieden, dann musste wieder alles geändert werden.“
    Karim dachte daran, wie begeistert Nura jedes Mal gewesen war, wenn sie schicke Stoffe, kostbare Tapeten und Accessoires gefunden hatte, mit denen sie die Räume neu gestalten konnte. Mehr als einmal hatte er sie damit aufgezogen, dass sie froh sein konnte, ein Haus mit so vielen Zimmern zu besitzen. Die Erinnerung daran versetzte ihm einen kleinen Stich. Doch es tat nicht mehr so weh wie sonst.
    „Verzeih, ich wollte dir nicht zu nahe treten“, murmelte Lisa.
    „Das bist du nicht.“ Karim blickte auf die üppige Blütenpracht vor dem Fenster. „Ich bin mit den Dingen zufrieden, so, wie sie sind. Meine Frau ist tot, und nichts wird sie mir mehr zurückbringen. Mein jetziges Leben unterscheidet sich zwar sehr von meinem früheren, aber ich habe mich daran gewöhnt.

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