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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Unfähigkeit der britischen Arbeiterklasse bis zu dem Wahnsinn, eine Frau auf den Thron zu setzen. Er hat beim Mittagessen kräftig getrunken und wohl auch noch den ganzen Nachmittag weitergewettert. Gerade als es schien, dass sich die Wogen wieder geglättet hatten, griff er sich an den Kopf und brach zusammen. Wir haben ewig gebraucht, um ihn rauf in sein Schlafzimmer zubringen. Dann haben wir sofort nach dem Arzt geschickt, doch auch der hat ewig gebraucht, bis er endlich kam, und den Rest weißt du. Es machte mich wahnsinnig, nicht zu wissen, wo du warst, aber Terry sagte, er wüsste, wo du zu finden wärst.«
    Patrick ignorierte diese letzte Bemerkung und sagte: »Ich glaube, ich gehe jetzt rauf und rede mit dem Doktor. Terry hat was von einem Schlaganfall erwähnt, womit er wahrscheinlich Recht hat. Vater war ja schon immer sehr aufbrausend, nicht wahr?«
    Kitty tauchte wieder auf, und Julia sagte zu ihr: »Nun, Irin, du hast mehr Verstand, als ich dir zugetraut hätte, unseren Patrick hier zurückzuweisen. Er hält sich nämlich für ein Gottesgeschenk an die Frauenwelt, weißt du. Nun denn, was ich jetzt noch rausfinden muss, ist, wie ich es anstelle, dass diese Sache meine Heiratspläne nicht bedroht. Wenn er jetzt stirbt, bring ich ihn um!« Sie lachte über sich selbst. »Nun, wenn das nicht irisch ist, dann weiß ich nicht.«
    Barbara rief entsetzt: »Julia, wie kannst du jetzt nur an dich denken?«
    Julia blickte Kitty an und sagte: »Du weißt es, stimmt's? Eine Frau muss immer zuerst an sich denken. Die Männer werden unsere Bedürfnisse immer ihrer Bequemlichkeit unterordnen. Von einer Frau erwartet man, dass sie alles für die Liebe opfert, aber welcher Mann ist dazu schon bereit? Wenn eine Frau sich nicht um sich selbst kümmert, tut es keiner. Ich bin eine Überlebenskünstlerin und Kitty ebenfalls. Und du Hascherl hast keinen Mumm; du träumst nur, anstatt Rückgrat zu zeigen, wie du solltest! Um Himmels willen, jetzt hör schon auf zu flennen. Ah, da ist ja der Tee. Ich glaube, ich werde meinen mit ein wenig Brandy würzen. Wie steht's mit dir, Kitty?« Kitty nickte, und schon piepste Barbara: »Ich auch, bei Gott!«
     
    Patrick betrat leise das Schlafzimmer seines Vaters und sah, wie der Arzt gerade seinen Koffer schloss. »Ah, Mr. O'Reilly, ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Und Sie werden sich freuen zu hören, dass Ihr Vater nur einen sehr leichten Schlaganfall hatte. Er wird jetzt den Rest der Nacht tief schlafen, aber das ist ganz natürlich. Seine Augen sind ziemlich blutunterlaufen. Es wird ein paar Tage dauern, bis sich das wieder zurückbildet. Ob Lähmungen zurückbleiben, kann ich jedoch erst sagen, wenn ich ihn morgen noch mal untersucht habe.« Er warf einen Blick aufs Bett und bat Patrick dann mit einem Wink nach draußen. »Also, ich möchte Sie ja nicht unnötig beunruhigen, aber diesen leichten Schlaganfällen folgt meist Tage oder Wochen später ein massiver Anfall, der den Patienten völlig lähmt oder gar tötet. Sie sollten es als Warnung sehen. Im Moment jedoch können Sie nichts weiter tun, als ihn warm und ruhig zu halten.«
    Patrick brachte den Arzt zur Haustür und ging dann zu seinen Schwestern in den Salon, die dort bereits ungeduldig auf ihn warteten.
    »Der Doktor sagt, er hat Glück gehabt, es ist nur ein leichter Schlaganfall. Ich schlafe heute Nacht bei Vater im Zimmer und schlage vor, ihr Mädchen geht jetzt ins Bett und versucht, ein wenig Schlaf zu kriegen. Ihr könnt dann morgen übernehmen. Und ihr wisst ja, wie er ist, wenn er krank ist. Er wird jeden bis zur Erschöpfung herumhetzen.« Er blickte Kitty an.
    Sie war totenblass und schien sich kaum mehr auf den Beinen halten zu können. Eine heftige Welle der Zärtlichkeit übermannte ihn. Am liebsten hätte er sie aufgehoben und ins Bett getragen. Er wollte sie an sein Herz drücken und sie um Verzeihung bitten, dass er sich ihr gegenüber so schweinisch benommen hatte. Er schwor sich, es wieder gutzumachen, aber nun war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Er dachte, das Beste, was er im Moment für sie tun konnte, war sie in Ruhe zu lassen. Also sagte er Gute Nacht und ging hinauf zu seinem Vater.
     
    Jonathan O'Reilly war ein zäher Bursche und erholte sich innerhalb weniger Tage. Das Einzige, was ihm von seinem Schlaganfall blieb, war ein leichtes Nuscheln und ein leicht hochgezogener Mundwinkel, der ihm den Anschein gab, ständig über etwas amüsiert zu sein. Die drei jungen Frauen, die sich

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